Service-ZustupfGen Z gibt kaum Trinkgeld – ausser im Restaurant
Geld fürs Kafikässeli gibt es nicht für jeden Service, wie eine Umfrage zeigt. Meist ist es auch nur ein geringer Betrag: Fast keiner gibt mehr als zehn Prozent obendrauf. So viel Trinkgeld ist angebracht.
Youtuber Mr Beast gab einer Kellnerin ein grosszügiges Trinkgeld – ein neues Auto.
20min/sagTrinkgeld: darum gehts
Im Hotel, beim Lieferdienst oder im Taxi gibt es in der Schweiz selten Trinkgeld.
Das ergab eine Umfrage mit über 1000 Befragten.
Die meisten runden die Rechnung auf einen bestimmten Betrag auf.
Tiefe Löhne und schwierige Arbeitsbedingungen: Die Arbeit im Service ist nicht einfach. Eine kleine Entschädigung ist das Trinkgeld. Doch das wird nicht immer gleichmässig verteilt, wie eine Angestellte im Restaurant zu 20 Minuten sagt.
Vor allem seit mehr mit Karte bezahlt wird, gebe es kaum noch Übersicht und der Chef oder die Chefin könne alles einstecken. Diese Einschätzung bestätigt eine Umfrage mit über 1000 Teilnehmenden der Bank Cler. 70 Prozent der Befragten in der Schweiz geben bei Barzahlung lieber Trinkgeld, weil sie glauben, dass nur so das Geld bei der richtigen Person ankommt.
Trinkgeld nach Situation
Fast jeder gibt zumindest selten ein Trinkgeld. Nur vier Prozent geben nie etwas. Die meisten geben etwas im Restaurant. 85 Prozent der Befragten geben mindestens ab und zu etwas für die Kaffeekasse des Personals obendrauf.
Ebenfalls gross ist die Chance auf Trinkgeld im Kosmetik- oder Coiffure-Salon: Mit 59 Prozent gibt mehr als die Hälfte der Befragten zumindest ab und zu etwas. Weniger grosszügig sind die Menschen im Hotel, beim Lieferdienst oder im Taxi (siehe Grafik). Hier geht das Trinkgeld oft vergessen (siehe Interview unten).
«Es gibt keinen Grund, schlechte Leistung mit Trinkgeld zu belohnen»

Warum geben Menschen in der Schweiz vor allem im Restaurant Trinkgeld und selten für den Lieferservice?
Obwohl keine Trinkgeldpflicht in der Schweiz besteht, möchten viele Gäste einen guten Service belohnen und runden beim Bezahlen den Betrag oft auf. Zudem ist bekannt, dass die Löhne in dieser Branche eher niedrig angesetzt sind. Beim Lieferservice, zum Beispiel bei einer Pizza, haben wir den Betrag bereits im Voraus mit Twint oder Karte beglichen und nehmen die Ware nur noch entgegen. Da geht das Trinkgeld leider häufig vergessen.
Wo und wann ist Trinkgeld angebracht?
Es gibt keine festen Regeln. Wenn ich mit dem Service zufrieden bin, sei dies beim Coiffeur, im Restaurant oder bei einer Reparatur, kann ich mich zusätzlich mit einem Trinkgeld bedanken. Wenn ich direkt bezahle, kann ich ein Trinkgeld dazulegen oder den Betrag aufrunden. Wenn ein Handwerker bei mir zu Hause eine gute Arbeit ausgeführt hat, kann ich ihm ein Trinkgeld direkt überreichen, auch wenn die Arbeit später in Rechnung gestellt wird.
Junge geben weniger Trinkgeld als Ältere. Stirbt die Trinkgeldkultur aus?
Die Trinkgeldkultur wird nicht aussterben. Ein guter Service verdient eine Anerkennung. Junge Menschen in der Lehre oder im Studium verfügen noch nicht über ein grosses Budget. Dementsprechend fällt oft das Trinkgeld niedriger aus. Ältere Menschen können durch ihre Lebenserfahrung auch den entsprechenden Aufwand besser einschätzen und geben dementsprechend tendenziell mehr Trinkgeld für zum Beispiel einen exzellenten Service.
Wie viel Trinkgeld sollte ich geben, wenn ich sehr zufrieden bin oder wenn ich nicht zufrieden bin?
Wenn ich mit dem Service unzufrieden bin, besteht kein Grund, die schlechte Leistung mit einem Trinkgeld zu belohnen. Aber Achtung: Wenn ich mir zum Beispiel den Mund wegen der heissen Suppe verbrenne, trägt der Servicemitarbeiter keine Schuld daran. Wenn die Dienstleitung sehr freundlich und zuvorkommend ist, ist ein Trinkgeld von fünf bis zehn Prozent angemessen.
Trinkgeld-Höhe
In manchen Ländern ist Trinkgeld verpönt, in vielen gibt es eine Zehn-Prozent-Regel. In der Schweiz ist die Regel keine Norm. Mit 60 Prozent runden die meisten der Befragten auf einen bestimmten Betrag auf. Prozentsätze geben sie eher bei grösseren Rechnungsbeträgen. Mehr als zehn Prozent des Rechnungsbetrags geben aber nur drei Prozent der Befragten.
Wann gibst du Trinkgeld?
Gründe fürs Trinkgeld
83 Prozent der Umfrageteilnehmenden wollen mit dem Zustupf ihre Wertschätzung und Zufriedenheit zeigen. Ein Drittel gibt Trinkgeld aus Tradition und ein weiteres Drittel tut es laut Umfrage, um das Einkommen des Personals aufzubessern.
Die Analyse der Altersgruppen lässt vermuten, dass die Trinkgeld-Kultur in Zukunft abnimmt. Bis 30-Jährige geben seltener einen Zustupf als ältere Generationen. Zwar geht Cler-CEO Samuel Meyer davon aus, dass sich das Verhalten der 14- bis 19-Jährigen vor allem mit zunehmendem Einkommen noch ändern wird, aber auch die 20- bis 29-Jährigen geben weniger Trinkgeld als ältere Befragte.
Nur im Restaurant gibt die Mehrheit der jungen Erwachsenen bis 29 zumindest ab und zu ein Trinkgeld (83 Prozent). Sie begründen den Zustupf überdurchschnittlich häufig damit, einen guten Eindruck hinterlassen zu wollen.
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