Basel: Igel werden in Spurentunnel gelockt

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Region BaselZum Futter muss der Igel durch den «Toblerone-Tunnel»

Die Igelpopulation in der Schweiz ist rückläufig. Jetzt soll die Aktivität des Stacheltiers im Siedlungsraum dokumentiert werden, damit es besser geschützt werden kann.

Der Weg zum Futter führt über einen Farbteppich. So sieht es im Innern des Spurentunnels aus.
Auf einer Fläche von 25 Hektaren werden zehn dieser Tunnel platziert, um die Igelaktivität in einem Gebiet nachzuweisen.
Der Igel ist viel im Siedlungsgebiet unterwegs, Verdichtung und Verlust von Grünflächen setzen ihm aber zu.
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Der Weg zum Futter führt über einen Farbteppich. So sieht es im Innern des Spurentunnels aus.

wildenachbarn.ch

Darum gehts

  • Die Igelpopulation in der Schweiz nimmt ab, weil der Lebensraum des Tieres immer mehr eingeschränkt wird.

  • In der Region Basel soll das Vorkommen des Igels mit Spurentunnel dieses Jahr systematisch untersucht werden.

  • Dabei handelt es sich um eine alte wildtierbiologische Methode, bei der die Tiere mit Futter angelockt werden.

Die Intensivierung der Landwirtschaft hat den Igel weitgehend aus dem Kulturland verdrängt. Dafür ist er häufig im Siedlungsgebiet zu finden. Verdichtung und Verlust von Grünflächen setzen dem Tier aber zu. So haben sich in den letzten Jahren Hinweise gemehrt, dass die Igelpopulation in der Schweiz abnimmt. In Zürich wurde eine Abnahme von 40 Prozent dokumentiert.

In der Stadt Basel und ausgewählten Gemeinden der Region Basel wird dieses Jahr im Rahmen des Projekts «Wilde Nachbarn beider Basel» sein Vorkommen im Siedlungsraum systematisch untersucht werden. Eine zentrale Rolle spielen dabei sogenannte Spurentunnel.

Futter gibt es nur gegen schwarze Pfoten

Die «Toblerone-artigen» Tunnel, wie sie Biologin Sandra Gloor von der Geschäftsstelle Wilde Nachbarn nennt, werden im Untersuchungsgebiet verteilt. Auf eine Fläche von 25 Hektaren oder fast 36 Fussballfeldern kommen zehn dieser Tunnel. Dabei handelt es sich um präparierte Futterstellen. Um zum Futter zu gelangen, muss der Igel über eine Fläche laufen, die mit Rapsöl und Graphit behandelt wurde. Beim Verlassen des Tunnels hinterlässt er dann seine Spuren auf dem weissen Spurenblatt.

Vom Tunnel liessen sich die Igel nicht abschrecken. «Sie sind recht neugierig», so Gloor. «Die verwendeten Substanzen sind absolut ungefährlich für die Igel», betont sie. Die Spurentunnel seien eine alte wildtierbiologische Methode. Zur Zählung eignet sie sich aber nur bedingt. Ob mehrere oder nur ein Igel mehrmals einen Tunnel betreten hat, lässt sich anhand der Spuren nicht bestimmen. «Man bekommt aber ein gutes Bild über die Aktivität und kann eine Aussage darüber treffen, ob viele oder wenig Igel in einem Gebiet unterwegs sind», erklärt Gloor.

Die daraus gewonnenen Verbreitungsdaten sollen dabei helfen, konkrete Empfehlungen auszuarbeiten, wie Igel in den Quartieren besser geschützt und gefördert werden können. Eingezäunte Gärten und Mähroboter machen dem Igel gerade im Siedlungsraum das Leben schwer.

Igelstationen sind am Limit: Zahlreiche Tiere werden bei Gartenarbeiten verletzt.

20 Minuten

Für den Unterhalt der Spurentunnel, die während einer Woche aufgestellt werden, suchen die Projektverantwortlichen Freiwillige. Der tägliche Aufwand dafür betrage bis zu zwei Stunden. Für Interessierte gibt es zudem zwei Informationsanlässe. Am 9. April im Ebenrain-Zentrum in Sissach und am 10. April im Igelsaal des Polizeipostens Kannenfeld in Basel. Beide Anlässe beginnen jeweils um 18.30 Uhr.

Zudem ist die Bevölkerung aufgerufen, ihre Igel-Sichtungen, idealerweise mit Foto, auf einer eigens eingerichteten Plattform zu melden.

Du weisst von einem Tier in Not?

Hier findest du Hilfe:

Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)

Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)

Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)

Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist

Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen

GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)

Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00

Tierquälerei:

Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)

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