Ana Maria Marković über GC, Haaland, Sexismus und Frauenfussball

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Ana Maria Marković«Haaland in Badehose bekommt nicht die gleichen sexistischen Kommentare»

GC-Stürmerin Ana Maria Marković hatte im Sommer Angebote aus England und Deutschland. Doch die 22-Jährige blieb in Zürich. Im Interview spricht sie über ihre Ziele und ihren Kontakt zu Neymar.

Ana Maria Marković hat kürzlich bei den GC-Frauen ihren Vertrag verlängert. 
Im Interview mit 20 Minuten schwärmt sie vom Verein und sagt: «Ich bin noch nicht bereit für den Schritt ins Ausland, weil GC mir die gewisse Wertschätzung gibt.»
Auch spricht die 22-Jährige über ihre Ziele, Sexismus auf Social Media … 
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Ana Maria Marković hat kürzlich bei den GC-Frauen ihren Vertrag verlängert. 

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

Ana Maria Marković, Ihnen muss es in Zürich gefallen, Sie haben bei GC verlängert. Warum?

Es war der richtige Karriereschritt für mich, nochmals ein Jahr in der Schweiz zu bleiben. Ich bin noch nicht bereit für den Schritt ins Ausland, weil GC mir die gewisse Wertschätzung gibt und ich mich momentan sehr wohl fühle.

Hatten Sie Angebote von anderen Vereinen? 

Ja, von Clubs aus der englischen Women's Super League und der Bundesliga. Am meisten würde es mich reizen, später nach England zu gehen.

Bei den Männern spielt das Vermarktungspotenzial von Transfers auch eine Rolle. Mit einer Million Followern und Followerinnen auf Instagram hätten Sie ja auch einen Impact auf jeden Club. 

Das Vermarktungspotenzial spielt für mich – ehrlich gesagt – keine Rolle. Mir geht es um Leistung und Disziplin. Ich trainiere jeden Tag sehr hart.

Mit GC sind Sie gut in die neue Saison gestartet – was ist möglich?

Absolut! Wir hatten einen sehr guten Saisonstart. Wir haben alles gewonnen ausser zwei Spielen. Das Ziel ist auf jeden Fall, unter den Top 3 zu sein. Und die Champions-League-Quali liegt auch drin.

Wie ist Ihre Rolle im Team?

Eine Mischung aus Feel Good und Motivatorin. Ich bin eine der ersten auf dem Trainingsplatz und eine der letzten, die geht. 

Zuletzt haben Sie mit Kroatien gegen die Nati gespielt. Was war das für ein Gefühl?

Ein spezielles. Ich habe gegen Freundinnen gespielt und die Schweiz ist mein Heimatland – ich bin hier geboren. Trotzdem stehe ich hinter meinem Team und hinter der kroatischen Nati. Darauf bin ich auch sehr stolz.

Kroatien gehört nicht zu den stärksten Teams im Frauenfussball – wie sehen Sie die Qualität des kroatischen Frauenfussballs?

Das Team ist auf jeden Fall sehr stark. Die Infrastruktur für die Frauen ist aber überhaupt nicht gegeben. Hier zeigt sich wieder der krasse Unterschied zwischen dem Männer- und dem Frauenfussball. Wir durften Jahre alte Trainingskleider der Männer tragen, die Trikots kamen in einem Männer-Schnitt an und mir fehlt hier persönlich auch die Wertschätzung gegenüber dem Frauenfussball. Auf der anderen Seite haben wir tolle Spielerinnen, wie zum Beispiel Ivana Rudelic (FC Bayern München) und Leonarda Balog (FC St. Pölten).

Unser letztes Interview ging um die Welt. Medien aus allen möglichen Ländern haben über Sie geschrieben. Wie haben Sie das erlebt? 

Ich fand die Resonanz extrem schön. Ich freue mich immer wieder, wenn in den Medien auf der ganzen Welt über den Frauenfussball berichtet wird und ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass dieser tolle Sport wachsen wird.

Damals ging es darum, dass es Ihnen gefällt, als schönste Fussballerin der Welt bezeichnet zu werden. Wie schwer ist es dennoch für Sie, dass Sie nicht nur auf Ihr äusserliches Erscheinungsbild reduziert werden? 

Ich denke, dass mich mittlerweile viele Menschen auch spielen gesehen haben, was mir zeigt, dass sie sich nicht nur äusserlich für mich interessieren, sondern auch für meine Performance als Sportlerin. Denn auf dem Platz zählt nur die Leistung, fighten um jeden Ball und nicht mein Make-up.

Diverse bekannte Fussballerinnen werden oft auch sexistisch beleidigt in den sozialen Kanälen. Wie erleben Sie das?

Ich persönlich gebe diesen Männern keine Gelegenheit, so über mich zu urteilen. Was wieder den Unterschied zwischen Männern und Frauen ausmacht, ist zum Beispiel, wenn ich mich im Bikini auf Social Media zeige oder Erling Haaland in seiner Badehose. Erling bekommt da ziemlich sicher nicht die gleichen sexistischen Kommentare ab.

Gibt es Unterstützung von anderen Frauen?

Wir Frauen stehen schon gut füreinander ein, aber was ich mir wünsche, ist, dass auch die Männer anfangen, für uns einzustehen. Männer reden immer von «Ehrenmännern», aber wirklich ehrenvoll wäre es, wenn sie auch in solchen Situationen hinter uns stehen. 

Wie hat die Euro den Frauenfussball und die Aufmerksamkeit verändert?

Ich war ein bisschen eifersüchtig, dass wir nicht an der EM teilnehmen konnten. Es war aber so ein tolles Erlebnis, auch nur zuschauen zu können. Endlich haben wir im Frauenfussball mehr Aufmerksamkeit bekommen. 

Uns ist aufgefallen, dass auch männliche Fussballer, wie etwa Neymar, viele Ihrer Fotos liken auf Instagram. Hatten Sie mit ihm Kontakt?

Natürlich habe ich mit anderen Fussballern Kontakt, wir üben ja den gleichen Beruf aus. Ob es jetzt die männlichen GC-Spieler sind oder internationale Fussballer, der Austausch ist immer da – aber nur auf fussballerischer Basis. Neymar ist ein herausragender Fussballer. Ich hoffe, dass ich ihn überreden kann, den Frauenfussball zu supporten und er auch neben dem Fussballplatz seinen Teil dazu beitragen kann. Denn die männlichen Fussballer können mit ihrer Reichweite auf den sozialen Medien sehr viel bewegen.

Welche Ziele haben Sie noch mit Ihren Sozial-Auftritten ausserhalb des Fussballs?

Ich will mehr in der Equality-Szene (Männer-/Frauenfussball) verändern und möchte gerne ein Vorbild werden für junge Fussballerinnen. 

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