KeniaMonica (29) und ihre Boda Girls mischen die Mototaxi-Männer auf
Monica (29) fährt Mototaxi in Kenia – ein Job, der eigentlich Männern vorbehalten ist. Heute zählt sie zu den bestverdienenden Fahrerinnen und hilft nicht nur sich selbst, sondern auch schwangeren Frauen.
Darum gehts
Monica (29) und die Boda Girls brechen in Kenia mit traditionellen Geschlechterrollen im Mototaxi-Geschäft.
Das Programm bietet Frauen finanzielle Unabhängigkeit und unterstützt Schwangere mit kostenlosem Transport.
Monica hat sich trotz anfänglicher Skepsis durchgesetzt und gehört heute zu den bestverdienenden Fahrerinnen.
Monica plant, das Programm auf weitere Regionen auszuweiten, um mehr Frauen zu helfen.
Monica (29) besuchte gerade ihre kranke Tante im Spital in ihrem Wohnort Ukwala im Westen Kenias, als sie das erste Mal von den Boda Girls hörte. Über einen Flyer wurde nach Frauen gesucht, die als Mototaxi-Fahrerinnen arbeiten wollen – eine klare Männerdomäne. Monica bewarb sich und wurde genommen. Das war vor zwei Jahren.
Während sie sich über die Chance auf einen eigenen Verdienst freute, war ihr Ehemann alles andere als begeistert. Frauen auf Motorrädern? Unvorstellbar für ihn. «Er drohte sogar, mich aus dem Haus zu werfen.» Doch Monica liess sich nicht beirren. Am Freitag fiel die Entscheidung, am Montag sass sie bereits auf einem Motorrad. Es dauerte zwei Monate, bis ihr Mann ihren Job akzeptierte – er war sogar stolz auf sie. «Er hat gesehen, dass meine Arbeit einen positiven Effekt auf die Community hat.»
Motorrad ebnet Weg in ein selbstbestimmtes Leben
Das Boda-Girls-Programm gibt nicht nur Frauen im ländlichen Kenia eine Chance auf finanzielle Unabhängigkeit, sondern sorgt auch dafür, dass Schwangere kostenlos ins Spital kommen. Denn: Viele Frauen können sich den Transport zu gynäkologischen Untersuchungen oder gar der Geburt nicht leisten. Die Zahlen in der betreffenden Region sind deutlich: Die Anzahl der Frauen, die im Krankenhaus gebären, ist laut der Stiftung hinter dem Programm um 67 Prozent gestiegen, Ultraschalluntersuchungen sogar um 2000 Prozent, seit es die Boda Girls gibt.
So arbeiten die Boda Girls
In Kenia ist das Fahren eines Boda Boda (Motorrad) ein «Männerberuf» – einer, der bis zu zehnmal so viel bezahlt wie die landwirtschaftliche Arbeit, die Frauen typischerweise verrichten. Durch das Boda-Girls-Programm können Frauen das Fahren erlernen, ihr eigenes Taxi-Geschäft aufbauen und Frauen einen sicheren und kostenlosen Transport zu wichtigen gesundheitlichen Dienstleistungen ermöglichen. In Siaya County, im Westen des Landes, arbeiten 50 Frauen als Fahrerinnen und haben so bereits über 6000 kostenlose Fahrten ins Spital absolviert.
Für Monica war es der Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Mit 16 Jahren war sie Vollwaise – ihre Mutter starb bereits, als sie neun war – mit 17 wurde sie Mutter. Früh verheiratet, ohne Schulabschluss, war sie abhängig von anderen. Das Boda-Girls-Programm änderte das. Heute besitzt sie ihr eigenes Motorrad und damit auch ihr eigenes Business.
Sie plant ihre Fahrten selbst, und zwar so, dass sie sich gleichzeitig um ihre drei Kinder kümmern kann. «Jede Woche fahre ich etwa 50 zahlende Kundinnen und Kunden und rund 15 schwangere Frauen.» Früher verdiente sie etwa einen Dollar am Tag – seit sie als Boda-Fahrerin arbeitet, sind es über acht Dollar täglich. Damit gehört sie zu den bestverdienenden Boda Girls.

Ein Boda Girl probiert ein elektrisches Motorrad aus. Diese werden derzeit getestet, um eine umweltfreundlichere Lösung zu ermöglichen.
privatDas war nicht immer so. Anfangs begegneten ihr viele mit Skepsis. Die männlichen Fahrer befürchteten, sie würde ihnen Kunden wegnehmen. Fahrgäste trauten ihr nicht. Es dauerte sechs Monate, bis sie in der Community akzeptiert wurde. «Unsere pinke Uniform ist mittlerweile zum Qualitätszeichen geworden.» Vor allem junge Frauen könnten sich mit den Fahrerinnen sicher fühlen, mit den männlichen Kollegen sei das nicht immer der Fall.
Auch deshalb hofft Monica, dass das Programm in andere Regionen expandiert und so noch mehr Frauen zu mehr Selbstbestimmung verhilft. «Ich habe einmal eine gehbehinderte Frau ins Spital gebracht und so teilweise dafür gesorgt, dass sie ohne Komplikationen ihre Zwillinge zur Welt bringen konnte. Das hat mir unglaublich imponiert.»
Besonders stolz ist sie aber darauf, dass sie ihren drei Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen kann. «Ich konnte sie durch mein verdientes Geld bereits jetzt auf eine bessere Schule schicken.» Ihr Ziel sei es, dass sie am Ende studieren und einen gut bezahlten Job finden können. «Sie sollen von Anfang an unabhängig sein – nicht erst mit Ende 20.»
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