Internationale TreffenAbwesenheit befeuert Gerüchte – wo ist Xi Jinping?
Für den chinesischen Staatschef sind Treffen im Ausland offenbar nicht mehr so wichtig. Sein Fernbleiben beim G-20-Gipfel befeuert jedoch auch Gerüchte um seinen Gesundheitszustand.
Darum gehts
Xi Jinping reist dieses Jahr nur wenig ins Ausland.
Beim Brics-Treffen liess er seinen Handelsminister eine Rede halten, beim G-20-Gipfel fehlte er ganz.
Experten vermuten politische Gründe, doch gibt es auch Gerüchte um Gesundheitsprobleme.
Zunächst gab es am Gipfel der Brics-Staaten im August in Südafrika eine Überraschung, als Chinas Staatschef Xi Jinping in letzter Minute seine Rede absagte und stattdessen seinen Handelsminister den Text vorlesen liess. Zuvor hatte er sich noch mit anderen Staatschefs ablichten lassen und am Dinner teilgenommen. Normalerweise versucht Peking, Patzer bei solch wichtigen internationalen Events zu vermeiden. Und nun liess Xi dieses Wochenende auch noch den G-20-Gipfel in Indien komplett sausen.
Mutmassungen über Gründe
China-Kenner sind verwundert über Xis Verhalten. Dass er im August über eine längere Zeit keinen einzigen öffentlichen Auftritt hatte, bezeichnet ein Experte gegenüber dem «Guardian» als «etwas seltsam». Eine offizielle Begründung fehlte jeweils, was zu zahlreichen Mutmassungen über die Gründe führte.
Im Hinblick auf den verpassten G-20-Gipfel nehmen Experten an, dies könnte mit dem angespannten Verhältnis zu Indien zusammenhängen. Andererseits wurde bereits berichtet, Xi leide an einem Hirnaneurysma, einer lebensbedrohlichen Ausbuchtung einer Schlagader. Er soll jedoch eine Operation ablehnen und stattdessen auf traditionelle chinesische Medizin setzen, wie das «Redaktionsnetzwerk Deutschland» berichtet.
Indien in die Hände gespielt?
Suchanfragen zum Gesundheitszustand des Staatschefs sind in China blockiert. Im Einmann-System, das er etabliert hat, darf er wohl keine Schwäche zeigen. Derweil könnte Xi mit seinem Fernbleiben in Delhi dem indischen Präsidenten Modi in die Hände gespielt haben, wie der «Corriere della Sera» kommentiert: «Das Fehlen von Xi Jinping hat das Augenmerk auf Modi gelenkt, der den Gipfel als Beweis für Delhis neuen globalen Status wertet. Dieses eine Mal steht der indische Führer nicht in Chinas Schatten, sodass er sich als idealer Vermittler zwischen Nord und Süd präsentieren kann.»
Die NZZ sieht in der G-20-Abwesenheit Chinas hingegen ein Anzeichen dafür, dass das Land einen härteren Kurs gegenüber dem Westen fahren will: «Bei einer von den USA dominierten Weltordnung macht China nicht mehr mit. (…) Das ist die Botschaft, die Xi an die Welt sendet, indem er nicht selbst zum Treffen (…) reist.» Für Xi, der China als «Anführer einer neuen, multilateralen Weltordnung» sehe, habe das Forum offenbar nicht mehr oberste Priorität.
Mit Material von DPA
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