Impfkommission kritisiertImpfstudie zu Schäden nach Booster zu früh publiziert?
Eine Studie der Uni Basel, welche die Booster-Impfung mit Herzmuskelschäden in Verbindung brachte, sorgte für Aufregung. Nun wird deren Aussagekraft infrage gestellt.
Darum gehts
Eine neue Studie des Unispitals und der Universität Basel schlug vergangene Woche hohe Wellen. Gemäss der Studie traten nach der Booster-Impfung mit dem Moderna-Impfstoff häufiger als erwartet Hinweise auf leichte Herzmuskelschädigungen auf. Nun wird sie allerdings bezüglich ihrer Aussagekraft infrage gestellt. Wie die «NZZ am Sonntag» (Bezahlartikel) berichtet, wurde die Studie bisher weder unabhängig begutachtet und in einem Fachjournal publiziert, noch liege sie in Form eines sogenannten Preprints vor. Solche Vorabdrucke wissenschaftlicher Erkenntnisse seien während der Pandemie aufgekommen, da sie raschere Ergebnisse ermöglichten.
Da es ohne begleitende Erklärungen für Experten aber schwer sei, den wissenschaftlichen Wert einer solchen Studie zu beurteilen, will sich auch die eidgenössische Impfkommission nicht dazu äussern. «Wenn noch nicht einmal ein Preprint vorliegt, ist kaum abzuschätzen, ob es sich bei den Resultaten um einen klinisch relevanten Effekt oder nur um einen abnormalen Laborbefund handelt», sagt dazu Christoph Berger, Präsident der Impfkommission. Gemäss Berger gelangte die Studie zu früh an die Öffentlichkeit.
Troponin-Werte vor Impfung nicht gemessen
So hätten die Forscher, die bei einigen wenigen Studienteilnehmenden nach dem Booster das Vorhandensein von erhöhten Troponin-Werten im Blut feststellten, den Spiegel dieses Proteins vorher nicht gemessen. Dies soll nun in einer Folgestudie geschehen. In der Studie wiesen die Autoren darauf hin, dass ein erhöhter Troponin-Spiegel auf Schädigungen an Herzmuskelzellen hinweisen könne – und stellten fest, dass der Wert von 2,8 Prozent Betroffenen deutlich höher lag als die erwarteten 0,0035 Prozent. Am Tag darauf waren die Werte bei der Hälfte davon aber wieder auf normalem Niveau.
Dass die Studie des Unispitals und der Uni Basel überhaupt an die Öffentlichkeit gelangte, hat seine Gründe. Denn nachdem die Studie an einem Kongress in Spanien präsentiert worden war, gelangten die Ergebnisse des Vortrags in die sozialen Medien – und wurden prompt von Impfgegnern verzerrt dargestellt. Damit die Studie aber richtig interpretiert wird, publizierte die Uni Basel von sich aus ein Interview mit dem Kardiologen und Studienleiter Christian Müller. «Ich hoffe, wir können damit falschen Narrativen begegnen», sagte er. Er betont, die Ergebnisse dürften nicht überbewertet werden und weist mit Nachdruck darauf hin, dass Corona-Infektionen zu stärkeren Schäden am Herzen führen als die Impfungen.