«Katastrophe»Quaggamuscheln setzen sich an Wassergewinnungs-Anlage fest
Eine invasive Muschel breitet sich rasch in heimischen Gewässern aus. Sie haftet an Leitungen, verstopft Anlagen und verdrängt einheimische Arten.

Immer mehr Quaggamuscheln in der Schweiz: Hat sie sich die einmal in einem Gewässer festgesetzt, vermehrt sich die Muschelart schnell und ist kaum mehr wegzubekommen.
Linda Haltiner, EawagDarum gehts
Die Quaggamuschel ist eine invasive Art, die sich rasant in den heimischen Gewässern ausbreitet.
Sie stören das ökologische Gleichgewicht und gefährden die einheimische Biodiversität.
Die Muscheln verstopfen ausserdem Leitungen, was vor allem bei Trinkwasseranlagen und Wasserkraftwerken zu Problemen führt.
Die Muschel ist im Bielersee bereits weit verbreitet und könnte auch im Murtensee zum Problem werden.
Die Quaggamuschel wurde 2019 erstmals im Bielersee nachgewiesen und breitet sich seither rasant aus. Besonders Trinkwasseranlagen und Wasserkraftwerke haben mit den Folgen zu kämpfen. Auch im Murtensee wurde die invasive Art entdeckt: Die Industriellen Betriebe Murten (IB-Murten) fanden bei der Reinigung einer Anlage nun erstmals grössere Ansammlungen von Quaggamuscheln – bislang war sie im Murtensee nur vereinzelt aufgetreten.
Die Quaggauschel stammt eigentlich aus dem Schwarzmeerraum und gilt als invasive Art. In der Schweiz wurde sie 2014 erstmals in Basel entdeckt, sie wurde vermutlich durch den Schiffsverkehr eingeschleppt. Die Muschel kann bis zu vier Zentimeter gross werden und hat eine meist hellbraune bis graue Schale mit dunkleren, oft undeutlichen Streifen. Quaggamuscheln vermehren sich inzwischen in Rekordgeschwindigkeit in den Gewässern der Schweiz, stören das ökologische Gleichgewicht und gefährden die einheimische Biodiversität.
Katastrophale Auswirkungen auf das Ökosystem
«Wenn sich die Quaggamuschel einmal in einem Gewässer festgesetzt hat, gibt es keine Möglichkeit, sie wieder zu entfernen», sagt Kristina Rehberger, Fachbereichsleiterin für Gewässerökologie beim Kanton Bern.
Im Kanton Bern sei die Muschel bislang nur im Bielersee sowie in der Aare ab dem Bielersee bis zur Rheinmündung nachgewiesen worden, erklärt sie. Im Thuner und im Brienzersee hingegen sei sie bisher noch nicht aufgetaucht.
Wie besorgniserregend findest du die Verbreitung der Quaggamuscheln in heimischen Gewässern?
Als sogenannter Filtrierer saugt die Quaggamuschel grosse Mengen Wasser durch ihre Kiemen auf und filtert dabei Plankton heraus – eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere im Wasser. Dadurch kann sich der Nahrungskreislauf verändern, was zu einem Rückgang der Fischbestände führen kann.
Muscheln verstopfen Rohre
Die «Industriellen Betriebe Murten» (IB-Murten) sind unter anderem zuständig für die Trinkwasserversorgung der Region. Dort wurden bei Reinigungsarbeiten erstmals Quaggamuscheln an einem Seiher entdeckt. Ein Seiher ist ein Siebelement zur Wassergewinnung im See. Er sitzt am Anfang der Ansaugleitung, lässt Wasser passieren, hält jedoch grössere Fremdkörper wie Pflanzen, Fische oder Muscheln zurück.

Beim Reinigen des Siebs zur Wassergewinnung der IB-Murten entdeckte man Muscheln.
IB-MurtenAuch das Energieunternehmen BKW ist betroffen: An Anlagen im Bielersee werden zunehmend Quaggamuscheln festgestellt. Besonders rund um die Fischpässe, die Maschineneinläufe und an anderen Bauwerken im Wasser breiten sie sich aus. «Auch wenn wir keine genauen Messungen zur Ausbreitung machen, sieht man mit blossem Auge, dass es immer mehr werden», teilt Sharon Alexandra Schär von der Medienstelle der BKW auf Anfrage von 20 Minuten mit.
Steigende Kosten für Wasserversorgung
«Wir gehen davon aus, dass der Befall mit Quaggamuscheln zunehmen wird», sagt Dominic Isenschmid von der IB-Murten. Bislang seien zwar noch keine konkreten Auswirkungen feststellbar, doch das könne sich rasch ändern: Potenziell könnten die Muscheln den Seiher sowie das Innere der Leitung zunehmend besiedeln, wird auf Anfrage von 20 Minuten mitgeteilt.
Wenn das geschieht, könne das die Förderkapazität deutlich verringern oder im Extremfall sogar zu einer Verstopfung führen. Der Reinigungs- und Wartungsaufwand würde dadurch steigen – mit Mehrkosten, die sich letztlich auch auf die Wassergebühren auswirken könnten, so Isenschmid.

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