Netflix-Hit «Inventing Anna»Hochstaplerin Anna Sorokin sitzt nach sechs Wochen Freiheit wieder im Knast
Die Erfolgsserie beleuchtet das Leben von Anna Sorokin, die sich ohne Geld und Kontakte ein Luxus-Leben in New York ergaunerte. So sehen ihre Vergangenheit und ihr Leben heute aus.
Darum gehts
Spätestens seit dem Erfolg der kürzlich erschienenen Netflix-Doku «Der Tinder Schwindler» steht fest: Betrüger-Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, haben Binge-Potential. Jetzt kämpft sich bereits eine neue Doku an die Spitze der Netflix-Charts: Die Serie «Inventing Anna», die seit dem 11. Februar auf der Streaming-Plattform läuft.
Die Show beleuchtet das Leben von Anna Sorokin (31), einer russischen Arbeitertochter, die sich in die New Yorker High Society schummelte. Mit ihrer Lügenstory brachte sie Banken, Hotels und die Elite des Big Apple um Hunderttausende Dollar. Doch wie sah das Leben der echten Anna Sorokin aus – und wo steckt die 31-Jährige heute?
Ihr schlechtes Familienverhältnis
Anna Sorokin stammt aus ärmlichen Verhältnissen. In Russland geboren, wuchs sie mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder in der deutschen Stadt Eschweiler auf. Ihr Vater arbeitete als LKW-Fahrer, bis das Transportunternehmen pleite ging und er sich selbstständig machte. Gegenüber der «Daily Mail» erzählte Annas Vater, dass er und seine Familie seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Anna pflegen. Über das kriminelle Leben seiner Tochter sagte er: «Ich hoffe, dass sie findet, wonach sie sucht, was auch immer das ist. Ich habe keinen Einfluss auf ihr Leben und was sie tut.»
Ihre turbulente Jugend
Nach ihrem Abitur zog Sorokin nach London, um dort an einer Kunstschule zu studieren. Das Studium trat sie allerdings nie an und kehrte 2012 visionslos nach Deutschland zurück. Dort arbeitete sie für eine PR-Agentur, bis sie schliesslich nach Paris zog, um dort als Praktikantin für das Kulturmagazin «Purple» zu arbeiten.
Im Sommer 2013 reiste Anna erstmals nach New York, um bei der Fashion Week dabei zu sein. Schon damals liebäugelte sie mit dem Luxusleben der High Society. So entschied sie sich, in der Stadt zu bleiben und wechselte für kurze Zeit in das US-Büro von «Purple». Die dort geknüpften Kontakte halfen ihr, schrittweise Zutritt zu den angesagtesten Mode-, Kunst- und Start-up-Kreisen von New York zu erlangen.
Der Trailer zu «Inventing Anna». Die Serie läuft seit dem 11. Februar auf Netflix.
NetflixDie Betrügereien in New York
Unter einer falschen Identität – Anna Delvey – erkämpfte sich die 31-Jährige schliesslich einen Platz in der New Yorker High Society. Sorokin gab sich als deutsche Erbin und Millionärin aus und ergaunerte sich so einen Privatjet und umgerechnet rund 213’000 Franken von Freunden und Bekannten. Schliesslich gründete sie die «Anna Delvey Foundation», einen lukrativen Privatklub.
Durch Kontakte kam Sorokin an die Investmentgesellschaft Fortress, bei der sie sich den benötigten Kredit leihen wollte – in vermeintlich stetigem Austausch mit ihrem angeblich in Deutschland sitzenden Vermögensverwalter. Die ganze Lügengeschichte flog auf, als Fortress zur Sicherheit eigene Leute vor Ort schickte, um sich mit Sorokins vermeintlichem Vermögensverwalter zu treffen.
Doppelt verurteilt und hinter Gittern
Im Oktober 2017 wurde Sorokin verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich in einer Entzugsklinik in Los Angeles. 2019 wurde sie von einem New Yorker Gericht zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen guter Führung und der angerechneten Zeit in Untersuchungshaft stand sie im Februar 2021 bereits wieder auf freiem Fuss.
Nach nur sechs Wochen war es für sie jedoch allerdings wieder vorbei mit der langersehnten Freiheit. Die Betrügerin wurde erneut verhaftet – diesmal von Agenten der Einwanderungsbehörde. Die 31-Jährige hätte nach Verbüssen ihrer Haftstrafe das Land verlassen müssen, hielt sich stattdessen aber weiterhin illegal in New York auf.
Heute befindet sich Sorokin nach wie vor hinter Gittern. Die 31-Jährige hat Berufung gegen ihre Abschiebung nach Deutschland eingelegt und wartet nun auf eine Entscheidung. Derweil verkaufte sie die Rechte an ihrem Leben für umgerechnet rund 300’000 Franken an Netflix.