GazastreifenVideos zeigen: Israelische Soldaten verhöhnen Menschen in Gaza
Videos von israelischen Soldaten, die sich in den sozialen Medien über die Lage der Palästinenser lustig machen, sorgen für Empörung. Das Image der israelischen Armee leidet.
Darum gehts
Israelische Soldaten teilen Videos aus Gaza, die die Zerstörung von Bildungseinrichtungen und die Verhöhnung der Situation zeigen sollen.
Diese Handlungen lösen national und international Diskussionen über die Rolle sozialer Medien in der Kriegsführung aus.
Ein israelischer Soldat dokumentiert mit seinem Handy die Trümmerlandschaft, die einst die Al-Azhar-Universität in Gaza-Stadt war: «Für diejenigen, die fragen, warum es in Gaza keine Bildung gibt – wir haben eine Rakete darauf abgefeuert. Oops!» Wie der Tagesanzeiger berichtet, sind solche Szenen Teil einer grösseren Sammlung von Videos, die israelische Soldaten ins Netz stellen.
Ein weiteres Video zeigt zwei israelische Soldaten, die versuchen, auf Kinderfahrrädern durch die Überreste eines zerstörten Hauses zu manövrieren. Ihre Mühe, auf den zu kleinen Fahrrädern das Gleichgewicht zu halten, entlockt ihnen lautes Lachen.
Soldaten posieren mit «persönlichen Trophäen»
Ein Korrespondent der spanischen Tageszeitung «El Pais» berichtet, dass auch Videos, die aus dem Inneren von gepanzerten Fahrzeugen oder Bulldozern aufgenommen wurden, grosse Beliebtheit geniessen. In einer Aufnahme kommentiert eine humorvolle Stimme, dass solche Fahrzeuge nötig seien, um Verkehrsstaus zu umgehen. In einem anderen Clip wird ein Auto beiseite geschafft, während ein Soldat bemerkt: «Ich habe aufgehört, die Autos zu zählen, die ich zerstört habe.»
Viele Aufnahmen zeigen israelische Soldaten, die nicht nur in den Ruinen posieren, sondern auch persönliche Trophäen, wie gestohlene Halsketten, zeigen. In einer spezifischen Szene sieht man einen Soldaten, der auf einer Holzbank inmitten eines zerstörten Treppenhauses sitzt, ein rosafarbenes Buch – möglicherweise ein Familienalbum – in der Hand haltend.
Videos sollen potentielle Kriegsverbrechen zeigen
«Die Aufnahmen, die Soldaten beim Zerlegen ziviler Einrichtungen und bei der Schikane von Palästinensern zeigen, reflektieren eine Kultur der Straflosigkeit, die durch die israelische Regierung über Jahre hinweg etabliert wurde», erklärt Omar Shakir, Direktor von Human Rights Watch in Israel und Palästina gegenüber der Zeitung.
Er fügt hinzu, dass diese Videos potenzielle Beweise für Kriegsverbrechen darstellen könnten. Shakir führt weiter aus: «Videos, die willkürliche Angriffe oder die Misshandlung von Gefangenen dokumentieren, könnten als Verstoss gegen die Menschenwürde gewertet werden, was nach internationalem Recht als Kriegsverbrechen gilt.»
Image als «zivilisierteste Armee der Welt» leidet
Die Reaktionen auf diese Enthüllungen sind vielfältig. In Israel selbst haben diese Bilder eine Debatte über die moralischen Grenzen im Krieg und die Rolle der sozialen Medien in der modernen Kriegsführung entfacht. Und das in einem Land, das seine Armee einst als die «zivilisierteste der Welt» pries.
Diese Videos könnten nun auch juristische Folgen haben. Relevant könnten sie etwa im Hinblick auf die Anschuldigungen Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen Völkermordvorwürfen werden.
Trotz des offiziellen Verbots Israels, konfliktbezogene Aufnahmen zu teilen, untergräbt die grosse Menge veröffentlichter Videos die Durchsetzung interner Regeln und stellt die Armeeführung vor Herausforderungen. Die israelische Armee sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert, auf diese Verstösse zu reagieren und die militärische Disziplin sowie das öffentliche Ansehen zu wahren.
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