Kampf um OpenAIDiese Folgen hat der Machtkampf im Silicon Valley für die Welt
OpenAI dominiert die Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Seit Tagen tobt in der Firma ein Kampf um Macht, Moral und Geld – möglicherweise mit weitreichenden Folgen für die Menschheit.
Darum gehts
Um OpenAI, die Marktführerin im Bereich künstlicher Intelligenz, tobt seit Tagen ein Machtkampf.
Chef Sam Altman wurde unter dubiosen Umständen entlassen. Nachdem über 700 Mitarbeitende drohten, ebenfalls zu gehen, wird er wieder Chef.
Altmans Gegner sassen im Verwaltungsrat. Dieser wird nun neu zusammengesetzt.
Die Fragen, um die die Akteure streiten, könnten weitreichende Auswirkungen auf die Menschheit haben – insbesondere, da die Firma offenbar einen Durchbruch geschafft hat, der gemäss Insidern «eine Bedrohung für die Menschheit» darstellen könnte.
Was ist passiert?
Bei der Firma OpenAI, Marktführerin im Bereich künstliche Intelligenz und Entwicklerin des Chatbots ChatGPT, der die Welt im Sturm erobert hat, findet ein Machtkampf statt: Eine Gruppe warnt davor, künstliche Intelligenz unreguliert auf die Menschheit loszulassen und ist der Auffassung, die Jahrhunderttechnologie soll in den Dienst der Menschheit gestellt werden.
Eine technologische Revolution, die dem Unternehmen gelungen ist, könnte laut Insidern gar eine Bedrohung für die Menschheit darstellen. Schon kurz nachdem ChatGPT auf den Markt gekommen war, wurde darüber spekuliert, ob KI dereinst Jobs zerstören oder gar das Ende der Menschheit herbeiführen könnte.
Eine andere Gruppe erkennt zwar gewisse Risiken an, will aber Vollgas geben, Investoren anziehen und weitere Unternehmen gründen.
Kapitalisten gegen Weltverbesserer – ist es so einfach?
Nein. Christoph Heitz forscht an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zu KI. Er sagt: «Wir sehen den Widerspruch zweier Haltungen. Die einen sind eher vorsichtig und wollen eine Technologie erst gut verstehen, bevor sie sie grossflächig einsetzen. Das ist im Falle von OpenAI die Mehrheit des Verwaltungsrats. Sam Altman dagegen ist überzeugt, dass diese Technologie gut für die Gesellschaft ist und deshalb schnellstmöglich weiterentwickelt werden sollte. Es ist ein Unterschied im Tempo, nicht in der Sache.»
Welche Rolle spielt Microsoft?
Microsoft ist Hauptaktionär und wichtiger Geldgeber von OpenAI. Als es zum Zerwürfnis kam, bot Microsoft allen Mitarbeitenden, die zusammen mit Altman mit der Kündigung gedroht haben, eine Stelle an. Microsoft hätte so ein Schnäppchen machen und enormes technologisches Know-how abgraben können.
Was bedeutet das für den Rest der Welt?
«Seit der Einführung von ChatGPT ist buchstäblich jeder schon damit in Berührung gekommen. Von der Hausfrau, die sich aus Zutaten Rezepte zusammenstellen lässt, über den Studenten, der eine Arbeit schreiben lässt, bis zum Unternehmer, der eine Geschäftsidee von KI entwickeln lässt», sagt Heitz. Es finde also ein massiver Einsatz dieser Technologie statt, ohne dass klar ist, welche Auswirkungen das haben wird: «Wenn ein Student das nutzt, hat es kaum Einfluss. Nutzen es alle, bricht das ganze Bewertungssystem von Unis zusammen», nennt Heitz nur ein Beispiel.
Schummeln Studierende mit ChatGPT? Das sagten Studierende im Februar gegenüber 20 Minuten.
20minChatGPT ist für mich doch gratis und hilft mir. Wie soll das schlecht sein?
Der Experte macht den Vergleich mit dem Internet: «Für den Einzelnen ist das Internet eine grosse Hilfe und Erleichterung. Mittlerweile sind aber grosse Teile in den Händen riesiger Techkonzerne wie Meta oder Google. Die Massennutzung verhilft also auch Konzernen, die die Daten sammeln, zu enormer Macht und Reichtum.» Und: «Die Konzentration von Macht sehen wir auch bei der KI: «Um ein solches Modell wie ChatGPT zu entwickeln oder zu trainieren, braucht es extreme Investitionen, die nur grosse Unternehmen leisten können.»
Sind Unternehmen, die damit Geld verdienen wollen, machthungrig und raffgierig?
Auch das ist laut Heitz nicht schwarz-weiss: «Klar wollen Firmen Profit machen. Das ist legitim. Aber die derzeitigen Diskussionen zeigen ja gerade, dass es auch innerhalb der Firmen laute Stimmen gibt, die Verantwortungsbewusstsein fordern. Das ist ein gutes Zeichen. Auch ohne staatliche Regulierung gibt es in den Firmen ein Bewusstsein für die Risiken der Technologie.»
Macht die rasante Entwicklung von KI dir Angst?
Reguliert der Staat KI denn nicht?
Bisher noch sehr spärlich. In Erarbeitung ist etwa der «AI Act» der EU: Er soll regeln, wo KI mehr oder weniger unkontrolliert zum Einsatz kommen kann – etwa, wenn sie dir basierend auf deinen Präferenzen die nächste Netflix-Serie vorschlägt. In anderen Bereichen soll die KI nichts übernehmen dürfen, wenn nicht noch ein Mensch zwischengeschaltet ist. Also etwa bei medizinischen Entscheidungen, die über Leben und Tod entscheiden können.
Was bedeutet der Kampf im Silicon Valley nun also für die Welt?
Laut Heitz richtet er die Aufmerksamkeit auf das Thema, wie schnell wir vorwärts machen sollten mit der Entwicklung von KI. «Die Frage, wie eine verantwortliche KI-Entwicklung aussieht, wird diskutiert, auch innerhalb der Tech-Firmen. Dies ist eine hoffnungsvolle Entwicklung.»
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