Hair & SkinFünf Tage zuvor hiess es noch: «Konkurs ist ein Gerücht»
Eine der grössten Schönheits-Ketten der Schweiz musste am Dienstag überraschend schliessen. CEO Philip Lehmann dachte eigentlich, er hätte die Firma gerettet.
Hair & Skin: Darum gehts
Am Dienstag wurde kommuniziert, dass die Beauty-Kette Hair & Skin wegen Konkurses sofort schliessen muss.
Insgesamt 150 Mitarbeitende verlieren auf einen Schlag ihren Job, obwohl sie kurz zuvor beschwichtigt worden waren.
CEO Philip Lehmann nimmt gegenüber 20 Minuten Stellung und erklärt, dass am Ende eigentlich nichts gefehlt hat.
«Von einigen Leuten wird das Gerücht verbreitet, Hair & Skin sei Konkurs. Gerade das Gegenteil ist der Fall.» Diese Zeilen verschickte Hair-&-Skin-CEO Philip Lehmann am 22. August an alle Mitarbeitenden. Nur fünf Tage später kommt dann die Schreckensnachricht wieder per Mail.
Die Schweizer Klinikkette schliesst und steht im Konkursverfahren. Grund war eine Überschuldung in einer Höhe von 13 Millionen Franken, wie aus internen E-Mails hervorgeht, die 20 Minuten vorliegen.
Die 13 Millionen wären da gewesen
Während gegen aussen von Expansionsplänen nach Grossbritannien die Rede war, scheint es intern bereits seit Monaten gebrannt zu haben. Im Juli sei eine Kapitalerhöhung zur Beseitigung der Schulden beschlossen worden.

Mit einem angeschlagenen Brief wird über den Konkurs der Beauty-Kette informiert – die Tür ist versiegelt.
20min/Damian LuginbühlWie Lehmann in dem Mail schreibt, seien die fehlenden 13 Millionen auch wenige Tage nach dem Beschluss auf einem Sperrkonto zusammengekommen. «Das bedeutet konkret, dass die Firma de facto saniert ist», meinte Lehmann.
«Noch am Dienstag Verträge unterzeichnet»
Das Zürcher Obergericht sah das aber anders. Am Dienstag dann der Entscheid: Das Konkursverfahren wird eröffnet. Hair & Skin scheint dies trotz der Vorgeschichte unerwartet erwischt zu haben.
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Dies bestätigt eine Mitarbeiterin gegenüber 20 Minuten: «Wir haben zwar gemerkt, dass etwas nicht ganz stimmt, aber die plötzliche Schliessung haben wir nicht erwartet.» Noch am Dienstagmorgen – einen Tag vor der Schliessung – seien Verträge mit Kunden unterschrieben worden. «Es wurde sehr schlecht kommuniziert.»
«Konkursabwendung schien möglich»
Mit den Vorwürfen konfrontiert, verteidigt Philip Lehmann gegenüber 20 Minuten das Vorgehen. «Bis zum Schluss waren wir selbst als auch unsere Anwälte und Experten überzeugt, dass wir den Konkurs abwenden können. Dies vor allem aufgrund der Tatsache, dass einerseits die notwendigen 13 Millionen Franken auf dem Sperrkonto lagen.»
Andererseits hatte das Obergericht die Konkursabwendung in seiner «prima-vista Beurteilung» in der Verfügung vom 17. Juli 2024 als zumindest möglich bezeichnet.

Philip Lehmann, CEO der Haarklinik, verteidigt das Vorgehen des Unternehmens. (Foto: 06.10.2022)
Marc Dahinden/TamediaDeutliche Kritik am Gerichtsentscheid
Die Überschuldungssituation in der Höhe von 13 Millionen Franken warf die Revisionsstelle BDO der Gesellschaft Ende Mai vor. «Unabhängig davon, dass die Überschuldung nach Ansicht vom Verwaltungsrat – auch unter Einbezug namhafter externer Gutachter – bei maximal 7 Millionen lag, haben wir uns entschlossen, nach Verfahrensöffnung eine Kapitalerhöhung um 13 Millionen Franken zu beschliessen», so Lehmann.
Und das erfolgreich: Die 13 Millionen hätten bereits Ende Juli auch tatsächlich auf einem Escrow-Konto bereitgelegen. «Doch das Gericht hat das nicht beachtet», so Lehmann. Gemäss Lehmann hat das Obergericht dies damit begründet, dass nur der Zustand bei der Verfahrenseröffnung durch das Bezirksgericht beachtet werden kann.

Man habe bis zuletzt versucht, den Konkurs abzuwenden. (Foto: 06.10.2022)
Marc Dahinden/Tamedia«Jetzt hat die Schweiz 150 Arbeitslose mehr»
Auch am Dienstagmorgen habe man so schnell wie möglich kommuniziert. «Aber nach dem Eingang des überraschenden Entscheids des Obergerichts, musste das Vorgehen natürlich erst durch die verschiedenen Stufen abgesprochen werden.»
Generell sei die Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden dadurch zu erklären, dass alle siegessicher waren. «Aufgrund der genannten Fakten waren wir sehr überzeugt, den Konkurs für unsere Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden abwenden zu können. Jetzt hat die Schweiz wegen des Obergerichtsentscheids 150 Arbeitslose mehr. Das ist sehr bedauerlich.»
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