Nein, Tiffany Dover ist nach der Impfung nicht gestorben

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Ohnmächtige KrankenpflegerinNein, Tiffany Dover ist nach der Impfung nicht gestorben

Der Kollaps der US-Krankenpflegerin wird von Impfskeptikern als Beweis dafür geführt, dass die Coronaimpfung gefährlich sei. Nun behaupten sie auch noch, Tiffany Dover sei an den Folgen gestorben. Doch auch das ist nicht wahr.

Die amerikanische Pflegedienstleisterin Tiffany Dover wurde gegen das Coronavirus geimpft. Kurz danach fiel sie in Ohnmacht. Mit dem Impfstoff hatte das aber nichts zu tun.

Video: WTVC Newschannel 9

Darum gehts

  • Eine Spitalmitarbeiterin aus den USA kippte wenige Minuten nachdem sie die Corona-Impfung erhalten hatte um.

  • Impfskeptiker und -gegner werteten das als Beweis dafür, dass das Vakzin nicht gut ist.

  • Recht haben sie damit aber nicht: Mit dem Impfstoff selbst hat die Ohnmacht nämlich rein gar nichts zu tun.

  • Und noch in einem weiteren Punkt irren sie: Die Pflegefachfrau ist nicht gestorben.

Update vom 21. Dezember 2020:Um die vermeintliche Gefährlichkeit des Coronaimpfstoffs von Pfizer/Biontech unter Beweis zu stellen, haben Impfskeptiker nicht nur wichtige Informationen unterschlagen, indem sie die Erklärungen von der Betroffenen selbst, ihren Arbeitskollege und der CDC wegliessen (siehe Text unten). Manch einer schreckte auch nicht davor zurück, zu vermelden, dass Dover infolge der Impfung verstorben sei. Daran ist jedoch nichts dran, wie Dovers Arbeitgeber auf Twitter postete: «Krankenschwester Tiffany Dover weiss die Sorge um sie zu schätzen. Sie ist zu Hause und es geht ihr gut. Sie bittet um Privatsphäre für sie und ihre Familie.»

Mit diesem Tweet liefert das CHI Memorial Hospital auch gleich die Erklärung dafür, dass weder Dover noch ihre Familienangehörigen auf die zahlreichen Nachfragen auf ihrem Facebook-Profil reagiert hatte. Das Schweigen war von den Impfskeptikern als Beweis für ihr Ableben gewertet worden.

Das Gerücht um Ihren Tod begann mit einem Beitrag sowie diversen Screenshots der Webseite: Searchquarry.com. Angeblich soll es sich hierbei um eine Webseite handeln, die ein Sterberegister beinhaltet bzw. solle es sich dabei um eine Datenbank handeln, die bereits «Verstorbenen» auflistet. Doch wie der Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch Mimikama.at schreibt, handelt es sich dabei weder «um ein reines Sterberegister», noch garantiert der Anbieter die Richtigkeit der publizierten Daten. Sie stammten «aus verschiedenen Quellen, einschliesslich Internet-Sites.» Ausserdem hätte bei der Prüfung keine Hinweise auf den Tod Dovers gefunden.

Wie fühlt es sich an, den ersten in den USA zugelassenen Impfstoff zu bekommen? Mitten in der Antwort auf diese Frage kippt Tiffany Dover, Pflegedienstleiterin im CHI Memorial Hospital in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, um. Und das auch noch vor laufender Kamera. Für Impfskeptiker ist die Sache sofort klar: Der Impfstoff BNT162b2 von Pfizer/Biontech kann nicht gut sein. Das Video geht mit entsprechenden Kommentaren versehen sofort viral.

Doch die Skeptiker liegen falsch. Zwar dürfte die Ohnmacht tatsächlich durch die Impfung provoziert worden sein. Allerdings nicht durch den Impfstoff, sondern durch den Prozess an sich, teilt die US-Gesundheitsbehörde CDC mit: «Ohnmachtsanfälle können viele verschiedene Ursachen haben. Sie können nach jeder Art von Impfung und auch nach medizinischen Eingriffen auftreten.» Auslöser seien in der Regel Schmerzen und Angst. Mit den Inhaltsstoffen oder der Qualität eines Vakzins habe das nichts zu tun. Auch nicht damit, dass es sich um einen vermeintlich viel zu schnell entwickelten Corona-Impfstoff handelt.

Rund 3 Prozent der Männer und 3,5 Prozent der Frauen erleben in ihrem Leben eine solche durch den Impfprozess ausgelöste Ohnmacht.

Tiffany Dover, Pflegedienstleiterin im CHI Memorial Hospital in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, ist eine der ersten Personen, die in den USA gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 geimpft wurde.
Sie hat das Vakzin BNT162b2 von Pfizer/Biontech erhalten.
Kurze Zeit später gibt sie in einem TV-Interview Auskunft darüber, welche Rolle die Immunisierung für sie und ihr Team spielt.
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Tiffany Dover, Pflegedienstleiterin im CHI Memorial Hospital in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee, ist eine der ersten Personen, die in den USA gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 geimpft wurde.

Screenshot: WTVC Newschannel 9

Drinks und Snacks können helfen

Widerlegt werden die Impfskeptiker übrigens auch durch die Betroffene selbst, die nur wenige Minuten nach dem Vorfall vor die Kamera zurückkehrte: Sie leide an einer Krankheit, die sie bei Schmerzen oft ohnmächtig werden lasse. Demnach sei ihr Zusammenklappen keine Überraschung für sie gewesen, wie sie gegenüber WTVC NewsChannel 9 erklärte.

Der Schwächeanfall dauerte nur einen kurzen Moment: «Es traf mich ganz plötzlich, ich spürte, wie es anfing. Ich fühlte mich ein wenig desorientiert, aber jetzt geht es mir gut, und der Schmerz in meinem Arm ist weg», so Dover.

Wer auf Nummer sicher gehen will, dass er nach einer Impfung nicht umkippt, sollte währenddessen etwas trinken oder einen Snack zu sich nehmen. Auch die Beruhigung des Patienten durch das Personal kann laut CDC Wunder wirken.

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Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Tel. 147

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