Für kanadischen MarktTrumps Zölle vertreiben Lindt-Produktion aus den USA
Um den kanadischen Markt ohne die Zölle beliefern zu können, verschiebt der Schokoladenhersteller die Aufträge nach Europa. Damit könnte Lindt nicht allein sein.
Trump-Zölle: Darum gehts
Lindt & Sprüngli verschiebt Produktion von den USA nach Europa wegen kanadischer Gegenzölle.
Die Zölle betreffen Produkte, die für den kanadischen Markt in den USA hergestellt werden.
Raiffeisen-Ökonom sieht in der Verlagerung einen Nebeneffekt von Trumps Zollpolitik.
Während Donald Trumps Einfuhrzölle auf Kanada Lind & Sprüngli zwar nicht direkt betreffen, ist dies bei den im Gegenzug von Kanada ausgesprochenen Zöllen auf in den USA produzierte Produkte der Fall. Denn: Für den kanadischen Markt produziert Lindt einen Teil in den USA.
Der kanadische Markt habe ein Volumen von gut 270 Millionen Franken. «Wir beziehen heute 50 Prozent des Volumens für Kanada aus den USA», erklärt Lind-CEO Adalbert Lechner gegenüber «SRF». Auf diese Waren würden nun die Gegenzölle in der Höhe von 25 Prozent fallen. Doch das Unternehmen weiss sich zu helfen.
«Wir haben einerseits die Lagerbestände in Kanada so weit hochgefahren, dass es keine unmittelbare Auswirkung hat. Und gleichzeitig bereiten wir eine Veränderung des Sourcings vor, sodass die Produkte, die heute aus Amerika importiert werden, künftig aus Europa importiert werden.» Dies sei mit einem Mehraufwand und längeren Lieferketten verbunden. Gleichzeitig werde so die Produktion in den USA entsprechend reduziert.
Glaubst du, dass Europa von den Verlagerungen der Produktion profitieren wird?
Das meiste komme schon heute aus Europa
Auf Anfrage präzisiert ein Unternehmenssprecher gegenüber 20 Minuten: «Es kommt schon das meiste aus Europa von verschiedenen Produktionsstandorten.» Die Produktion für Kanada in Europa verteile sich dabei auf mehrere Standorte. Der Mehraufwand halte sich also in einem kleinen Rahmen.
«Wir produzieren an mehreren Standorten in Europa unsere Produkte für den globalen Markt. Das erlaubt uns eine flexible Anpassung unserer Produktionsvolumen und globalen Transportketten.»
Verschieben sich nun auch die Arbeitsplätze?
Die Frage, ob dies Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in den USA und Europa habe, verneint der Unternehmenssprecher. «Eine Produktionsverlagerung von den USA nach Europa für den kanadischen Markt hat somit auch keine Auswirkungen auf die Arbeitsplätze an unseren Produktionsstandorten.»

Dass durch den Schritt nun Arbeitsplätze etwa in der Schweiz entstehen könnten, verneint der Unternehmenssprecher.
IMAGO/Depositphotos«Wir erwarten momentan kein gross sinkendes Produktionsvolumen an den US-Produktionsstandorten.» Im Jahr 2024 sei Lindt in den USA weiter gewachsen, sodass «die Produktion in den USA auch ohne die Ware für Kanada gut ausgelastet ist».
«Bei Zöllen in diesem Ausmass lohnt sich das»
Raiffeisen Chefökonom Fredy Hasenmaile sieht in dem Schritt einen womöglich von der Trump-Administration unbeabsichtigten Nebeneffekt der Zölle. «Unternehmen haben ihre Wertschöpfungsketten über Jahre optimiert. Kommt so ein Einschnitt, müssen sie kostspielige Anpassungen vornehmen.»
Dabei könnte Lindt & Sprüngli nicht das einzige Unternehmen sein, welches nun solche Anpassungen vornimmt. «Wer in den USA für den kanadischen Markt produziert, sucht nun Standorte, an denen bezüglich der Zollpolitik Stabilität herrscht. Und die ist zwischen Europa und Kanada gegeben.» Dabei sei entscheidend, wie gross der zusätzliche Aufwand durch die Verschiebung ist. «Aber bei Zöllen in diesem Ausmass lohnt sich das.»

Durch den Zollkrieg könnten auch weitere Unternehmen zumindest einen Teil ihrer Produktion aus den USA abziehen.
AFPEuropa scheint also in dieser Hinsicht ein unerwarteter Profiteur zu sein. Doch Hasenmeile warnt: Wenn nun auch noch Zölle auf Europa auferlegt würden, verliere Europa wirtschaftlich trotz solcher unverhofften Chancen wie im Falle Lindt & Sprüngli.
Eine Lose-Lose-Angelegenheit
Für Trumps Wirtschaftspolitik könne dies allerdings ein Anreiz zum Umdenken sein. «Bereits bei den Zöllen auf China während seiner ersten Amtszeit haben wir gesehen, dass die Unternehmen nicht etwa in die USA gezogen sind, sondern nach Vietnam oder Mexiko.»
Wenn nun auch amerikanische Produzenten unter der Zollpolitik leiden, weil deren Verkäufe zwar nicht ansteigen, aber dafür die Kosten, würden diese sich bei Trump beschweren. «Das könnte ihn in dieser Hinsicht möglicherweise etwas disziplinieren, denn Zollkriege sind eine Lose-Lose-Angelegenheit.»
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