Millionenbetrug: Zürcher Genossenschaft zeigt Ex-Chefs an

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FrohheimZürcher Genossenschaft zeigt Ex-Chefs wegen Millionenbetrugs an

Die Baugenossenschaft Frohheim steht unter Schock: Ihr Ex-Geschäftsführer und der frühere Präsident sollen über Jahre 2,6 Millionen Franken veruntreut haben.

Die Baugenossenschaft Frohheim hat ihren früheren Geschäftsführer und den früheren Präsidenten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Im Bild: Die Siedlung Zürich Riedgraben.
Die beiden sollen die Genossenschaft über rund zehn Jahre um mindestens 2,6 Millionen Franken geschädigt haben. (Symbolbild)
Unter anderem seien teure Autos angeschafft und mit Wertverlust wieder verkauft worden. (Symbolbild)
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Die Baugenossenschaft Frohheim hat ihren früheren Geschäftsführer und den früheren Präsidenten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Im Bild: Die Siedlung Zürich Riedgraben.

BGF

Darum gehts

  • Die Baugenossenschaft Frohheim in Zürich hat ihren früheren Geschäftsführer und Präsidenten wegen Betrugsvorwürfen angezeigt.

  • Die beiden sollen die Genossenschaft um mindestens 2,6 Millionen Franken geschädigt haben.

  • Unregelmässigkeiten bei Immobilienkäufen und Handwerkeraufträgen führten zu internen Untersuchungen.

  • Der neue Präsident hat alle Führungspositionen neu besetzt und eine Geschäftsprüfungskommission eingeführt.

Die Baugenossenschaft Frohheim in Zürich hat ihren früheren Geschäftsführer und den früheren Präsidenten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Der Vorwurf: ungetreue Geschäftsbesorgung, Privatbestechung, Urkundenfälschung und Betrug.

Die beiden sollen die Genossenschaft über rund zehn Jahre um mindestens 2,6 Millionen Franken geschädigt haben, wie die Zeitungen der Tamedia berichten. Der Ex-Präsident wollte sich nicht äussern, der frühere Geschäftsführer reagierte nicht auf Anfragen.

Mutmassliche Betrugsmaschen aufgedeckt

Ausgelöst worden sei die interne Untersuchung durch Buchhaltungs-Unregelmässigkeiten und eine umstrittene Mieterhöhung im Dezember 2023. Daraufhin habe der Geschäftsführer Anfang Januar 2024 den Erhalt sogenannter Kickbacks eingeräumt – also heimlicher Rückzahlungen von Maklern oder Dienstleistern an ihn persönlich. Er sei fristlos entlassen worden. Nach weiteren Abklärungen habe auch der Präsident eine Beteiligung eingestanden und sei auf Aufforderung des damaligen Vorstands zurückgetreten.

Die Untersuchung, durchgeführt vom Anwalt Cornel Borbély und der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierten BDO Forensics, habe zwei mutmassliche Betrugsmaschen aufgedeckt. Erstens sollen bei Immobilienkäufen überhöhte Maklerhonorare gezahlt worden sein – rund 1,3 Millionen Franken davon seien an die Beschuldigten über eigene Firmen zurückgeflossen.

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Weitere 1,3 Millionen Schaden

Auch bei Handwerkeraufträgen gebe es Hinweise auf Kickbacks. Zweitens sei über die Tochterfirma SE Portfolio 1 AG abgerechnet worden: Diese habe der Genossenschaft Rechnungen für Arbeiten gestellt, die intern erledigt worden seien, oder ohne erkennbare Gegenleistung – mutmasslicher Schaden: nochmals 1,3 Millionen Franken.

Der frühere Geschäftsführer sei bei der Tochterfirma gleichzeitig Verwaltungsrat und Geschäftsführer gewesen. Er sei dafür doppelt entschädigt worden – zusätzlich zu seinem vollen Lohn bei Frohheim. Zudem seien teure Autos angeschafft und mit Wertverlust wieder verkauft worden.

Führungspositionen neu besetzt

Laut interner Untersuchung könnte sich auch der Vorstand selbst unzulässig bereichert haben. Rund 800'000 Franken an fragwürdigen Entschädigungen sollen zwischen 2013 und 2023 geflossen sein. Die Genossenschaft will auch dieses Geld zurückfordern und prüft rechtliche Schritte gegen weitere ehemalige Mitglieder, so die Tamedia-Zeitungen weiter.

Der neue Präsident Enrico Magro habe seither alle Führungspositionen neu besetzt, auch den Verwaltungsrat der Tochterfirma sowie die Revisionsstelle. Eine neue Geschäftsprüfungskommission aus Bewohnenden erhalte künftig Einblick in alle Zahlen.

Genossenschaft stehe finanziell solide da

«Was perfekt funktioniert, wird nicht hinterfragt», sagt Magro. Der frühere Geschäftsführer habe die Abläufe im Griff gehabt. Es müsse zudem Mitwisser gegeben haben, die geschwiegen hätten.

Trotz des Schadens steht die Genossenschaft laut Magro finanziell solide da: Die rund 1250 Wohnungen würden jährlich 20 Millionen Franken an Mieteinnahmen generieren. Die im Dezember beschlossene Mieterhöhung in Uster sei von 30 auf sieben Prozent gesenkt worden. Dies dank einer neuen Abschreibungsberechnung.

Für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

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