River CountryDas traurige Ende von Walt Disneys erstem Wasserpark
Volles Haus – diese Zeiten sind in River Country, Disneys erstem Wasserpark, lange vorbei: Im Jahr 1976 eröffnet, wurde er 2001 schon wieder geschlossen und rottete über Jahre vor sich hin. Doch nun ist Bewegung in die Sache gekommen. Oder doch nicht?
Darum gehts
Der erste Wasserpark des Walt-Disney-Konzerns überdauerte nur 25 Jahre.
Danach gab er vor allem Rätsel auf.
Denn nach der Schliessung im Jahr 2001 liess Disney die Kulissen einfach verfallen.
17 Jahre tat sich auf dem Gelände in Florida gar nichts mehr.
Dann kam da Leben zurück: Die alten Bauten wurden abgerissen, ein luxuriöses Hotelresort sollte entstehen.
Doch auch daraus wurde nichts.
Pools, Rutschen, Schaukeln über dem Wasser und ein echter Badestrand. Das Ganze in einer Landschaft, in der sich Mark Twains Romanfiguren Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu Hause gefühlt hätte (siehe Bildstrecke oben). Damit begeisterte River Country, wie der erste Wasserpark des Walt-Disney-Konzerns hiess, über Jahre Gross und Klein. «Er war ein grossartiger Ort, um sich im Sommer abzukühlen und bot jede Menge Spass für die ganze Familie», heisst es in einem Nachruf.
Im Jahr 1976 am Ufer des Bay Lakes in Florida eröffnet, erfreute sich River Country über viele Jahre grosser Beliebtheit. Schon im ersten Jahr kamen rund 4700 Gäste am Tag – eine grosse Erleichterung für den Disney-Konzern. Denn der Wasserpark war seine Antwort auf die weltweite Ölkrise von 1973, die auch für Disney schwierige Zeiten bedeutete: Die Besucherzahlen im erst zwei Jahre zuvor eröffneten Walt Disney World Resort gingen zurück. Die Betriebskosten dagegen stiegen infolge der Krise. Mit deutlich kleineren, aber nicht weniger spektakulären Parks, die an die grosse Walt Disney World (siehe Box) angegliedert sind, wollte man dem etwas entgegensetzen.
Das ist Walt Disney World heute
«Eine Art Schwimmloch auf Steroiden»
Im Jahr 1974 eröffnete zunächst Treasure Island, eine Art kleiner Zoo, im Jahr 1976 schliesslich River Country. Statt standardisierter Rutschen wie in anderen Wasserparks zu dieser Zeit, gab es hier eigens für River Country entworfene Attraktionen. Zu den Favoriten zählten Wildwasser-Stromschnellen, der Upstream Plunge und die Slippery Slide Falls. Das Wasser dafür bezog Disney aus dem angrenzenden See.
Weiteres Highlight: die Wasserrutsche Whoop 'n' Holler Hollow. Dort gab es zwei getrennte, kurvenreiche Rutschen – eine 260 Fuss (rund 80 Meter) und eine 160 Fuss (rund 55 Meter) lang – an deren Ende die Gäste in das Ol Swimmin' Hole stürzten, «einem dem Tom-Sawyer-Schwimmloch nachempfundenen Pool», wie ein ehemaliger Besucher auf Flickr.com schreibt. Spektakulär sei dieser gewesen: «Es war eine Art Schwimmloch auf Steroiden.» Über ihn führten Seilrutschen und der sogenannte «Boom Swing». Reifenschaukeln und Stege komplettierten den Spass.
Als erste rutschte am 20. Juni 1976 Susanne Ford, die Tochter des damaligen US-Präsidenten Gerald Ford, die Bahn in den See hinab.
Disney kannibalisierte sich selbst
Im Herbst 2001 schloss River Country dann seine Türen, so wie jedes Jahr zu Beginn der Wintersaison. Doch im April 2002 offenbarte ein Disney-Sprecher im «Orlando Sentinel», dass der Wasserpark nur dann wieder eröffnen würde, wenn die Nachfrage gross genug sei. Zwei Monate später gab der Konzern dann bekannt, dass River Country in diesem Jahr sicher geschlossen bleiben würde. Das blieb er auch in den Folgejahren, ohne dass sich hinter dem Zaun etwas tat. Im Jahr 2005 verkündete Disney das Ende von River Country. Zu diesem Zeitpunkt hatte man den einstigen Prestige-Park schon längst sich selbst überlassen und der Verfall hatte eingesetzt. Offizieller Grund für das Aus war das Ausbleiben von Besucherinnen und Besuchern.
Anders als in den 1970er-Jahren war daran aber keine internationale Krise dafür verantwortlich, sondern der Disney-Konzern selbst. Nachdem River Country in Hochzeiten von Besuchern überrannt zu werden drohte und es keine Möglichkeiten zur Expansion gab, schuf Disney kurzerhand neue und laut einer Disney-Sprecherin «grössere und besser» Wasserparks: Typhoon Lagoon (1989) und Blizzard Beach (1995). Das Interesse an dem Wasserpark-Original von 1976 sank rapide.
Während die neuen Parks Platz eins und zwei im 2001er-Ranking der «World’s Best Water Parks» belegten, schaffte es River Country noch nicht einmal unter die 15 Besten.
Tote, ein Parasit und kaltes Wasser
Stillschweigen und voranschreitender Verfall
Rätselhaft ist aber, warum der Disney-Konzern die Wasserattraktionen nach der Bekanntgabe des endgültigen Endes weiter verrotten liess. Denn viele Jahre geschah auf dem rund 20’000 Quadratmeter grossem Gelände nichts. Fotos von sogenannten Urban Explorern und Lost-Places-Fans dokumentieren den Verfall. Laut ihnen spielte das «River Country Closing Theme» im verlassenen Park weiter. Auch die Lichter sollten sich nach wie vor automatisch eingeschaltet haben, da Disney den Wasserpark anscheinend nicht von der Stromversorgung getrennt hat. Im Jahr 2013 versuchten Fans erfolglos, den Park mit einer Petition zu retten. Vom Konzern selber hörte man dagegen lange nichts.
Grosse Pläne, doch Zukunft ist weiter offen
Erst August 2016 meldete sich Disney wieder zu Wort und erklärte, den Upstream Plunge zu entleeren und mit Erde zu füllen – wohl um zu verhindern, dass Moskitos dort brüten und sich ausbreiten, wie ein Urban Explorer auf Youtube vermutet. Im Jahr 2017 wurde der Pool dann gefüllt (siehe folgende Bildstrecke). Im Jahr darauf gab der Konzern bekannt, auf dem Areal ein Hotel zu errichten: ein «naturnahes» Luxusresort namens «Reflections – A Disney Lakeside Lodge». Von 900 Hotelzimmern war die Rede, von Disney-Figuren in den Zimmern, und davon, dass es im Jahr 2022 eröffnen sollte.
Doch daraus wurde nichts: Zwar begann im Jahr 2019 der Abriss der früheren Attraktionen, doch dann kam die Covid-19-Pandemie und der Konzern stellte alle grösseren Bauarbeiten auf dem Grundstück des Walt Disney World Resorts ein. Der anvisierte Eröffnungstermin wurde zunächst verschoben und Mitte 2022 komplett gestrichen. Wie es auf dem Gelände in Zukunft weitergeht, ist wieder offen.
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