Jubel bis Kritik: Das sagt die Politik zu betenden Soldaten

Publiziert

Islamisches OpferfestJubel bis Kritik – das sind die Reaktionen zu betenden Soldaten

Ein Bild spaltet die Politik: Muslimische Armeeangehörige hielten am Mittwoch ein Gebet ab. Während die einen das unproblematisch finden, fordert der SIK-Präsident sofortiges Handeln.

Am Mittwochabend beteten Angehörige der Armee zu Beginn des islamischen Opferfests.
«Es ist toll, dass muslimische Soldaten auch in der Armee am Opferfest zusammen beten können», sagt Pascal Gemperli, Sprecher der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz.
In der Politik gehen die Stimmen dazu auseinander.
1 / 5

Am Mittwochabend beteten Angehörige der Armee zu Beginn des islamischen Opferfests.

Privat

Darum gehts

  • Zum Beginn des islamischen Opferfests haben muslimische Armeeangehörige ein Feldgebet abgehalten.

  • Das führt zu Diskussionen.

  • SIK-Präsident Mauro Tuena zieht es in Erwägung, die Thematik der religiösen Zeremonien innerhalb der Armee in der Kommission und im Parlament anzugehen.

  • Andere Politikerinnen und Politiker sehen den Anlass als Zeichen der Integration und Diversität.

Bilder von Schweizer Soldaten, die in Tarnanzügen in Richtung Mekka beten, spalten die Gemüter: Am Mittwochabend begann das islamische Opferfest Bayram. Wie Fotos eines Armeeangehörigen (AdA) zeigen, hielten deswegen Soldaten in der Ostschweiz ein Feldgebet ab. Pascal Gemperli, Sprecher der Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz (Fids), zeigt sich über das abgehaltene Gebet erfreut. «Es ist toll, dass muslimische Soldaten auch in der Armee am Opferfest zusammen beten können.»

Darüber, dass andere Armeeangehörige dabei zusehen, stört sich der Sprecher nicht: «Es braucht immer noch Aufklärung zum Islam. Wenn sich Soldaten anderer Glaubensrichtungen dafür interessieren, fördert das Verständnis und langfristig die Toleranz.»

«Die Religion während Diensttagen so auszuleben, geht nicht»

In der Politik gehen die Stimmen jedoch auseinander. Mauro Tuena, Präsident der Sicherheitskommission des Nationalrats (SIK), zeigt sich über die Bilder empört. «Jeder darf für sich glauben, was er will. Die Religion jedoch während Diensttagen so auszuleben, geht nicht.» Obwohl solche Anlässe gemäss dem Armeesprecher zulässig sind, findet der SVP-Nationalrat, dass es nicht die Aufgabe der Armee sei, eine Religion auf diese Art und Weise zu zelebrieren.

Auch sein privates und politisches Umfeld hätte auf die Bilder negativ reagiert. «Ich habe etliche Nachrichten erhalten. Alle fordern mich auf, zu handeln.» Das ziehe er auch in Erwägung. «Die Armee muss über die Bücher und das sofort stoppen. Wenn sie das nicht selber tut, müssen wir die Thematik der religiösen Zeremonien innerhalb der Armee in der Kommission und im Parlament angehen.»

«Die Armee macht uns Integration vor»

FDP-Nationalrätin Doris Fiala findet die Bilder hingegen unproblematisch. «Soldaten sollen auch im Dienst ihrem Glauben nachgehen können. In der Schweiz gilt die Religionsfreiheit.» Zudem hätten alle Armeeangehörigen, unabhängig von ihrer Religion, das Recht auf seelsorgerische Betreuung. «Die Armee macht uns Integration vor. Solche Bilder zu nutzen, um politisch Stimmung zu machen, empfände ich als missbräuchlich.»

Mitte-Nationalrat Andreas Meier zeigt sich ebenfalls positiv. «Wir sind ein säkulares Land, wenn jemand im Dienst seinen Glauben ausleben will, dann soll das Platz haben.» Auch die Grünen-Nationalrätin findet es richtig, dass die Diversität der Schweiz in der Armee gelebt werden kann. «Die muslimische Bevölkerung hat in unserem Land eine grosse Bedeutung. Darum ist es auch gut, dass die Soldaten ihren Glauben ausüben können.» Religion, findet sie, sei jedoch etwas sehr Persönliches. «Man hätte das Gebet auch in einem engeren und privaten Rahmen durchführen können.»

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt