Spektakuläre Gebäude in Elefantenform

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Irre oder irre gut?Gebäude, die wie Elefanten aussahen, aussehen oder aussehen sollten

Häuser in der Form eines Elefanten? Die gab es tatsächlich und gibt es immer noch. 20 Minuten stellt die herausragendsten vor.

Gestatten: Ein Haus, in Elefantenform. Das Elephantine Collosus befand sich&nbsp;<a rel="nofollow" data-li-document-ref="102020298" href="https://20min.ch/102020298">einst auf Coney Island (US-Bundesstaat New York).</a>
Nach zweijähriger Bauzeit wurde das Gebäude 1885 eröffnet.
Entworfen hatte es James V. Lafferty, ein US-irischer Erfinder.
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Gestatten: Ein Haus, in Elefantenform. Das Elephantine Collosus befand sich einst auf Coney Island (US-Bundesstaat New York).

Wikimedia Commons/PD

Darum gehts

  • Moderne Architektur ist meist gradlinig. Früher sah das anders aus.

  • Da konnten Menschen noch in Gebäuden schlafen, die Elefanten nachempfunden waren.

  • Auch heute gibt es noch elefantenförmige Bauten. Die sind allerdings deutlich weniger originalgetreu.

The Elephantine Colossus

Vier Beine und lange, gebogene Stosszähne: Was verdächtig nach einem Elefanten klingt, beschreibt tatsächlich ein Gebäude, das Ende des 19. Jahrhunderts auf Coney Island (US-Bundesstaat New York) Touristinnen und Touristen zuerst anzog und später auch beherbergte (siehe Bildstrecke oben). «Man konnte die Nacht im Rumpf, im Oberschenkel, der Schulter, der Hüfte oder der Wange verbringen», schrieb David W. McCullough 1983 im Buch «Brooklyn … and How It Got That» über das Elephant Hotel. Betreten und Verlassen konnte man das Elephantine Colossus, wie das Gebäude offiziell hiess, jeweils über die Hinterbeine. Entworfen hatte das irre Gebäude James V. Lafferty. Elefanten galten damals als grosses Highlight.

Karte von Coney Island von 1879

Karte von Coney Island von 1879

Wikimedia Commons/PD

Zwölf Etagen, 31 Zimmer: Das Elephantine Colossus war riesig

Der «Elefantenkoloss», wie die «New York Times» das Gebäude in einem Artikel zu seiner Eröffnung im Mai 1885 nannte, war – je nach Quelle – zwischen 37 und 55 Metern hoch, hatte zwölf Stockwerke und beherbergte stattliche 31 Zimmer, darunter einen Tabakladen und ein Museum. Die Sänfte auf dem Rücken des Elefanten diente zudem als Aussichtsplattform. Die Zimmer hinter den Augen galten als Observatorium. Das Elephantine Colossus sei so imposant gewesen, dass es gemäss der Brooklyn Public Library damals als achtes Weltwunder galt.

Frau verirrte sich im Rüssel

Es soll sogar vorgekommen sein, dass sich Menschen im Elephantine Colossus verirrten. Der «Brooklyn Eagle» berichtete im Eröffnungsjahr von einer Frau, die im Rüssel verschwand und in einem kleinen Haus landete, das als Trog bezeichnet wurde. Sie musste dort ausharren, bis jemand ihr Klopfen erhörte, zitierte die «New York Times» im Jahr 2016 daraus.

Inoffizielle Nutzung prägte die Redewendung «den Elefanten sehen»

Offiziell wurde das Elephantine Colossus als Konzerthalle, Vergnügungsbasar, Observatorium und Hotel genutzt. Inoffiziell diente es auch als Bordell. Man habe Zimmer für kürzere Zeiträume mieten können, heisst es in McCulloughs Buch. Die Lage des Gebäudes an einem heruntergekommenen Abschnitt der Surf Avenue auf der Halbinsel Coney Island habe dazu gepasst. Dort soll auch die Redewendung «seeing the elephant» (den Elefanten sehen) entstanden sein: ein «Euphemismus für das Aufreissen lokaler Prostituierter», wie die New York Historical Society schreibt.

