Handelskrieg: Wie die USA schon 1930 die Weltwirtschaft ruinierten

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Historisches VorbildHandelskrieg wie 1930 lanciert – damals kam es gar nicht gut

Es ist nicht das erste Mal, dass ein US-Präsident auf Protektionismus setzt: Bereits nach dem Börsencrash von 1929 hatte dies Herbert Hoover versucht – er scheiterte.

Willis C. Hawley (links) und Reed Smoot lagen mit ihren Prognosen meilenweit daneben.
Während der Grossen Depression mussten Tausende Firmen schliessen.
Durch den Zusammenbruch der Wirtschaft stieg die Arbeitslosigkeit in den USA auf 25 Prozent.
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Willis C. Hawley (links) und Reed Smoot lagen mit ihren Prognosen meilenweit daneben.

Library of Congress

Darum gehts

  • Es ist nicht das erste Mal, dass ein US-Präsident die heimische Wirtschaft mit hohen Zöllen schützen will.

  • Bereits 1930 tat dies Herbert Hoover mit dem Smoot-Hawley Tariff Act, der die Zölle auf ausländische Waren massiv erhöhte.

  • Das Gesetz hatte schwerwiegende negative Folgen für die USA und die ganze Welt.

«Sind Trumps Zölle so schlimm wie das Smoot-Hawley-Gesetz, das für die Verschärfung der Grossen Depression verantwortlich gemacht wird? Sie sind sogar noch schlimmer», titelt das Magazin «Fortune» in einem aktuellen Artikel. Darin ist die Rede von einem 1930 ins Leben gerufenen Gesetz, welches die US-Wirtschaft schützen wollte, aber das Gegenteil bewirkte.

Der Smoot-Hawley-Act war im Juni 1930 vom neu gewählten Präsidenten Herbert Hoover eingeführt worden. Der streng protektionistische Hoover folgte damit dem Senator Reed Smoot und dem Abgeordneten Willis C. Hawley, die die bereits bestehenden Zölle nach dem Börsencrash vom Vorjahr massiv anheben wollten. Dass etwa Henry Ford die Massnahme als «ökonomische Dummheit» bezeichnete und über 1000 Experten im Vorfeld in einem offenen Brief Hoover vor den Folgen des sogenannten Smoot-Hawley Tariff Act warnten, vermochte ihn nicht umzustimmen.

US-Wirtschaft im Nu ruiniert

Sozusagen über Nacht wurden damals die Zölle für über 20'000 importierte Produkte um 10 bis 20 Prozent auf Rekordniveau angehoben. Dies sollte die heimische Produktion schützen. Doch das Gegenteil war der Fall: Als viele der betroffenen Staaten mit Gegenzöllen reagierten, brach ein weltweiter Handelskrieg aus – mit katastrophalen Folgen.

Die Importe der USA sanken zwischen 1929 und 1933 um 66 % von 4,4 auf 1,5 Milliarden Dollar, die Exporte brachen von 5,4 Milliarden um 61 %  auf 2,1 Milliarden Dollar ein. Die industrielle Produktion in den USA verringerte sich bis 1933 um 47 Prozent und das Bruttoinlandprodukt um 30 Prozent. Währenddessen stieg die Arbeitslosigkeit auf fast 25 Prozent.

Handelskrieg kennt keine Gewinner

Heute sind sich die Wirtschaftsexperten einig, dass das Gesetz den USA massiv schadete und massgeblich für die Verschärfung der Weltwirtschaftskrise verantwortlich war. Beim Handelskrieg, der der Einführung des Gesetzes folgte, gab es nur Verlierer.

Heute ist die globale Wirtschaft zwar stabiler, doch Trump erhöhte die Zölle wesentlich stärker als dies Hoover 1930 tat. Doch mit der Ankündigung, er sei offen für Verhandlungen, hielt er sich von Anfang an einen Notausgang bereit. Das lässt im Vergleich zu den 30er-Jahren hoffen: Damals blieben die Zölle bis zur Abwahl Hoovers 1934 in Kraft.

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