Drogenkonsum«Je mehr du rauchst, desto gieriger wirst du» – droht jetzt die Crack-Welle?
Nicht nur in Genf, sondern auch in Zürich nimmt der Konsum von Crack und Freebase stetig zu. Die Droge ist billig und macht extrem schnell abhängig.
Darum gehts
In den Schweizer Grossstädten Genf und Zürich steigt die Anzahl der Crack-Abhängigen.
Bei der Droge handelt es sich um eine Mischung aus Kokain und Backpulver.
Das Abhängigkeitspotential ist extrem gross.
Crack Kokain, kurz einfach nur Crack, ist Kokain mit Natron gemischt – und wird im Gegensatz zu seiner «Schwesterdroge» in Pfeifen geraucht. Innerhalb von acht bis zehn Sekunden setzt die Wirkung auch schon ein: Sie ist ähnlich wie bei Kokain, aber um vieles stärker und schwankt zwischen Beruhigung, Euphorie und/oder einer Steigerung der Leistungsfähigkeit. Die Länge der Rauschwirkung ist dagegen eher ernüchternd: Spätestens nach 15 Minuten ist Schluss mit dem Trip.
Crack hat ein extrem grosses Abhängigkeitspotential – trotzdem oder vielleicht genau deswegen nimmt die Zahl der Konsumenten stetig zu, zumindest in einigen europäischen Grossstädten. So auch in Zürich und Genf – darüber berichtet der «Tages-Anzeiger». Besonders in Genf findet die Billigdroge in den letzten Jahren zunehmend Anklang: Zwischen 2021 und 2022 hat sich die Anzahl der Konsumierenden verdoppelt. «Es gibt jetzt viele Drogenabhängige, die wie Zombies durch das Viertel streifen», sagte ein Bewohner des Pâquisquartiers im Juni zur «Tribune de Genève».
Keine offene Crack-Szene in Zürich
Anders als in Genf findet in Zürich der Crack-Konsum nicht auf offener Strasse statt, sondern in speziell dafür ausgestatteten Räumen wie beispielsweise dem «Fixerstübli». Bei insgesamt drei Kontakt-und Anlaufstellen, kurz K&A, können die Abhängigen in geschlossenen Räumen ihrer Sucht nachgehen – unter Aufsicht von speziell dafür geschultem Personal. «Jeden Tag kommt mindestens eine Person, die ich noch nicht kenne», sagt Psychiatriepflegerin Maja, die in der K&A Selnau arbeitet.
Eine Statistik des Sozialdepartements Zürich zeigt, dass es einen deutlichen Anstieg der Crack- und Freebasekonsumationen gibt: Waren es im Jahr 2012 noch insgesamt circa 286’000 Konsumationen, kommt man für das Jahr 2022 schon auf circa 322’000. Pro Monat würden bei allen drei K&A-Standorten 28’000 Konsumationen gezählt. Heroin dagegen sei inzwischen weniger gefragt. Warum, ist unklar, kann aber damit zusammenhängen, dass leistungssteigernde Drogen eher dem gesellschaftlichen Trend entsprechen.
David ist seit 25 Jahren abhängig
Einer der Crack-Abhängigen ist David (41). Auf den ersten Blick ist ihm nicht anzusehen, dass er Konsument und nicht Mitarbeiter der K&A ist: Er macht einen gepflegten Eindruck, dabei ist er seit einem Vierteljahrhundert abhängig von Crack. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erzählt er, er käme mehrmals am Tag zur K&A. Mit 16 hätte er die Droge das erste Mal ausprobiert. Am Anfang war er wenig begeistert, aber mit der Zeit dann eben doch: «Je mehr du rauchst, desto gieriger wirst du».
David lebt mittlerweile von Sozialleistungen, früher hat er aber mal in einer Grossbank gearbeitet und jahrelang ein Doppelleben geführt. Tagsüber wurde gearbeitet, abends dann konsumiert. Er sagt von sich selbst, Crack bestimme seinen Alltag. «Ich bin in meinen Gedanken den ganzen Tag beim Crack. Und eigentlich auch nachts, in meinen Träumen.» Dass die Träume oft viel besser sind als der eigentliche Rausch, lässt er ebenfalls nicht unerwähnt.
Hast du oder hat jemand, den du kennst, ein Problem mit Suchtmitteln?
Hier findest du Hilfe:
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
Infodrog, Information und Substanzwarnungen
Anonyme Alkoholiker, Tel. 0848 848 885
Stopsmoking.ch, Tel. 0848 000 181
Vergiftungsnotfälle, Tel. 145
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