Nach dem 27. September 1896 gehörte all das der Vergangenheit an: Das Elephantine Colossus brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zu diesem Zeitpunkt hatte Lafferty das Gebäude schon längst an ein Syndikat in Philadelphia verkauft.

Hättest du gerne in einem der Elefantengebäude übernachtet?

Lucy, the Elephant

Gut 140 Kilometer südlich, in Margate City (US-Bundesstaat New Jersey) lässt sich bis heute ein weiteres Elefantengebäude besuchen: Lucy, the Elephant. Es stammt ebenfalls aus der Feder Laffertys. Es ist sein erstes von insgesamt drei Gebäuden in Elefantenform (siehe Box). 1881 wurde es zunächst unter dem Namen Elephant Bazaar eröffnet und sollte die Gegend aufwerten und Besucherinnen und Besucher und Immobilieninteressenten an die damals noch weitgehend unbebaute Jersey Shore locken. Von der Sänfte aus konnten sie sich einen Überblick verschaffen und auf Margate, die Skyline von Atlantic City, den Strand und den Atlantik blicken.

Elephant Bazaar, Light of Asia, Elephantine Colossus

Weil sein Elephant Bazaar als so ungewöhnlich angesehen wurde, erteilte das US-Patentamt Lafferty 1882 ein Patent, das ihm 17 Jahre lang das alleinige Recht einräumte, tierförmige Gebäude herzustellen, zu verwenden oder zu verkaufen. Dieses Privileg nutzte er: Als Nächstes baute er 1884 The Light of Asia. Es stand in Cape May in New Jersey, wurde allerdings schon vor der Jahrhundertwende wieder abgerissen. 1885 kam schliesslich das Elephantine Colossus dazu.

Neue Besitzer, neuer Name, neue Funktion

Die drei Elefantengebäude verhelfen Lafferty zu gewissem Ruhm. Seine Pleite verhindern können sie jedoch nicht. 1887 geht ihm das Geld aus und er muss seinen Elephant Bazaar verkaufen. Neue Besitzer ist Anton Gertzen aus Philadelphia, dessen Schwiegertochter dem Gebäude im Jahr 1902 nicht nur einen neuen Namen verpasste, sondern ihm auch eine neue Funktion bescherte. Fortan diente «Lucy» auch als Gasthaus. Für zehn Cent konnten Besucherinnen und Besucher zudem das möblierte Innere Lucys besichtigen. Aus einem Gästebuch geht hervor, dass 1916 so bekannte Persönlichkeiten wie Präsident Woodrow Wilson sowie Vincent und John Jacob Astor Lucy besuchten. Ein Hotel, wie es häufig heisst, war das Elefantengebäude jedoch nie. Das Hotel befand sich bloss in der Nähe.

Der architektonische Star von Margate City (US-Bundesstaat New Jersey) ist auch auf Satellitenbildern zu erkennen.
Es ist Lucy, the Elephant. Wie Elephantine Colossus handelt es sich auch bei diesem sechsstöckigen Bau um einen Entwurf von James V. Lafferty. Es ist sein erstes Gebäude in Elefantenform.
Bei der Eröffnung im Jahr 1881 hiess Lucy noch Elephant Bazaar. Der Name wechselte jedoch nachdem das Elefantengebäude 1887 neue Besitzer bekam.
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Der architektonische Star von Margate City (US-Bundesstaat New Jersey) ist auch auf Satellitenbildern zu erkennen.

