In Touri-Hotspots«Sprengt Rahmen»: Neue Massnahmen sollen gegen Massentourismus helfen
Littering, Verkehrsprobleme, Teuerung und Massentourismus: Über diese Phänomene ärgert sich die Bevölkerung beim Tourismus.
Probleme mit dem Tourismus: Darum gehts
Die Schweiz ist ein weltweit beliebtes Reiseland.
Das sorgt für Probleme im Verkehr und für knappen Wohnraum.
Den Übertourismus will die Branche mit einer besseren Lenkung der Touristinnen und Touristen verhindern.
2024 war ein Rekordjahr für den Schweizer Tourismus. Erstmals gab es mehr als 40 Millionen Logiernächte im Land. Trotzdem ist der Massentourismus noch kein flächendeckendes Problem, wie Schweiz Tourismus unter Bezug auf eine eigene, repräsentative Umfrage in einer Medienmitteilung schreibt.
Lediglich fünf Prozent der Befragten fühlten sich durch den Tourismus besorgt. Laut Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger gibt es vor allem zeitlich und lokal begrenzte Engpässe.
Tourismusexperte kritisiert Studienmethodik
Allerdings kommen von den über 2000 Befragten nur elf Prozent aus Tourismuszentren. «Das ist wenig, wenn man den Anspruch hat, genauere Informationen zur Befindlichkeit der Bevölkerung in Tourismuszentren zu erhalten», sagt Tourismus-Experte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern gegenüber «SRF».
Wenn ein Problem in Iseltwald bestehe, sei es gar nicht möglich, genügend Iseltwalder in der Stichprobe zu haben. Die Ortschaft ist ein Touri-Hotspot seit die koreanische Netflix-Serie «Crash Landing on You» an einem Steg am Brienzersee drehte. Nun gibt es am Steg sogar ein Drehkreuz und die Postautos in Iseltwald sind auf Koreanisch beschriftet (siehe Fotos).
An den Top-Sehenswürdigkeiten gebe es sehr viele Touristinnen und Touristen. «Und zwar so viele, dass es den akzeptablen Rahmen sprengt», sagt Stettler. Aufgrund des globalen Tourismuswachstums geht er davon aus, dass diese Phänomene eher zunehmen werden.
Massnahmen gegen den Massentourismus
Helfen gegen Übertourismus soll unter anderem eine Sensibilisierung vor Ort und ein Lenken der Gäste zur richtigen Zeit an die richtigen Orte. Ein weiteres Mittel seien Programme für abseits der bekannten Pfade, beispielsweise mit chinesischen Journalistinnen und Influencern auf Wanderwegen und E-Bike-Touren in Davos-Klosters, Herbstcamps für US-Touristen in Saas-Fee und Zugreisen aus den Benelux-Staaten im Winter oder für mehr Gäste mit hoher Wertschöpfung.
Diese Massnahmen könnten laut Stettler entlastend oder zumindest nicht zusätzlich belastend wirken. Alles hänge aber davon ab, wie viel Geld dafür angewendet wird. Zudem sagt Stettler: «Solange ein grosser Teil der Reisenden zum ersten Mal in die Schweiz kommt, werden diese die Top-Sehenswürdigkeiten sehen wollen.»
Kann die Schweiz den Massentourismus bewältigen?
Die grössten Probleme mit dem Tourismus
Vor allem Befragte in den Tourismuszentren sehen Probleme mit einer gewisse Respektlosigkeit von Touristinnen und Touristen – sei es gegenüber den Befragten, deren Familien oder auch der Umwelt.
Das sind die fünf grössten Probleme der Schweizer mit dem Tourismus:
Teuerung (10,4%)
Verschmutzung und Littering (9,7%)
Verkehrsprobleme (9,6%)
Knapper Wohnraum (9,4%)
Natur- und Umweltschäden (8,4%)
Grundsätzlich schätze die Bevölkerung den Tourismus und dessen Bedeutung aber hoch ein. Mit 78 Prozent fühle sich die Mehrheit der Befragten stolz über die Attraktivität der Destination Schweiz für Gäste aus aller Welt.
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