Frau will Igel beim Treppenlaufen helfen: Experten raten ab

Eine junge 20-Minuten-Leserin begegnete am Samstag auf dem Weg nach Hause einem Igel. Der Igel stand mitten auf einer langen Treppe und die junge Frau wollte dem kleinen Tier helfen.

«Ich wollte zu Hause einen Karton holen und den Igel in den Wald bringen», sagt die 20-Jährige. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie ein so kleines Tier eine grosse Treppe hinunterkommen sollte. «Ich hatte Angst, dass der Igel auf der Treppe stecken bleibt», sagt die 20-Minuten-Leserin. Es habe nämlich keinen anderen Ausweg für den Igel gegeben.

Als sie sich dem Igel näherte, kauerte er sich zusammen. «Er hatte natürlich Angst vor mir», erzählt sie. Deshalb entschieden sie und ihre Begleitung, den Igel in Ruhe zu lassen. Am nächsten Tag sei der Igel wieder verschwunden. «Ich habe echt nicht gewusst, dass Igel klettern können», so die 20-Jährige.

Simon Steinemann, Geschäftsführer des Igelzentrums, sagt auf Anfrage: «Ja, erwachsene Igel können tatsächlich Treppen hinauf- und hinunterlaufen.» Für die meisten erwachsenen Igel sei das kein Problem. «Wenn es ein kleiner Igel wäre, hätte er ein Problem», sagt Steinemann.

Ist der Igel einer direkten Gefahr ausgesetzt, kann er zum Beispiel mit Handschuhen die Treppe hinuntergetragen werden. «Man sollte den Igel in die Richtung in Sicherheit bringen, in die er gehen wollte», sagt Steinemann. Denn Igel sind ortstreu, das heisst, sie kennen ihre vertraute Umgebung sehr gut. Bringt man einen Igel in den Wald oder weit weg, kann er sich nicht mehr orientieren. Steinemann: «Wenn Igel an einen fremden Ort gebracht werden, freuen sie sich gar nicht.» Das sei zwar gut gemeint von den Menschen, aber falsch.

Erscheint der Igel aber genügend gross und macht er keinen geschwächten oder kranken Eindruck, sollte man ihn grundsätzlich in Ruhe lassen. «Heute leben Igel in Siedlungsgebieten, da kann es schon mal vorkommen, dass sie in einer Nacht zehnmal eine Strasse überqueren, um Nahrung zu suchen», sagt Steinemann.