Mächtige Frauen: Wer in der Weltpolitik das Sagen hat

Donald Trump schlug Kamala Harris in den Wahlen zur US-Präsidentschaft. Seit seinem Amtsantritt scheint die Welt von «starken Männern» regiert zu werden. Dazu gehören Trump, Putin und Xi, auch Elon Musk, Netanyahu sowie Erdogan und Orban mischen in der Weltpolitik kräftig mit.

Doch Frauen haben die Politbühne nicht vollständig den Männern überlassen. Im Gegenteil, gerade durch die Wahl Trumps wurden drei Frauen zu wichtigen Playern an der Spitze Europas – auch wenn sie nicht Staatsoberhäupter sind.

Ursula von der Leyen ist seit 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission. Damit mischt sie schon seit längerem in der Weltpolitik mit. Doch seit Trumps Annäherung an Putins Russland zeigt sie besonders viel Initiative zur Aufrüstung Europas. So haben am Mittwoch die Staatsoberhäupter Europas Pläne ihrer Kommission angenommen, in den kommenden vier Jahren 800 Milliarden Euro für die Aufrüstung zu mobilisieren.

Seit Trumps Wende in der Politik um den Ukraine-Krieg sieht sich Europa zunehmend gezwungen, sich selbstständig verteidigen zu können und als unabhängige Macht zu etablieren. Als Präsidentin der Europäischen Kommission sieht sich von der Leyen in der Verantwortung, einen wesentlichen Teil dazu beizutragen.

Während Grossbritanniens Keir Starmer und Frankreichs Emmanuel Macron sich beide als Trump-Flüsterer profilieren wollen, ist sie wohl das europäische Staatsoberhaupt mit dem besten Draht zur neuen US-Regierung: Giorgia Meloni. Seit ihrem Amtsantritt als Premierministerin in 2022, ist Italien in der Weltpolitik so einflussreich, wie lange nicht mehr, wie die NZZ schreibt.

Meloni ist mit Trumps Unterstützer Musk persönlich befreundet und gibt sich Mühe, eine Beziehung mit Trump zu kultivieren – sie war das einzige europäische Staatsoberhaupt, das seine Inauguration besuchte, wie das «Wall Street Journal» schreibt. Als Rechtsaussen-Politikerin, ist sie auch ideologisch näher an Trumps Regierung als andere europäische Staatsoberhäupter. Seit Trump Europa den Rücken zukehrt, versucht sie den Spagat, um das transatlantische Bündnis zu retten, hat aber bisher noch keinen grossen Durchbruch errungen.

Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen sieht sich seit Trumps Amtsantritt mit einem möglichen Gebietsverlust konfrontiert. Trump hat wiederholt angedeutet, er wolle Grönland den USA einverleiben. Seither tritt Frederiksen verstärkt auf der internationalen Bühne auf. Sie ersuchte die europäischen Verbündeten um Unterstützung in der Souveränitätsfragen Grönlands und zeigt sich ähnlich wie von der Leyen als starke Befürworterin für Europas Aufrüstung.

Am Dienstag machte die Mitte-Links-Politikerin aber auch auf sich aufmerksam, als sie einer Aussage von US-Vize J.D. Vance zustimmte. «Ich betrachte diese Massenmigration nach Europa als eine Bedrohung für das tägliche Leben in Europa», sagte sie in einem Interview mit Politico.eu. Als sie 2019 ihr Amt antrat, hatte Frederiksen die dänische Einwanderungspolitik umgekrempelt. Vielleicht gerade deshalb ist sie eines der letzten linken Staatsoberhäupter in Europa.

Sie sind (noch) nicht an der Macht, doch treiben sie die Regierungen ihrer Länder vor sich her: Marine Le Pen und Alice Weidel. Die beiden Anführerinnen der rechtsradikalen Parteien ihrer jeweiligen Länder Frankreich und Deutschland sehen sich in der Lage, die regierenden Parteien in den nächsten Wahlen herauszufordern.

Dies verhilft ihnen zu einer starken Verhandlungsposition. So spielte das Rassemblement National beim Sturz des Premierministers eine wichtige Rolle und die AfD feierte im Januar einen Erfolg, als der wohl künftige Kanzler, Friedrich Merz eine Abstimmung über die Immigration einberief und mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit erreichte.

Die beiden Parteien unterscheiden sich jedoch in ihrer Strategie etwas. Marine Le Pen hat ihre Partei von ihrem radikalen Vater übernommen, und versucht seither, sie zumindest moderater erscheinen zu lassen. Die AfD scheint sich andererseits immer weiter zu radikalisieren. Dafür erhält sie Unterstützung von Musk. Bisher verzeichnen beide Parteien Erfolge, ungeachtet ihrer Strategien. Ob und wann sie es schaffen, in die Regierung einzuziehen, ist offen. Ebenso ist es schwierig, vorherzusehen, wie sie regieren werden.

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum gilt als Vorbild vieler, wie mit Trump und seinen Zöllen umgegangen werden soll. Trump selbst soll ihr bei ihrem letzten Anruf das Kompliment gemacht haben: «Sie sind recht hart.» Die Sozialistin und Wissenschafterin ist erst seit Oktober 2024 im Amt – als erste Frau in Mexkio – und macht erfahreneren Politikern vor, wie Trumpsche Diplomatie funktioniert.

Sie hat nicht nur eine Flut von Drohungen von Trump abgewehrt, wie die New York Times schreibt, sondern auch Resultate im Kampf gegen den Fentanyl-Schmuggel erreicht und gute Deals mit Trump ausgehandelt. Gleichzeitig stieg ihre Beliebtheit im eigenen Land.

Man hört nicht viel über sie, doch vielleicht ist sie zurzeit die mächtigste Frau der Welt. Die unscheinbare Susie Wiles verhalf Donald Trump zum Wahlsieg als leitende Beraterin seiner Kandidatur. Nun ist sie die Stabschefin von Trumps Kabinett. Dabei ist sie dafür verantwortlich, Ordnung in die Abläufe des Weissen Hauses zu bringen, den Zugang zu Trump zu steuern und ein teamorientiertes Arbeitsumfeld zu fördern. So soll sie im Januar verhindert haben, dass Musk mit einem Büro ins Weisse Haus einzieht.

US-Firmen, die verwirrt oder bestürzt über Trumps Zölle sind, müssen sich bei Wiles melden, wie das «Wall Street Journal» berichtete – und sie entscheidet, ob ihre Sorgen Gehör finden. Als Stabschefin hat sie einen gewissen Einfluss auf Trumps Regierungskollegen, also auf Marco Rubio, Robert F. Kennedy Jr., Pete Hegseth und all die anderen. Wie stark sie ihren Einfluss einsetzt und wozu, ist nicht klar.