BahnhöfeDatenschützer alarmiert – SBB will per Kamera dein Kaufverhalten analysieren
Die SBB will die Kameras an den Bahnhöfen aufrüsten, um das Verhalten der Reisenden zu analysieren. Datenschützer sind alarmiert.
Darum gehts
Neu sollen grössere SBB-Bahnhöfe Kameras mit Gesichtserfassung erhalten.
Ziel der SBB ist es, das Kaufverhalten der Reisenden zu analysieren.
Gemäss Datenschützer stellt das ein erhebliches Risiko für die Persönlichkeit der Passanten dar.
Die SBB möchte die grösseren Bahnhöfe mit Kameras ausstatten, die zur Gesichtserfassung fähig sind. «Ziel ist es, Daten in hoher Qualität zu beschaffen, mit denen Personenbewegungen an Bahnhöfen analysiert werden können», heisst es im entsprechenden Beschaffungsplan, der dem «K-Tipp» (Bezahlartikel) vorliegt.
Die Kamerabilder können mittels Software ausgewertet werden, um die Bewegungen sämtlicher Bahnhofsbesucherinnen und -besucher auszuwerten. Diese Personenbewegungsdaten sollen zusätzlich mit «Daten aus anderen Quellen, wie Fahrgastdaten» in Verbindung gebracht werden, um mehr Einsicht in das Verhalten der Personen zu erlangen.
Hier die Liste, welche Daten die Lieferanten laut SBB erfassen und auswerten sollen:
Alter, Geschlecht, Grösse, mitgeführtes Gepäck und Gegenstände
wie Kinderwagen, Rollstuhl oder VeloAuf welchem Weg Reisende durch den Bahnhof laufen
Wie lange sich Reisende im Bahnhof aufhalten
Das Kundenverhalten in Bahnhofsläden
Welche Läden von Passagieren besucht werden
Wie viel Geld die Passagiere am Bahnhof in Apotheken,
Lebensmittelläden, an Kiosken etc. ausgeben
Läden mit höherem Umsatz zahlen bei SBB mehr Miete
Die bereits heute mehr als 700 installierten Überwachungskameras an den SBB-Bahnhöfen werten keine solchen Daten aus. Erklärtes Ziel der neuen Kameras sei es, die «Abschöpfungsrate» pro Person zu erhöhen. Ladenbetreibende mit höherem Umsatz müssen der SBB auch mehr Miete bezahlen.
Findest du die neuen SBB-Kameras problematisch?
Als Erstes sollen die Kameras am Bahnhof Schaffhausen installiert werden, doch insgesamt seien Upgrades für etwa 57 SBB-Bahnhöfe geplant. Mit blossem Auge würden die Kameras nicht sichtbar sein, und neben den Mitarbeitern der SBB-Immobilien sollen auch die Betreiber von Bahnhofsläden Zugriff auf die Daten erhalten. Abgelegt werden sollen die Daten im Cloud-Speicher von Microsoft.
«Datenschutz ist gewährleistet»
Adrian Lobsiger, Eidgenössischer Datenschutzbeauftragter, verlangt von der SBB ein klares Datenschutzkonzept. Seiner Ansicht nach bestehe aufgrund der geplanten Überwachung ein «erhebliches Risiko für die Persönlichkeit der Passanten».
Die SBB betonen in einer Medienmitteilung, dass die Zähldaten anonymisiert sind. «Es sind keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen möglich. Es gibt keine Verknüpfung mit Daten welche Rückschlüsse auf die Person zulassen, keine Verknüpfung mit SwissPass oder Mobile-Apps», heisst es in der Mitteilung. Der Datenschutz ist gewährleistet.
Auf seiner Webseite schreibt der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB), dass die Stelle im Oktober 2022 durch die SBB über das geplante Projekt informiert wurde. Die SBB habe zugesichert, dass die Daten nicht personenbezogen verwendet werden, und dass eine Datenschutzfolgenabschätzung zum Projekt durchgeführt werde. Der EDÖB werde das Projekt weiterhin aufsichtsrechtlich begleiten.
Keine News mehr verpassen
Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.