Wegen Omikron-Wand – Infektiologe fordert Quarantäne-Stopp für geimpfte Omikron-Kontaktpersonen

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Wegen Omikron-WandInfektiologe fordert Quarantäne-Stopp für geimpfte Omikron-Kontaktpersonen

Wegen Omikron sitzen Zehntausende in Quarantäne. Täglich werden es mehr. Um einen Kollaps des öffentlichen Lebens zu vermeiden, soll bei Geimpften nur in Ausnahmefällen eine Quarantäne angeordnet werden, fordert Swissnoso-Präsident Andreas Widmer.

Geimpfte Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten sollen nur noch in Ausnahmefällen in Quarantäne gehen müssen.
Das fordert Andreas Widmer, Infektiologe und Präsident des Nationalen Zentrums für Infektionsprävention.
«Das öffentliche Leben würde bei konsequenter Umsetzung der zehntägigen Quarantäne wahrscheinlich zusammenbrechen», sagt Widmer.
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Geimpfte Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten sollen nur noch in Ausnahmefällen in Quarantäne gehen müssen.

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Darum gehts

In der Schweiz explodieren die Fallzahlen wegen Omikron: Seit letztem Donnerstag haben sich 57’387 Personen neu mit dem Coronavirus infiziert. Über 70’000 Personen befinden sich bereits in Isolation – sind also positiv auf das Virus getestet worden, rund 32’000 Personen befinden sich in Quarantäne, weil sie in Kontakt mit infizierten Personen gestanden sind. Politikerinnen und Politiker – und auch der Bund – befürchten bei weiter steigenden Omikron-Zahlen einen Infrastruktur-Kollaps.

Auch daher empfahl das Bundesamt für Gesundheit (BAG) den Kantonen an Silvester, die Quarantäne für Kontaktpersonen auf sieben Tage zu verkürzen. Zahlreiche Kantone haben bereits reagiert, andere warten jedoch weiter ab. Wie 20 Minuten weiss, drängten die Kantone am Montag in einer Telefonkonferenz mit dem BAG auf einen schweizweit einheitlichen Entscheid. Dieser sei jedoch nicht gefallen. «Es braucht nun dringend eine weniger restriktive Quarantäne-Regelung für geimpfte Omikron-Kontaktpersonen», sagt nun Andreas Widmer, Infektiologe und Präsident des Nationalen Zentrums für Infektionsprävention (Swissnoso).

Quarantäne nur im Ausnahmefall

Dies allein aus praktischen Gründen: «Das öffentliche Leben würde bei konsequenter Umsetzung der zehntägigen Quarantäne wahrscheinlich zusammenbrechen», sagt Widmer. Im Spital, bei der Polizei, Post oder in der Industrie sei man aber auf die Leute angewiesen. «Wenn man alle Kontaktpersonen von Omikron-Infizierten nach Hause schickt, wäre das ein regelrechter Exodus.» Daher soll die Quarantäne nur noch in Ausnahmefällen bei Geimpften, etwa bei sehr speziellen Expositionen, angeordnet werden.

Die Situation werde sich täglich weiter verschärfen, warnt Widmer. «Spätestens Ende Woche wird sich Silvester in den Ansteckungszahlen widerspiegeln.» Ein rasches Handeln sei daher unumgänglich. «Bund und BAG müssen rasch eine pragmatische Lösung finden», sagt Widmer. «Uns läuft die Zeit davon, schon nächste Woche könnten viele Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst fehlen.»

Reduktion von Arbeitsausfällen

Der Schweizerische Arbeitgeberverband würde eine einheitliche Lösung für eine verkürzte Quarantäne begrüssen, sagt Sprecher Fredy Greuter. «Eine solche Anpassung wäre sinnvoll und sehr wichtig für die Wirtschaft, weil so Arbeitsausfälle von Mitarbeitenden reduziert werden könnten.»

Falls die Quarantäne nicht generell verkürzt werde, brauche es Ausnahmeregelungen für gewisse Berufsgruppen. «In gewissen systemrelevanten Berufen wie im Pflegebereich, in der Industrie oder im Transportbereich herrscht schon jetzt teilweise Personalknappheit.» Da davon auszugehen sei, dass die Omikron-Welle ihren Höhepunkt noch nicht erreicht habe, sei eine zehntägige Quarantäne eine extreme Belastung. «Es ist nicht auszuschliessen, dass es in solchen Fällen zu Versorgungsengpässen kommen könnte», so Greuter. «Daher ist es wichtig, dass der Bund die Entscheidung jetzt vorbereitet, um bei drohenden Personalausfällen rasch handeln zu können.»

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