Jablanica: Stadt zerstört, Suche nach Vermissten dauert an

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Katastrophe in Bosnien-Herzegowina«Niemand ist am Leben geblieben, niemand»

Nach einem heftigen Steinschlag in Jablanica suchen Rettungskräfte nach Vermissten. Die Stadt ist abgeriegelt, Baumaschinen räumen Trümmer und Überlebende trauern um ihre Liebsten.

Nach einem massiven Steinschlag in Jablanica sind Rettungsteams im Einsatz. Mindestens zehn Personen werden noch vermisst.

20 Minuten

Darum gehts

  • Dramatische Lage in Jablanica: Sturzfluten nach starken Regenfällen haben eine Katastrophe ausgelöst.

  • Bisher sind 18 Menschen gestorben und viele verletzt.

  • Überlebende berichten von schockierenden Szenen und persönlichen Verlusten.

Die Stadt Jablanica ist abgeriegelt. Baumaschinen räumen die Stein- und Geröllhaufen fort. Rettungskräfte suchen immer noch nach mindestens zehn Vermissten.

Izudin Tufek hat das Unglück überlebt – doch er befindet sich in einem Schockzustand. Wie andere Bewohner auch wurde er gegen 6.30 Uhr durch ein grollendes Geräusch geweckt, das ihn dazu veranlasste, nach draussen zu gehen. «Als ich durch das Dorf ging, sah ich grosse Steinablagerungen, aber ich verstand immer noch nicht, wie gross sie waren. Erst gegen sieben Uhr, als ich etwas sehen konnte, sah ich ein völlig zerstörtes Dorf. Dieser Ansturm von Steinen hat es buchstäblich in zwei Hälften geteilt.»

Ein Erdrutsch hat Jablanica zerstört.
Zahlreiche Personen sind gestorben.
Viele werden noch vermisst.
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Ein Erdrutsch hat Jablanica zerstört.

IMAGO/Pixsell

Bald traf er einen Freund, der Leichen unter den Trümmern herausholte. «Er begann mir zu erzählen, wer alles gestorben war. Ich konnte nicht glauben, dass meine Nachbarn und Freunde weg waren», sagt Izudin dem Portal «Avaza».

Schwangere Frau unter den Opfern

In der Gegend um Jablanica und das nahe gelegene Konjic waren am Freitag enorme Regenmengen gefallen, Stunden später überraschten Sturzfluten die Menschen im Schlaf. Die Behörden sprechen am Samstagabend von 18 Todesopfern und Dutzenden Verletzten.

Ibrahim Begić weint vor seinem Hauseingang. Er kann kaum sprechen, als er von der Tragödie in seiner Familie erzählt: Sein Sohn und dessen schwangere Frau wurden bei den Überschwemmungen verletzt – die Schwiegertochter tödlich. «Sie wurde von einem Baum getroffen.»

Ibrahim Begić erzählt dem Portal «Avaza» von den Verlusten in seiner Familie.

Ibrahim Begić erzählt dem Portal «Avaza» von den Verlusten in seiner Familie.

Screenshot Avaza

Auch Alka Gusic wurde in der Früh von einem beängstigenden Grollen aus dem Schlaf gerissen. «Ich dachte, es sei ein Erdbeben», sagt sie. Sie habe sich erst nach draussen gewagt, als es hell wurde.

Alka Gusic verlor ihre ganze Familie bei der Katastrophe.

Alka Gusic verlor ihre ganze Familie bei der Katastrophe.

Screenshot N1

Ihr Bruder und dessen ganze Familie seien tot: «Ich sah, wie der Sohn meines Bruders herausgerissen wurde. Er lag auf dem Boden – es war offensichtlich, dass er tot war», sagt die Frau. Auch das Haus sei völlig zerstört. «Niemand ist am Leben geblieben, niemand.»

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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