«Putins Bluthund»Kadyrow will Wagner-Gruppe Konkurrenz machen – droht ein russischer Bürgerkrieg?
Ramsan Kadyrow hat die Söldner von Jewgeni Prigoschin in hohen Tönen gelobt und will nun eine eigene Privatarmee aufbauen. Schon jetzt sind Teile der tschetschenischen Truppen in erster Linie ihrem Staatschef treu.
Darum gehts
Ramsan Kadyrow lobt die Söldner-Gruppe von Jewgeni Prigoschin in hohen Tönen.
Gleichzeitig spielt er mit dem Gedanken, nach seiner Amtszeit eine eigene Privatarmee aufzubauen.
Am Sonntag hatte Kadyrow ein Bild mit Wagner-Chef Prigoschin auf Telegram geteilt.
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow hat die russische Söldnertruppe Wagner und deren Chef Jewgeni Prigoschin für ihren Einsatz in der Ukraine gelobt. Die Wagner-Einheiten erzielten «beeindruckende Erfolge», schrieb Kadyrow am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. Die Wagner-Gruppe habe eindrücklich unter Beweis gestellt, dass es neben dem russischen Militär auch Privatmilizen im Krieg brauche.
«Plane ernsthaft, mit Prigoschin zu konkurrieren»
Er erklärte weiter, dass er in Zukunft seine eigene professionelle Söldnertruppe aufbauen wolle: «Wenn mein Dienst für den Staat beendet ist, plane ich ernsthaft, mit unserem lieben Bruder Jewgeni Prigoschin zu konkurrieren und eine private Militärfirma zu gründen. Ich denke, das wird schon klappen», sagte der 46-jährige Kadyrow.
Gegenüber der «Daily Mail» sagte ein in Moskau ansässiger Experte zu Kadyrows Plänen: «Mit diesem Schritt bereitet sich Kadyrow auf die Zeit nach Putin vor, in der er über eine eigene grosse Militärmacht verfügen will.» Mit dieser könne Kadyrow sich Macht in Russland verschaffen – oder gar eine Abspaltung seines eigenen Herrschaftsbereichs herbeiführen.
Prigoschin und Kadyrow kritisieren das russische Militär scharf
Ein Foto auf Kadyrows Telegram-Kanal zeigte Kadyrow zusammen mit Prigoschin. Ihr Schulterschluss kann als politisches Signal gelten, denn beide stehen loyal zu Präsident Wladimir Putin, sind aber ausgesprochene Kritiker der russischen Militärführung. Allerdings schien in den vergangenen Wochen Prigoschins politischer Einfluss zu schwinden. Der Angriff auf die ostukrainische Stadt Bachmut wird mit hohen Verlusten vor allem von den Wagner-Bewaffneten getragen. Sie beklagten zuletzt, dass das Militär ihnen nicht genug Munition gebe.
Will Kadyrow die Unabhängigkeit?
Dass Putin wieder vermehrt auf die konventionellen Truppen der russischen Armee setzt und etwa die Rekrutierung von Häftlingen für die Söldner-Gruppe gestoppt wurde, dürften Indizien für die Furcht des russischen Präsidenten sein, dass Personen, wie etwa Wagner-Chef Prigoschin, zu mächtig werden. Im Falle eines Bürgerkriegs in Russland könnte Ramsan Kadyrow etwa darauf abzielen, mit seiner Privatarmee für ein unabhängiges Tschetschenien zu kämpfen.
Denn nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion strebten Teile von Tschetschenien die Unabhängigkeit an und erlangten diese im Oktober 1991 nach einer umstrittenen Abstimmung. Nach einem gescheiterten, von Russland unterstützten Putsch im Jahre 1994 begann mit dem Einmarsch russischer Truppen der erste Tschetschenienkrieg. Bedingt durch die enormen Verluste und tiefe Moral auf russischer Seite schlossen die beiden Parteien 1996 einen Friedensvertrag.
Tschetschenien rutschte durch den Krieg weiter in eine Wirtschaftskrise hinein, ausserdem wurde im Jahre 1999 die Region Dagestan von zwei islamistischen Kriegsherren eingenommen. In diesem Zeitraum kam es auf russischem Territorium zu mehreren Terroranschlägen, hinter denen laut offiziellen Angaben tschetschenische Täter gesteckt haben sollen. Daraufhin entsandte der damalige russische Ministerpräsident Wladimir Putin Truppen nach Tschetschenien, denen die vollständige Einnahme des Landes innert kurzer Zeit gelang.
Ramsans Vater wechselte die Seiten
Wenige Jahre später gewann Achmat Kadyrow, der Vater von Ramsan Kadyrow und damaliger Chef der lokalen Verwaltungsbehörde, die Wahl zum Präsidenten von Tschetschenien. Die Wahl von Kadyrow, der zuvor auf der Seite der Unabhängigkeitsbewegung gekämpft hatte und dort als Schlüsselfigur galt, wurde von einigen westlichen Politikern als Farce bezeichnet. Unter Kadyrow sprach sich das tschetschenische Stimmvolk bei einer vom Westen scharf kritisierten Abstimmung mit angeblich 95,5 Prozent für einen Verbleib in der russischen Föderation aus.
Russland setzt im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Einheiten aus Tschetschenien ein. Sie gehören formal zu Polizei und Nationalgarde, folgen aber faktisch vor allem Kadyrows Kommando. Kadyrow ist seit 2007 Präsident, nachdem sein Vater Achmad Kadyrow bei einem Bombenanschlag in Grosny ermordet wurde.
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