Hinrichtung durch StickstoffHäftling war minutenlang bei Bewusstsein
Kenneth Eugene Smith wurde laut Medienberichten in der Nacht zum Donnerstag durch Stickstoffgas hingerichtet. Zuvor traf er sich mit seiner Familie und einem Geistlichen.
Darum gehts
In der Nacht auf Freitag wurde Kenneth Eugene Smith mit Stickstoff hingerichtet.
Er hat sich kurz vor dem Termin noch mit seiner Familie sowie mit einem Geistlichen getroffen.
Seine letzte Mahlzeit bestand aus einem T-Bone-Steak, Kartoffelpuffern, Toast, Eiern und brauner Sauce.
Der US-Bundesstaat Alabama darf einen zum Tod verurteilten Mann durch Stickstoffgas hinrichten. Das entschied der Oberste Gerichtshof am Donnerstag kurz vor dem geplanten Termin.
Medien berichten, dass sie nun vollzogen wurde. Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten hatte einen Antrag auf Aussetzung der Hinrichtung abgelehnt. Die Hinrichtung des Verurteilten war laut «New York Times» für Donnerstagabend in der William C. Holman Correctional Facility in Atmore, Alabama, angesetzt.
Hinrichtung dauerte 22 Minuten
Die Hinrichtung dauerte etwa 22 Minuten. Der mit Fesseln fixierte Smith schien mehrere Minuten lang bei Bewusstsein gewesen zu sein. Mindestens zwei Minuten lang wirkte es, als schüttele und winde er sich auf der Bahre. Danach nahmen Augenzeugen mehrere Minuten lang schweres Atmen wahr, bis schliesslich keine Atmung mehr ersichtlich war. Die Behörden in Alabama hatten prognostiziert, das Stickstoffgas werde innerhalb von Sekunden zur Bewusstlosigkeit und innerhalb von Minuten zum Tod führen.
Seine letzten Worte nutzte Smith, um darauf zu verweisen, dass die Menschheit an diesem Abend «einen Schritt zurück» mache. «Ich gehe mit Liebe, Frieden und Licht», sagte Smith. Mit seinen Händen formte er das «Ich liebe dich»-Zeichen in Richtung anwesender Familienmitglieder. «Danke, dass ihr mich unterstützt habt. Ich liebe, liebe euch alle», sagte Smith.
In den letzten Stunden traf sich der 58-Jährige Kenneth Eugene Smith mit Familienmitgliedern und einem Geistlichen, wie ein Gefängnissprecher mitteilte. Er verzehrte demnach eine letzte Mahlzeit, bestehend aus T-Bone-Steak, Kartoffelpuffern, Toast, Eiern und brauner Sauce.
«Testobjekt für experimentelle Tötungsmethode»
Die Hinrichtung erfolgte nach einem Rechtsstreit, in dem Smiths Anwälte behauptet hatten, der Bundesstaat mache ihn zum Testobjekt für eine experimentelle Tötungsmethode, die gegen das verfassungsmässige Verbot grausamer und ungewöhnlicher Bestrafung verstossen könnte. Bundesgerichte lehnten Smiths Bitte ab, die Hinrichtung zu stoppen. Die letzte Entscheidung traf am Donnerstagabend der Oberste Gerichtshof der USA.
Die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, sagte, die Hinrichtung bedeute Gerechtigkeit. «Nach mehr als 30 Jahren und einem Versuch nach dem anderen, das System auszutricksen, hat Mr. Smith für seine schrecklichen Verbrechen gebüsst», so Ivey. Alabamas Generalstaatsanwaltschaft erklärte, Stickstoffgas habe sich als «eine wirksame und humane Hinrichtungsmethode» erwiesen.
Richter setzte sich über Geschworene hinweg
Kenneth Eugene Smith wurde 1996 verurteilt. 11 von 12 Geschworenen wollten ihn lebenslanger Haft verurteilen, aber der Richter in diesem Fall beschloss, die Entscheidung der Geschworenen zu überstimmen und verurteilte ihn zum Tode.
Seit 2017 ist dies in Alabama nicht mehr zulässig. Landesweit ist es in den USA heute nicht mehr möglich, dass sich Richter auf diese Weise über Geschworene hinwegsetzen.
Weshalb wurde Smith zum Tode verurteilt
Smith war zum Tod verurteilt worden, weil er 1988 zusammen mit einem bereits vor Jahren hingerichteten Kumpanen einen Auftragsmord an der Frau eines Predigers begangen hatte. Laut Staatsanwaltschaft hatte der verschuldete Ehemann Smith und dem anderen Verurteilten jeweils 1000 Dollar gezahlt.
Wie die «New York Times» schreibt wurde die zweifache Mutter Gerichtsdokumenten zufolge bei dem Angriff von Smith und einem anderen Mann mit zehn Messerstichen ermordet.
«Ich bin nicht bereit dazu»
«Ich bin nicht bereit dazu. In keiner Weise bin ich bereit dazu», sagt Smith im Gespräch mit dem «Guardian». Nach der gescheiterten ersten Hinrichtung sei bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert worden.
Auch andere US-Staaten könnten nun versuchen, auf Stickstoff als Hinrichtungsmethode umzusteigen. Die Todesstrafe ist dem Todesstrafen-Informationszentrum zufolge noch in 27 der 50 US-Staaten erlaubt, aber in einigen davon sind Exekutionen derzeit ausgesetzt.
Demonstranten hatten in den vergangenen Tagen die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, aufgefordert, die Hinrichtung zu stoppen. Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und von Amnesty International warnen vor einem möglicherweise grausamen Tod. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegenden Leiden verursache, gibt es demnach keine wissenschaftlichen Beweise.
Mit Informationen von DPA.
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