«Gibt immer erstes Mal!»: Russischer Telegram-Kanal verhöhnt getöteten Schweizer

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«Gibt immer erstes Mal!»Russischer Telegram-Kanal verhöhnt getöteten Schweizer

Der 25-jährige Schweizer kämpfte für die Ukraine und fiel offenbar an Weihnachten. Ein pro-russischer Kanal hat über ihn nun Informationen und hämische Kommentare veröffentlicht.

«Nahrung für die Würmer»: Pro-russischer Telegram-Kanal  veröffentlicht Fotos von H.D., der am 25. Dezember gefallen sein soll.
Er sei in der Region Kursk getötet worden, heisst es (im Bild: russische Soldaten in Kazachya Loknya, Kursk. Die Ukraine hatte Teile der russischen Grenzregion letzten August besetzt. Mittlerweile hat Russland die Truppen fast vollständig herausgedrängt).
«Internationale Legionäre in der Ukraine während des 3. Weltkriegs 🇺🇦/🇨🇭. Ruhm für die Ukraine! Ruhm für die Helden!», heisst es auf dem Instagram-Account des 25-Jährigen.
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«Nahrung für die Würmer»: Pro-russischer Telegram-Kanal  veröffentlicht Fotos von H.D., der am 25. Dezember gefallen sein soll.

Screenshot Telegram

Darum gehts

  • Im Februar wurde bekannt, dass im Ukraine-Krieg erstmals ein Schweizer Kämpfer getötet worden war.

  • Nun hat ein pro-russischer Kanal persönliche Informationen des Gefallenen veröffentlicht.

  • Der 25-Jährige ist demnach am 25. Dezember 2024 in der Region Kursk gefallen.

«Schweizer Söldner gefallen!» und «Es gibt immer ein erstes Mal!»: Ein pro-russischer Telegram-Kanal bejubelt den Tod eines 25-Jährigen, der für die Ukraine gekämpft hat. Der Mann ist demnach am 25. Dezember auf russischem Boden getötet worden, in der von der Ukraine letzten August annektierten Region Kursk.

Der Tod des Schweizers wurde bereits im Februar bekannt. «Die Schweizer Botschaft in Kiew wurde Anfang Jahr von der ukrainischen Armee informiert, dass offenbar ein Schweizer bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen ist», hiess es damals vom EDA.

Die Todesumstände waren unklar, auch die Einheit des Schweizers oder das Gebiet, in dem er stationiert war, waren nicht bekannt. Die ukrainische Armee gab dazu keine Informationen heraus. Das hat nun ein pro-russischer Telegram-Kanal getan, der Bilder und Informationen zu gefallenen ausländischen Kämpfern in der Ukraine sammelt.

«Nahrung für die Würmer im russischen Boden»

Im Post werden sein voller Name, sein Callsign – «Silver» – und sein Geburtstag genannt. Der Lausanner stamme ursprünglich aus Südamerika und sei als Kind von einer Schweizer Familie adoptiert worden, heisst es. H.D. habe im 3. Bataillon der Internationalen Legion der ukrainischen Armee gedient und sei am 25. Dezember 2024 in Viktorovka, Region Kursk, getötet worden.

Ein Foto zeigt den Mann, durchgestrichen von einem roten Kreuz. «Sein Körper wurde von seinen Freunden zurückgelassen und blieb lange als Nahrung für die Würmer im russischen Boden zurück», heisst es. «Willkommen in Kursk, Kumpel!», schliesst der Post.

3. Bataillon war in Kursk

Die Angaben zum gefallenen Schweizer lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Das 3. Bataillon der «Internationalen Legion», in der Freiwillige aus aller Welt kämpfen, war aber in Kursk im Einsatz. Es gibt einen Instagram-Kanal eines H.D. mit Schweizer Bezug und übereinstimmendem Profilbild. Und in Lausanne sind eine Reihe von  Personen mit demselben Nachnamen wohnhaft, wobei Anfragen bislang unbeantwortet blieben.

Das EDA bestätigt mit Verweis auf den Daten- und Persönlichkeitsschutz erneut, dass ein Schweizers im Ukraine-Krieg ums Leben gekommen ist. Man habe Kontakt zu den Angehörigen, die Schweizerische Botschaft in Kiew stehe in Kontakt mit den ukrainischen Behörden.

Freie Informationen und Cyberangriffe

Pro-russische Webseiten und Kanäle wie «Trackamerk» – der Gründer soll ein Amerikaner sein, spekulieren Reddit-User – veröffentlichen täglich Dutzende Fotos von ausländischen Kämpfern und ukrainischen Soldaten.

Die Posts, stets mit zynischen und geschmacklosen Kommentaren versehen, enthalten viele persönliche Informationen über die Verletzten oder Gefallenen. Diese werden frei im Internet gesammelt oder durch Cyberangriffe beschafft – wobei in einigen Fällen auch Kopien von Ausweisdokumenten oder Telefonnummern veröffentlicht werden, wie RTS unlängst berichtete.

Viele gefallene Kolumbianer

Die Durchsicht pro-russischer Kanäle zeigt: Unter den gefallenen Ausländern, die in der Ukraine kämpften, sind auffällig viele Südamerikaner, vor allem Kolumbianer, aber auch Briten, Amerikaner und Schweden.

Es gibt keine offiziellen Zahlen dazu, wie viele Schweizer in der Ukraine kämpfen. Die Militärjustiz führt aber 13 Strafverfahren wegen fremden Militärdienstes. In der Schweiz ist es illegal, sich einer ausländischen Armee anzuschliessen.

Update 28.3.2025, 18.45 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikels wurde dem Schweizer Kämpfer das falsche Alter zugeschrieben. Korrekt ist, dass er zum Zeitpunkt des Todes 25 Jahre alt war. Wir entschuldigen uns für den Fehler.

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