«Kinderlose Frauen sind Katzenladies»Wird J.D. Vance zur Belastung für Donald Trump?
Unter den Republikanern werden Bedenken laut: Donald Trump könnte mit J.D. Vance als Vize im Rennen um die Präsidentschaft auf das falsche Pferd gesetzt haben.
Darum gehts
Mit Kamala Harris dürften im neuen US-Wahlkampf Abtreibung und Frauenrechte stärker thematisiert werden.
Doch mit J.D. Vance haben die Republikaner auf einen Vizepräsidentschaftskandidaten gesetzt, der diese Themen sehr kontrovers besetzt.
Darauf war man nicht vorbereitet. Denn die Arbeitsteilung zwischen Donald Trump und Vance sei anders gedacht gewesen, sagt Politologin Cathryn Clüvert Ashbook.
Die Republikaner dürften vermehrt Mühe haben, Stimmen von Wechselwählerinnen und Unabhängigen zu gewinnen.
«Buyer’s remorse», Kaufreue – dieser Begriff fällt derzeit in Washington öfter, geht es um J.D. Vance. Ist der Vizepräsidentschaftskandidat der Republikaner unter Donald Trump wirklich die richtige Wahl, jetzt, wo statt Joe Biden Kamala Harris ins Rennen für die Demokraten steigt?
Mit ihr als voraussichtliche Gegnerin werden im weiteren Wahlkampf Themen wie Abtreibung und Frauenrechte an Gewicht gewinnen, sind Beobachter überzeugt. Für Trump ist das wenig positiv: «Er hat bereits ein Problem mit weiblichen Wählern», schreibt das Magazin Politico. Umfragen zeigten schon länger, dass der Anteil der Frauen, die diesen November Trump wählen wollen, kleiner sei als noch 2020.
Vance als Einpeitscher, Trump als Versöhner
Trumps Vize dürfte an diesem Problem wenig bis nichts ändern können – «ganz im Gegenteil, er läuft Gefahr, das Problem seines Chefs zu verschärfen», heisst es im Politmagazin.
Vance war bestimmt worden, als Biden noch der Spitzenkandidat der Demokraten war. Dabei war ihm mit Blick auf die MAGA-Basis und die republikanische Wählerschaft in den Rust Belt-Staaten eine andere Aufgabe zugedacht worden.
«Er sollte noch viel stärker die MAGA-Ideologie verkörpern und Trump nach dem Attentatsversuch den grossen Vereiniger, den Staatsmann geben lassen», erklärt Politologin Cathryn Clüver Ashbrook. «Nur kann Trump von seiner eigenen Persönlichkeit nicht wirklich abrücken und die gedachte Arbeitsteilung scheint nicht aufzugehen.»
«Egoistische Frauen»
Jetzt seien im Rennen um das Weisse Haus auf republikanischer Seite auf einmal zwei absolute Hardliner zu sehen, denen es derzeit nicht gelinge, bestimmte Wählergruppen anders und neu anzusprechen.
Vance hat in der Vergangenheit eine Reihe von problematischen Aussagen gemacht, die vielen Amerikanerinnen in Erinnerung geblieben sind und die sie mit ihm verbinden. Denn da ist nicht nur seine strikte Anti-Abtreibungs-Position.
2021 erklärte Vance, es sei «egoistisch», wenn Frauen sich scheiden liessen, selbst wenn die Ehe «vielleicht sogar gewalttätig» sei. «Das ist einer der grossen Tricks, die die sexuelle Revolution bei der amerikanischen Bevölkerung angewandt hat. Sie macht es den Menschen leichter, den Ehepartner zu wechseln wie die Unterwäsche.»
Wichtige Wählerinnen aus den Vorstädten
Vance ist ein ausgesprochener Befürworter von Natalismus: kinderreiche Familien und Bevölkerungswachstum über alles. Entsprechend sind kinderlose Frauen für ihn «weltfremde Katzenladies». In der Konsequenz lehnt Vance auch Kinderbetreuungshilfen ab – als «Klassenkampf gegen normale Menschen». Für den 39-Jährigen sind solche Stützen unerwünscht, ermöglichen sie Frauen mit Kindern doch zu arbeiten.
«Vance zeichnet ein abwertendes und eingeschränktes Frauenbild, das in keiner Weise die Realität der Hunderttausenden Wählerinnen widerspiegelt», sagt Politologin Clüver Ashbook. «Bei seinen ersten Wahlkampfauftritten wirkte er entsprechend isolierend und abschottend gerade gegenüber jenen, die das Trump-Lager als ganz entscheidende Gruppe für sich gewinnen muss: die Unabhängigen, Kerngruppen der Afro- und Latino-Amerikaner und besonders die Frauen aus den Vorstädten.»
Das müsste den Republikanern zu denken geben, so Clüver Ashbook. «Auf der Basis der derzeitigen Rhetorik wird es, glaube ich, schwierig sein, Wechselwählerinnen und unabhängige Wählerinnen für sich zu gewinnen, beziehungsweise den Parteitagsbonus über 100 Tage zu halten – was aber nicht heisst, dass es dann bei der Wahlmännerzahl nicht für einen Sieg reicht.» Dazu seien die Umfragen im Vergleich mit Harris noch zu neu und zu unbelastbar. «Aber Harris hat jetzt eine ehrliche Chance, gerade diese Wählenden für sich zu gewinnen.»
War J.D. Vance die richtige Wahl für Donald Trump?
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