Gen Alpha: Lehrer verzweifeln an den Jüngsten

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Erzieher erzählen«Finden keinen Zugang»: Lehrer drohen an den Jüngsten zu scheitern

Vorlaut, asozial und kaum zu bändigen: Tiktok zeichnet ein schlechtes Bild der Gen Alpha. 20 Minuten hat mit Menschen gesprochen, die täglich mit diesen Kindern arbeiten.

Der Generation Alpha wird oft nachgesagt, sie sei überbehütet und verwöhnt von den Eltern, ständig in den digitalen Medien, respektlos und vorlaut. Ist das tatsächlich so?
Eine 24-jährige Primarschullehrerin aus Zürich stimmt dem zu: «Die Kinder haben einfach auf alles eine Antwort und hören kaum zu. Ich finde keinen Zugang mehr zu ihnen.»
Eine 18-jährige Kindersitterin habe ebenfalls negative Erlebnisse mit unter 14-Jährigen: «Eine Neunjährige wollte partout ihr iPad nicht ausmachen und hat mir gedroht, Lügengeschichten über mich zu erfinden und diese ihren Eltern zu erzählen.»
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Der Generation Alpha wird oft nachgesagt, sie sei überbehütet und verwöhnt von den Eltern, ständig in den digitalen Medien, respektlos und vorlaut. Ist das tatsächlich so?

Symbolbild/Getty Images

Darum gehts

  • Sind die Gen-Alpha-Kids überbehütet und vorlaut?

  • Personen, die oft mit der Generation Alpha zu tun haben, erzählen aus ihren Erlebnissen.

  • Manche sehen auch positive Aspekte an der neuen Generation.

Der Generation Alpha, geboren zwischen 2010 und 2025, wird oft nachgesagt, sie sei überbehütet und verwöhnt von den Eltern, ständig in den digitalen Medien, respektlos und vorlaut. Ist das tatsächlich so? Personen, die in ihrer Tätigkeit häufig mit dieser Generation zu tun haben, reflektieren aus ihren Erlebnissen mit Kindern unter 14 Jahren.

S. (24), Primarschullehrerin aus Zürich

«Ich finde keinen Zugang zu ihnen»

«Es gibt gute und schlechte Momente in meinem Beruf. Der Umgang mit Acht- bis Zwölfjährigen kann dabei besonders schwierig sein. Ein zehnjähriger Schüler meiner Klasse hat beispielsweise darauf bestanden, sein iPad im Unterricht bei sich zu behalten. Man kann ihm nichts vorschreiben, er hat keine Angst vor den Konsequenzen. Bei Anweisungen oder Aufforderungen höre ich nur von ihm, ich sei nicht seine Mutter. Die Kinder haben einfach auf alles eine Antwort und hören kaum zu. Ich finde keinen Zugang zu ihnen, weil sie Lehrer mittlerweile als altmodische Personen betrachten, die sowieso nicht mehr wissen als ihre Handys.»

Franziska (27), Sozialpädagogin aus St. Gallen

«Sie verteidigen ihre Meinung gegen uns»

«Die Generation Alpha traut sich eher, ihre eigene Meinung zu sagen und diese auch gegen Eltern und Lehrer zu verteidigen. Das sehe ich eher positiv als negativ. Die Kinder wachsen unter anderen Voraussetzungen auf, wofür sie nichts können. Als Elternteil oder Lehrperson muss man einfach akzeptieren, dass sie mit digitalen Medien aufwachsen. Das Problem ist eher, dass die Kinder im Umgang damit oft zu wenig geschützt oder geschult werden.»

Serie zur Gen Alpha

20 Minuten beleuchtet in einer mehrteiligen Serie die Generation Alpha – die jüngste Generation der heute 0- bis 14-Jährigen. Bis 2025 werden weltweit zwei Milliarden Menschen der Gen Alpha angehören, es ist die zahlenmässig grösste Generation der Menschheitsgeschichte. Lies hier die bisher schon erschienen Artikel:

Luana (18), Kindersitterin aus der Ostschweiz

«Er drohte, Lügengeschichten über mich zu erzählen»

«Den meisten Kindern, die ich gehütet habe, fehlte der Respekt. Ein sechsjähriges Kind hat mich beispielsweise mit einem Baseballschläger geschlagen. Eine Neunjährige wollte partout ihr iPad nicht ausmachen und hat mir gedroht, Lügengeschichten über mich zu erfinden und diese ihren Eltern zu erzählen. Das hat mich überrascht, da ich solch ein Verhalten von mir selbst als Kleinkind nicht kannte.»

C. (40), Lehrerin in Zürich

«Mit Druck können die Kinder nur schlecht umgehen»

«Die grösste Herausforderung in der Schule heutzutage erlebe ich im Bereich der Sprache und des Verhaltens. Der kleine Wortschatz erschwert die Vermittlung des Schulstoffs. Wir haben zudem eine gesellschaftliche Durchmischung mit Menschen aus anderen Kulturen, die teilweise auf ihren eigenen Regeln beharren. Auch überforderte und überlastete Eltern kosten uns Lehrpersonen viel Zeit und Energie. Früher standen mehr Eltern hinter der Lehrperson, heute wird den Kindern zu viel abgenommen und der Fehler bei anderen gesucht. Mit Druck können Kinder häufig nur schlecht umgehen. Auch die Erziehung zu Hause hat sich verändert. Höflichkeit und ein respektvoller Umgang sind keine Selbstverständlichkeit mehr. Unser Beruf hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte sehr verändert und ist noch anspruchsvoller geworden.»

Natalie (28), Kindergärtnerin

«Das typische Kindergartenkind gibt es nicht mehr»

«Ausser dem Einzug von digitalen Medien sehe ich keinen grossen Unterschied zu Kindern früherer Generationen. Was heute sicher anders ist, ist die grosse Heterogenität. Die einen Kinder, die bei mir ankommen, sind sehr gut erzogen, haben viel Fantasie und können bereits alles. Andere hinken da weit hinterher – wegen fehlender Erziehung. Es gibt heute nicht mehr das typische Kindergartenkind.»

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Welche Erlebnisse hattest du mit der Generation Alpha?

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