Sorge wegen Omikron – «Ich sehe leider einen neuen Lockdown auf Deutschland zukommen»

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Sorge wegen Omikron«Ich sehe leider einen neuen Lockdown auf Deutschland zukommen»

Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich in Deutschland zwar langsamer aus als in Grossbritannien, dennoch rechnet ein renommierter deutscher Immunologe mit einem neuen Lockdown.

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job
In Deutschland wächst die Sorge vor der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus.
Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), befürchtet, dass sich auch viele Geimpfte mit der Omikron-Variante anstecken werden. Watzl ist skeptisch, dass Omikron zu weniger schweren Verläufen führen soll.
«Wir werden die bei Omikron hochschiessenden Inzidenzen sehr stark hinunterbringen müssen, und das wird uns nicht jetzt wie in dieser vierten Welle mit Booster-Impfungen gelingen, sondern nur wieder mit Abstand und Kontaktbeschränkungen», so der Immunologe.
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In Deutschland wächst die Sorge vor der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus.

Julian Stratenschulte/dpa

Darum gehts

Die Omikron-Variante des Coronavirus wird sich in Deutschland ausbreiten und auch viele Geimpfte werden sich damit anstecken, ist sich Carsten Watzl sicher. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie befürchtet in den «Augsburger Allgemeinen» (Bezahlartikel): «Wir werden die bei Omikron hochschiessenden Inzidenzen sehr stark hinunterbringen müssen, und das wird uns nicht jetzt wie in dieser vierten Welle mit Booster-Impfungen gelingen, sondern nur wieder mit Abstand und Kontaktbeschränkungen», sagte er der Zeitung. «Ich sehe leider einen Lockdown auf uns zukommen, der uns alle betreffen wird.»

Der Immunologe zeigt sich besorgt über die Lage in den Spitälern, die sich wegen Omikron noch mehr verschärfen könnte. Selbst wenn die Impfung das Erkrankungsrisiko um 80 Prozent oder 90 Prozent reduziere, bleibe immer noch ein hohes Restrisiko, dass auch ein Teil der Geimpften im Spital lande, befürchtet Watzl. Deshalb werde mit einer drohenden, schnell anwachsenden Omikron-Welle und einem starken Anstieg der Infizierten-Zahlen zwangsläufig auch die Zahl der Hospitalisationen hochgehen. Das gelte selbst dann, wenn die Omikron-Variante zu weniger schweren Verläufen führen sollte. «Denn wir werden einfach insgesamt viel mehr Fälle bekommen», so der Immunologe. Er sei allerdings skeptisch, dass Omikron wirklich harmloser sei.

Krankenhausgesellschaft warnt vor Eskalation der Situation

Die Befürchtungen des Immunologen teilt auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). «Diese fünfte Welle würde uns nach den Berechnungen der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen treffen, noch bevor die aktuell hohe Belegung auf den Intensivstationen deutlich gesunken ist. Wir sehen in Grossbritannien und Dänemark, dass durch die hohen Infektionszahlen auch deutlich mehr Beschäftigte im Gesundheitswesen coronabedingt ausfallen. Noch mehr schwerkranke Patienten und zeitgleich massive Personalausfälle wäre eine weitere Eskalation der Situation, die über das bisherige hinausgeht», sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gass der Zeitung «Rheinische Post».

Auch beim Corona-Expertenrat der Bundesregierung läuten die Alarmglocken. Am Sonntag hatte der Rat die Einführung neuer Kontaktbeschränkungen empfohlen. Handlungsbedarf bestehe bereits für die kommenden Tage. Bund und Länder beraten am Dienstag über neue Corona-Beschränkungen.

Lockdown nach den Feiertagen?

Deutsche Medien vermuten, dass die Kontaktbeschränkungen über die Weihnachtsfeiertage noch nicht gelten sollen. «Die aktuell geltenden Massnahmen müssen darüber hinaus noch stringenter fortgeführt werden. Parallel sollte die Impfkampagne erheblich intensiviert werden», heisst es in dem Schreiben des Expertenrats, das der «Tagesschau» vorliegt. Andernfalls warnen die Experten vor einer Überlastung des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur.

Der Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen (Grüne) hält einen Lockdown nach den Feiertagen für möglich: «Angesichts der äusserst hohen Übertragbarkeit von Omikron werden wir um einen Lockdown nach Weihnachten vermutlich nicht herumkommen», zitiert die «Tagesschau» den Politiker. Ein mögliches Szenario wäre laut Dahmen ein «gut geplanter Lockdown» Anfang Januar.

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