Hirsch frisst Mensch und wird dabei fotografiert

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In der FotofalleHirsch frisst Mensch und wird dabei fotografiert

Um herauszufinden, welche Tiere an menschlichen Knochen nagen, legten sich Forscher auf die Lauer. Dabei wurden sie von einem Pflanzenfresser überrascht.

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So kennen wir Hirsche: Erhobenen Hauptes ziehen sie über die Wiesen. Und wenn sie Hunger haben, knabbern sie am Gras. Doch die Pflanzenfresser gestatten sich punkto Ernährung auch Ausnahmen.
Das berichten US-Forscher nach der Auswertung von Bildern einer Fotofalle. Diese zeigten einen Hirsch, der auf den Knochen eines Menschen herumkaute. Die Überreste waren gespendet und in einem Waldstück der Forensic Anthropology Research Facility in San Marcos deponiert worden.
Mit ihrer Hilfe sollte der Zerfall eines Menschen dokumentiert werden. Auch die Rolle aasfressender Tiere wollten die Forscher untersuchen. Die Idee: herausfinden, welche Spuren von welchen Tieren hinterlassen werden.Dieses Wissen soll künftig helfen, einen Todeszeitraum zu bestimmen und Leichen zu identifizieren.
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So kennen wir Hirsche: Erhobenen Hauptes ziehen sie über die Wiesen. Und wenn sie Hunger haben, knabbern sie am Gras. Doch die Pflanzenfresser gestatten sich punkto Ernährung auch Ausnahmen.

USDA/PD

Pflanzenfresser sind beim Fleischvermeiden weniger konsequent als menschliche Vegetarier. Das gilt für so gut wie alle Säugetierarten, von Rehen über Eichhörnchen bis zu Pandabären: Bietet sich ihnen die Gelegenheit, ein Stück Fleisch zu ergattern, greifen sie zu.

Trotzdem waren Forensiker der Texas State University überrascht, als sie Bilder aus einer Fotofalle auswerteten. Denn die zeigten einen Hirsch, der genüsslich auf den Knochen eines Menschen herumkaute (siehe Bildstrecke).

Arbeit von Forensikern erleichtern

Die Überreste waren für forensische Zwecke gespendet und in einem Waldstück der Forensic Anthropology Research Facility in San Marcos deponiert worden. Sie sollten helfen, den Zerfall eines menschlichen Leichnams zu dokumentieren.

Auch die Rolle aasfressender Tiere wollte das Team um Lauren A. Meckel untersuchen. Der Gedanke dahinter: herausfinden, welche Spuren von welchen Tieren hinterlassen werden. Dieses Wissen soll künftig helfen, einen Todeszeitraum zu bestimmen und Leichen zu identifizieren.

Alles für die Nährstoffaufnahme

Doch die Fotofallen der Forscher lichteten nicht nur die erwarteten Aasfresser wie Füchse, Waschbären, Kojoten und Truthahngeier ab, sondern auch einen überraschenden Esser: einen Weisswedelhirsch, der eng mit den hierzulande heimischen Rehen verwandt ist.

Obwohl dieser eigentlich Pflanzenfresser ist, war er mit einem menschlichen Knochen im Maul in die Falle getappt. Laut Meckel handelt es sich um den ersten dokumentierten Fall eines Hirschs, der menschliche Knochen anknabbert.

Abwegig ist die Ausnahme aus Sicht der Tiere aber nicht, wie die Forscher im «Journal of Forensic Sciences» berichten: So könnten die Hirsche auf diese Weise wichtige Mineralien aufnehmen, die ihre pflanzliche Ernährung kaum enthält.

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