Screenshot Google Maps

Sommerresidenz Elefant

Bewohner hatte Lucy dennoch. Im Jahr 1903 verlegte auch eine sechsköpfige Familie aus Grossbritannien ihre Sommerresidenz in den Elefanten von Margate City. Wie die «New York Times» 2020 schrieb, haben diese noch ein zweites Stockwerk, eine Küche und ein Wohnzimmer eingebaut. In der Wölbung ihrer rechten Schulter wurde ein Badezimmer gebaut. Über fliessendes Wasser soll Lucy aber auch nach den Umbauarbeiten nicht verfügt haben.

Rettung im letzten Moment

Nicht nur Menschen machten sich an Lucy zu schaffen, sondern auch der Zahn der Zeit nagte an ihr. Stürme und Hurrikans setzten dem Gebäude zu, die Gertzens gaben den Betrieb auf. In den 1960er-Jahren drohte der Abriss. Um diesen zu verhindern, wurde das Save-Lucy-Komitee gegründet, das Spenden sammelte. 30 Tage gab man den Mitgliedern Zeit. Das reichte aus: Am 20. Juli 1970 wurde das marode Gebäude auf ein städtisches Grundstück gezügelt, wo sie vollständig renoviert wurde. Die Holzkonstruktion im Innern wurde mit Stahl verstärkt. Nach vier Jahren wurde Lucy feierlich wiedereröffnet. Seit 1976 ist sie als National Historic Landmark ausgewiesen. Bis heute kann es besichtigt werden. Die letzten Renovationen erfolgten in den letzten Jahren.

Eléphant triomphal

Laffery mag in die Geschichte eingegangen sein. Doch der erste, der Gebäude in Elefantenform entwarf, war er nicht. Bereits im 18. Jahrhundert hatte der Franzose Charles Ribart den Bau eines «éléphant triomphal» in Paris geplant. Und zwar an der Stelle, an der heute der Arc de Triomphe steht. Doch seine Pläne wurden abgelehnt und das Projekt nie realisiert. Ribarts Elefant wäre durch ein Treppenhaus im Bauch zugänglich gewesen und hätte mehrere Räume umfasst. Die Abwässer sollten durch den Rüssel abgeleitet werden. Im Gegensatz zu Laffertys drei Bauten hätte seiner keine offene Sänfte auf dem Rücken getragen.

Ribarts Entwrf für den «éléphant triomphal» (1758). Dort, wo er hätte gebaut werden sollen, steht heute der Arc de Triomphe.

Ribarts Entwrf für den «éléphant triomphal» (1758). Dort, wo er hätte gebaut werden sollen, steht heute der Arc de Triomphe.

Wikimedia Commons/PD

Nicht nur in den USA, auch in Deutschland und Thailand gibt es Elefantenbauten

Von den historischen Elefantenhäusern in den USA steht heute nur noch Lucy. Moderne Gebäude im Elefanten-Look gibt es dagegen in Thailand,  Deutschland und England. Künftig soll es auch in China eines geben. Die Bauarbeiten laufen.

Als <strong>Glaselefant</strong> wird das <a rel="nofollow" data-li-document-ref="101909787" href="https://20min.ch/101909787">Wahrzeichen der Stadt Hamm</a> (Deutschland) bezeichnet.
Es ist 53 Meter lang, 35 Meter hoch und 18 Meter breit. In 29 Metern Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform. Der Glaselefant wurde 1984 im Rahmen der Landesgartenschau vom Künstler und Architekten Horst Rellecke geschaffen.
Als Fundament für den Glaselefanten dient die Kohlenwäsche der ehemaligen Zeche «Maximilian» aus dem Jahre 1902. Der aussergewöhnliche Bau steht im Maximilianpark.
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Als Glaselefant wird das Wahrzeichen der Stadt Hamm (Deutschland) bezeichnet.

imago images/blickwinkel

Etwas schwieriger zu erreichen dürfte dagegen die Huhn-Kirche in Indonesien sein. Sie liegt mitten im Dschungel.

Welche anderen Gebäude in Tierform es sonst noch auf der Welt gibt, erfährst du hier.

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