Dry Tortugas: Seuchenspital auf versunkener Insel entdeckt

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Archäologischer SchatzForscher entdecken versunkene Seucheninsel vor Florida

Der Dry-Tortugas-Nationalpark am Ende der Florida Keys liegt fast komplett unter Wasser. Das war nicht immer so, wie der Fund von Überresten eines Quarantänespitals und eines Friedhofs auf einer vor langer Zeit untergegangenen Insel zeigt.

Der Dry-Tortugas-Nationalpark ist selbst aus dem Weltall zu sehen – das, obwohl er zu 99 Prozent unter Wasser liegt. 
Der 262 Quadratmeter grosse Park umfasst unter anderem sieben winzige Sand- und Korallen-Inseln, die Dry Tortugas genannt werden. 
Er ist berühmt für ein reichhaltiges Leben unter Wasser, farbige Korallenriffe und Legenden um Schiffswracks und versunkene Schätze.
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Der Dry-Tortugas-Nationalpark ist selbst aus dem Weltall zu sehen – das, obwohl er zu 99 Prozent unter Wasser liegt. 

Google Earth Pro

Darum gehts

  • Archäologinnen und Archäologen haben im Golf von Mexiko nicht nur eine versunkene Insel, sondern auch die Überreste eines Seuchenspitals und eines Friedhofs entdeckt.

  • Die Funde stammen aus dem 19. Jahrhundert und stehen mit dem nahegelegenen Fort Jefferson in Verbindung.

  • Wahrscheinlich wurden hier mit Gelbfieber infizierte Patientinnen und Patienten untergebracht, um die Ausbrüche in dem Fort einzudämmen. 

  • Der Untergang der Seucheninsel ist laut den Forschenden Klimawandel und Stürmen geschuldet.

Der Sunshine-State der USA – Florida – ist unter anderem für seine Strände, wilde Partys und Disney-Parks bekannt. Auch das Kennedy Space Center in Cape Canaveral zieht scharenweise Besucherinnen und Besucher an. Genauso wie die Everglades und die berühmteste aller Florida Keys, Key West. Alle Hotspots haben eines gemeinsam: Sie befinden sich allesamt an Land.

Doch auch unter Wasser findet sich Sehenswertes: Von einem «coolen Fund» berichten nun Mitarbeitende des Dry-Tortugas-Nationalparks. Sie sind, gemeinsam mit Forschenden des Southeast Archaeological Centers und der University of Miami, auf einer versunkenen Insel im Golf von Mexiko auf die Überreste eines Seuchenspitals und eines Friedhofs gestossen.

Genaue Lage der versunkenen Insel ist geheim

Wo genau sich Spital und Friedhof befinden, verraten die beteiligten Parteien nicht: «Wir würden so gerne Auskunft geben, aber zum Schutz der Stätte und anderer potenzieller Ressourcen in diesem Gebiet dürfen wir den Standort nicht nennen», teilt der Dry-Tortugas-Nationalpark mit. Kulturelle Stätten und Artefakte seien durch Bundesgesetze geschützt. Entsprechend vage sind die offiziellen Angaben: Die versunkene Insel liege in der Nähe von Garden Key, der Insel, auf der sich Fort Jefferson befindet.

Infizierte Soldaten und Zivilisten

Das Team entdeckte in der Tiefe unter anderem das Grab eines Mannes namens John Greer, einem Arbeiter, der am 5. November 1861 starb. Die Einzelheiten seines Todes seien unklar, heisst es in einer Mitteilung. Aber sein Grab sei deutlich mit einer grossen Steinplatte aus Grauwacke, einem Sandstein, markiert. Aus dem gleichen Material bestehe auch der erste Stock von Fort Jefferson.

Warum, ist bislang unklar. Doch es deutet auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Inseln hin. Es ist nicht der einzige Hinweis dieser Art. Gemäss der historischen Aufzeichnungen könnten Dutzende von Menschen, hauptsächlich ehemals in Fort Jefferson stationierte US-Soldaten, dort begraben sein. Unter welchen Umständen die Menschen ums Leben gekommen sind, ist bislang nicht bekannt. Einige könnten dem von Moskitos übertragenen Gelbfieber erlegen sein. Schliesslich wurde das Quarantänespital zwischen den Jahren 1890 und 1900 zur Isolierung und Behandlung von Gelbfieberpatientinnen und -patienten genutzt.

Tatsächlich gab es in Fort Jefferson mehrfach grössere Ausbrüche, die Dutzende Menschen töteten. Angesichts des begrenzten Platzes von Garden Key wurden die umliegenden Inseln für die Isolation der Infizierten genutzt. Obwohl die Seuchenspitäler nur minimal ausgestattet waren, «rettete die Verlegung kranker und sterbender Patienten wahrscheinlich Hunderte vor einem ähnlichen Schicksal».

Menschengemachter Klimawandel und Stürme führten zum Untergang

Der Fund verdeutliche auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ressourcen in den Dry Tortugas, schreibt der US-Nationalparkdienst. Friedhof und Spital seien zwar ursprünglich an Land errichtet worden, doch aufgrund der dynamischen Bedingungen hätten sich viele der Inseln im Laufe der Zeit verschoben. «Der Klimawandel und grosse Stürme haben zudem dazu geführt, dass sich einige Inseln gesetzt haben und unter den Wellen weggespült wurden.» Wie mächtig die Naturgewalten im Sunshine-State sein können, haben auch die Besitzer der Kuppelhäuser von Florida erfahren müssen:

Vor der Südwestküste Floridas bietet sich ein überraschendes Bild.
Mitten im Golf von Mexiko, rund 60 Meter vom Cape Romano entfernt, stehen sechs Kuppelhäuser im Wasser.
Wer sich ganz nah heran wagt, erkennt: Die Gebäude sind in einem schlimmen Zustand.
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Vor der Südwestküste Floridas bietet sich ein überraschendes Bild.

Facebook.com/Kate Pezzullo

Die Forschungsarbeiten im Dry-Tortugas-Nationalpark dauern derweil an.

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