Kaffee, Benzin und FerienFür diese Produkte musst du jetzt mehr zahlen
Schweizerinnen und Schweizer müssen tiefer ins Portemonnaie greifen. Bei vielen Produkten und Dienstleistungen steigt der Preis. Grund ist die explodierende Nachfrage rund um den Globus.
Darum gehts
Mit den Massnahmen-Lockerungen steigt die Nachfrage weltweit an, doch das Angebot stagniert.
Darum steigt die Inflationsrate in der Schweiz.
Viele Produkte, wie etwa Benzin oder Kaffee, kosten jetzt mehr.
Trotz höheren Kosten, werden die Löhne aber nicht erhöht.
Das Leben in der Schweiz wird teurer: Das Bundesamt für Statistik meldet nach 14 Monaten erstmals wieder eine positive Inflationsrate. In Deutschland ist die jährliche Teuerung im April sogar auf 2 Prozent gestiegen und in den USA auf 4,2 Prozent.
Auch hierzulande könnte die Inflation weiter zulegen. «Temporär kann es zu einer Teuerung von über einem Prozent kommen», sagt Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz. Über das ganze Jahr gesehen sei aber nur mit einer Inflationsrate von rund 0,4 Prozent zurechnen.
Das drückt auch auf die Stimmung der Anleger: Seit März verzeichnet die Schweizer Börse immer wieder Rückschläge. Händler machen Inflationssorgen dafür verantwortlich. So kam es jüngst zu heftigen Verlusten an den Börsen rund um die Welt.
Das bedeutet Inflation:
Die Inflation beschreibt den stetigen Anstieg des Preisniveaus einer Volkswirtschaft. Der Wert des Geldes sinkt bei der Inflation. Steigen die Löhne und Gehälter langsamer als die Preise, sinkt die Kaufkraft und es kommt zur Inflation. Das heisst, man kann sich für den gleichen Geldbetrag plötzlich weniger kaufen als zuvor. Als Folge davon müssen die Löhne erhöht werden, was wiederum zu Preiserhöhungen führt: Es entsteht eine Lohn-Preis-Spirale.
Angetrieben wird die Inflation vor allem von den Energiepreisen: So kostet Heizöl rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr und Benzin ist fast 16 Prozent teurer geworden. «Mit den Lockerungen der Corona-Massnahmen steigt die Nachfrage weltweit stark an, gleichzeitig stagniert das Angebot», erklärt Geissbühler.
Denn die Organisation Erdöl exportierender Länder Opec hat die Produktion zurzeit bewusst nicht ausgeweitet. Der Ölpreis soll ansteigen. «Aufgrund der Pandemie sind die Preise letztes Jahr sehr tief gefallen und sollen jetzt wieder auf das Vorkrisenniveau gehoben werden», sagt Geissbühler.
Essen ist teurer geworden
Teurer sind auch Nahrungsmittel geworden. Mais kostet etwa ein Drittel mehr als noch Anfangsjahr und der Preis für Kaffee ist rund 12 Prozent gestiegen. Auch hier sei die Nachfrage zurzeit grösser als das Angebot: «Die Lieferketten sind vielerorts noch immer unterbrochen oder eingeschränkt», erklärt Geissbühler.
Denn viele Frachtschiffe haben im Corona-Jahr den Betrieb vorübergehend eingestellt. Jetzt wo die Nachfrage explodiert, steigen die Frachtraten rasant und verteuern den Gütertransport. Das treibt auch den Preis anderer Importgüter, wie Baumaterial in die Höhe. Zusätzlich fehlt es zurzeit an Mikro-Chips, was Elektrogeräte und Autos teurer macht.
Für was du in Zukunft mehr zahlen musst, erfährst du in der Bildergalerie oben.
Mehr Geld für Ferien
Doch nicht nur Güter werden teurer, auch Dienstleistungen dürften in Zukunft mehr kosten. So sind Flugtickets oder Hotelübernachtungen in den USA im April mehr als 10 Prozent gestiegen. «Auch in der Schweiz könnten Ferien kurzfristig teurer werden», sagt Geissbühler.
Gerade im Sommer müssen Schweizerinnen und Schweizer für ihre Ferien wohl tiefer ins Portemonnaie greifen. «Und wird das neue CO₂-Gesetz angenommen, dürfen Flugtickets auch längerfristig mehr kosten.» Aber auch der Coiffeur- oder Restaurantbesuch könnte bald teurer werden.
«Diese Branchen müssen weiterhin strenge Corona-Massnahmen befolgen», so Geissbühler. Das verursache Mehrkosten. Gleichzeitig können aufgrund der Abstandsregeln weniger Kunden empfangen werden, was Anbieter mit höheren Preisen kompensieren wollen. «Allerdings funktioniert das nur, wenn die Kunden da mitmachen», so Geissbühler.
Allgemein dürfen die Teuerungen nicht allzu lange anhalten: So rechnet die Raiffeisen für 2022 mit einer moderaten Inflationsrate von 0,6 Prozent. «Danach dürften sich die Preise wieder einpendeln», sagt Geissbühler. Denn bis dann könne das Angebot die Nachfrage wieder abdecken.
Damit es zu einer anhaltenden Inflation kommt, müssten laut Geissbühler erst die Löhne steigen. Doch die angespannte Situation am Arbeitsmarkt und die eher hohen Arbeitslosenzahlen verhindern eine klassische Lohn-Preis-Spirale.
«Darum steigen die Löhne dieses Jahr nicht»

Rudolf Minsch ist Chefökonom bei Economiesuisse.
EconomiesuisseDurch die Inflation werden einige Güter teurer, doch die Löhne steigen nicht. Weshalb ist das so?
Die Löhne werden jeweils mehrheitlich im Dezember festgelegt und Ende 2020 ist man von einem schwachen kommenden Jahr ausgegangen, deshalb steigen die Löhne dieses Jahr nicht.
Werden die Konsumentinnen und Konsumenten die Teuerung dieses Jahr spüren?
Da die Löhne dieses Jahr nicht steigen, können sich die Angestellten dieses Jahr mit dem verdienten Geld nicht mehr leisten. In Einzelfällen, zum Beispiel wenn man einen neuen Dachstock bauen muss, wird der teurere Holzpreis jedoch deutlich spürbar.
Werden die Löhne nach Corona wieder steigen?
Ich gehe davon aus, dass wir zuerst eine Warteperiode erleben werden, in der sich die Wirtschaft wieder normalisieren muss. Wenn die Unternehmen wieder produktiv sein können, wird es auch mit den Löhnen aufwärts gehen. Denn die Löhne sind wesentlich getrieben von der Produktivitätssteigerung. In der Schweiz sind wir jedoch in einer guten Position, weil wir trotz dem Krisenjahr 2020 die Produktion hochhalten konnten und die Reallöhne sogar stark gestiegen sind.
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