Ist Live Shopping der nächste grosse Trend in der Modebranche?

Bei der Kleidermarke Monki kann schon live geshoppt werden.

Bei der Kleidermarke Monki kann schon live geshoppt werden.

Facebook.com/Monki
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aus ChinaIst Live-Shopping der nächste grosse Trend in der Modebranche?

Zusätzlichen zum Online- setzen vereinzelte Marken auf Live-Shopping. Bei dieser neuen Form des Einkaufens wird das Shoppingerlebnis live moderiert. In China setzt sich dieses Modell bereits durch.

Teleshopping machen wohl die wenigsten, die zur jüngeren Generation gehören. Doch eine ähnliche Form von Einkaufserlebnis verzeichnet zumindest in China gerade Rekordzahlen.

Live-Shopping, oder auch Live Commerce oder Livestreaming E-Commerce genannt, ist eine neue Art zu shoppen. Dabei verkaufen Moderatorinnen und Moderatoren die Produkte online in Livestreams an Kundinnen und Kunden. Die Artikel lassen sich über einen Button sofort kaufen und die Nutzerinnen und Nutzer können den Hosts im Chat Fragen stellen, die sie fast in Echtzeit beantwortet bekommen.

Livestreamer sind in China Stars

Der Trend zum Live-Shopping kommt ursprünglich aus Asien, wo diese neue Art einzukaufen bereits rege genutzt wird. Zum Beispiel auf der chinesischen Video-Sharing-App Kuaishou finden regelmässig Live-Shopping-Events statt, die zwischen sechs bis acht Stunden dauern. Verkauft wird von der Hautpflege über Accessoires bis hin zu Snacks alles. Top Livestreamer sind in China regelrechte Stars mit mehreren Millionen Followern. Einer von ihnen ist zum Beispiel Xin Youzhi. Ihm Folgen auf der App über 95.6 Millionen Accounts. Der Social Media Star hat sogar seine eigene Firma, in der er weitere Streamer ausbildet.

Der Live Commerce Markt in China lebt von Persönlichkeiten wie Xin Youzhi. Auch Austin Li ist in China ein sehr bekannter E-Commerce-Streamer. Der 29-Jährige erhielt den Übernamen «Lipstick King» also «Lippenstiftkönig». Er wurde unter anderem bekannt, weil er im vergangenen Jahr während einem zwölfstündigen Livestream-Event Lippenstife im Wert von umgerechnet ca. 1,5 Milliarden Franken verkaufte.

Erfolgskonzept Live-Shopping

Das chinesische Unternehmen Alibaba hat für Live-Shopping sogar eine eigene App gelauncht. Auf Taobao wird von früh bis spät live gestreamt und geshoppt. So richtig durch die Decke gehen die Zahlen für Taobao seit der Pandemie. Laut Alibaba habe die Firma von 2019 auf 2020 einen User-Zuwachs von über 660 Prozent erreicht.

Vergangenes Jahr verzeichnete Taobao in den ersten 30 Minuten des Singles Day Transaktionen in der Höhe von umgerechnet ca. 6,9 Milliarden Franken. Die App ist ein voller Erfolg: 2021 war Taobao eine der zehn am meisten besuchten Webseiten weltweit. Bei diesen Zahlen ist es kaum verwunderlich, dass der Trend langsam nach Europa schwappt.

Trend zieht nach Europa

Vom Live-Shopping Erfolg will man sich nämlich auch in in unseren Breitengraden eine Scheibe abschneiden. Im Dezember startete Tiktok in England erstmals mit einem Live-Shopping-Event. Und auch bei Monki, einem Brand, der Teil der H&M-Gruppe ist, kann auf der Website live geshoppt werden.

Der Live-Shopping-Event von Monki.

Der Live-Shopping-Event von Monki.

Monki

Im deutschsprachigen Raum setzen vereinzelte Brands bereits auf Live Commerce. So zum Beispiel die deutsche Marke About You. Das Bekleidungsunternehmen veranstaltete im Herbst Live-Shopping-Events mit Promis wie Bill Kaulitz, Lena-Meyer Landrut und Guido Maria Kretschmer. Die Veranstaltungen von About You dauern rund 30 Minuten. Im Stream spricht zum Beispiel Lena-Meyer Landrut ausführlich über Nachhaltigkeit bei ihrer Marke A Lot Less und beantwortet Fragen aus dem Chat.

Diese Art von Verkauf erlaubt es den Anbietern zu ihren Produkten eine Geschichte zu erzählen. Gerade bei Kleidungsstücken, wo es oft an Transparenz fehlt, können solche Events auch praktisch sein, um seine Fragen direkt bei der Marke zu platzieren.

Live-Shopping erst in den Startlöchern

Dabei sind die Social Media Apps in Europa noch nicht soweit beim Live-Shopping mitzumachen. Auf Instagram gibt es zwar eine Shopping-Funktion, wo ein kuratiertes Angebot an Produkten gekauft werden kann. Doch vom richtigen Live-Shopping wie in China sind die Plattformen in Europa noch entfernt. Unternehmen wie Ritzi wollen mit ihrem Angebot diese Lücke schliessen.

Bei Ritzi können Marken an die bestehende Infrastruktur andocken und über die App auf ihrem eigenen Verkaufskanal Live-Shopping Events veranstalten. «Menschen wollen entdecken und unterhalten werden. Dieser Trend des Shopatainments wurde durch die Pandemie zusätzlich begünstigt», sagt Gründer Kai Stubbe zur Modeplattform «Textilwirtschaft».

Zu 20 Minuten Lifestyle sagt Gründer Kai Stubbe zu den Zuschauerzahlen: «Seit unserem Launch in diesem Frühsommer haben wir mittlerweile schon um die 30 bis 75 Zuschauer pro Live-Stream.» Im deutschsprachigen Raum steckt das Live-Shopping also noch in den Kinderschuhen. Ob darin auch soviel Potential wie in China steckt, wird sich zeigen. Ritzi-CEO Kai Stubbe ist optimistisch: «Fürs neue Jahr erwarten wir einen weiteren, deutlichen Zuwachs an Kunden.»

Bestrebungen, Live-Shopping auch in Europa in der Modebranche zu etablieren sind also da. Doch ob das Konzept auch hierzulande einen Hype wie in China generiert, ist eher fraglich.

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