Affoltern am Albis will 38-Stunden-Woche einführen

Aktualisiert

Zum gleichen LohnHier müssen städtische Angestellte bald nur noch 38 Stunden arbeiten

350 städtische Angestellte in Affoltern am Albis sollen bald nur noch 38 Stunden pro Woche arbeiten. Der Hauptgrund dafür sei der akute Personalmangel, sagt die Stadtpräsidentin.

Städtische Angestellte in Affoltern am Albis sollen bald nur noch 38 Stunden pro Woche arbeiten. (Symbolbild)

Städtische Angestellte in Affoltern am Albis sollen bald nur noch 38 Stunden pro Woche arbeiten. (Symbolbild)

20min

38-Stunden-Woche: Darum gehts

  • Städtische Angestellte in Affoltern am Albis sollen bei gleichem Lohn vier Stunden weniger arbeiten.

  • Das soll ab 1. April 2024 für rund 350 Angestellte gelten, von der Pflege bis zur Feuerwehr.

  • «Auch der Steuerzahler wird davon profitieren», sagt die Stadtpräsidentin auf Anfrage.

Viele Arbeitnehmende träumen davon, in Affoltern am Albis ist es wohl bald Realität: Weniger arbeiten zum gleichen Lohn. Die städtischen Angestellten sollen ab 1. April 2024 neu in einer 38-Stunden-Woche arbeiten.

20 Minuten hat bei Stadtpräsidentin Eveline Fenner nachgefragt, wie es dazu kam.

Diese Angestellten sollen nur noch 38 Stunden arbeiten

Profitieren sollen die rund 140 Angestellten des Pflegeheims und der Spitex Seewadel, ebenso das Personal des Werkhofs, der Kläranlage, Haustechnik, Hauswartung, Feuerwehr und des Schwimmbads Stigeli. Auch die Mitarbeitenden der Verwaltung, der Regionalbibliothek, der Stadtpolizei und der Tagesstrukturen der Primarschule sollen nur noch 38 Stunden pro Woche schuften.

Diese Angestellten profitieren nicht

Von den rund 500 Angestellten der Stadt sollen etwa 350 davon profitieren. Nicht dabei sind die rund 150 Lehrpersonen der Primarschule, denn sie unterstehen nicht dem kommunalen Personalrecht, sondern dem kantonalen Lehrpersonalrecht.

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Akuter Personalmangel als Hauptgrund

Gute bürgernahe Dienstleistungen seien nur mit gutem Personal möglich, doch vor allem in der Pflege und der Verwaltung sei dieses kaum zu finden, sagt die Stadtpräsidentin Eveline Fenner auf Anfrage. «Uns fehlen aber in allen Berufsgruppen Arbeitskräfte, darum soll die Massnahme auch für alle gelten», so Fenner.

Das erhofft sich der Stadtrat von der Massnahme

Die Stadtpräsidentin nennt weitere Gründe für die Massnahme:

  • Die Mitarbeiterfluktuation könnte sinken.

  • Die durchschnittliche Anstellungsdauer könnte steigen.

  • Das würde die Kosten bei Personalwechseln senken, die bis zu einem Jahresgehalt betragen können.

  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie soll so besser werden.

  • Die Attraktivität der Stadt als Arbeitgeberin könnte steigen – auch bei der jungen Generation.

  • Offene Stellen könnten sich schneller besetzen lassen.

  • Es brauche so weniger Springerlösungen mit Temp-Jobs, die 2022 rund 1,2 Millionen Franken Kosten verursachten.

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Das soll es kosten

Die Einführung der 38-Stunden-Woche werde den Personalaufwand voraussichtlich um 9,5 Prozent erhöhen. Die jährlich wiederkehrenden Kosten sollen sich auf etwa 2,3 Millionen Franken brutto belaufen.

Auch die Steuerzahler sollen profitieren

Zum Vorwurf, dass das eine Verschwendung von Steuergeld sei, sagt Fenner: «Nein, auch der Steuerzahler wird davon profitieren.» Denn die Stadt könne ihre Dienstleistungen ja nur aufrechterhalten, wenn sie genug gutes Personal finde. Zudem sei das Bild falsch, dass man als Angestellter der Stadt ohne grosse Leistung viel Geld verdienen könne: «Wir verlangen viel von unseren Angestellten, aber wir bieten auch viel.»

Noch ist der Vorschlag in der Vernehmlassung

Für die 38-Stunden-Woche braucht es eine Anpassung des Personalreglements, die bereits in der internen Vernehmlassung ist. Wer mehr als 38 Stunden arbeiten will, soll das übrigens weiterhin tun können: Das Pensum der Vollzeitbeschäftigten könne bis zu 42 Stunden betragen, dann gebe es auch mehr Lohn, sagt die Stadtpräsidentin. Gerade für Führungskräfte könne das sinnvoll sein, so Fenner. 

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