KinderschutzSchweiz will WHO folgen – Coca-Cola zittert vor Werbeverbot für Zucker
In Deutschland ist das Gesetz bereits fast durch, in der Schweiz entscheidet das Parlament: Der Bund treibt eine Werbe-Einschränkung für ungesunde Lebensmittel voran.
Werbeverbot für Zucker: Darum gehts
Zu viele Kinder sind laut Bund übergewichtig oder gar fettleibig.
Nun soll eine Einschränkung der an Kinder adressierten Werbung helfen.
Die Industrie befürchtet weitere Schritte wie ein Verbot für Produkte mit Süssstoffen.
Coca-Cola Schweiz und zahlreiche andere Getränkehersteller haben sich mit der Unterzeichnung der sogenannten Erklärung von Mailand verpflichtet, den Zuckergehalt bis 2024 um zehn Prozent zu reduzieren. Viele erweiterten dafür ihr Sortiment mit zuckerfreien Varianten.
Ende Jahr soll es neue Ziele und weitere Produktkategorien zur Zuckerreduktion geben. Darüber hinaus sorgt sich die Industrie um die Revision des Lebensmittelgesetzes.
Im ersten Entwurf heisst es: «Der Bundesrat kann die Werbung für Lebensmittel für Kinder unter 13 Jahren einschränken, sofern die Lebensmittel spezifische Kriterien namentlich betreffend Fett-, Salz- oder Zuckergehalt auf der Grundlage von international oder national anerkannten Ernährungsempfehlungen nicht erfüllen». Betroffen wären nicht nur Beiträge im TV, sondern auch im Internet und den sozialen Medien.
Keine Werbung für Zucker zur Primetime
Dann sei es nicht mehr weit bis zu einem allgemeinen Verbot von Werbung für viele Lebensmittel, auch solche mit einem Zuckerersatz wie Süssungsmitteln, sagt Coca-Cola-Vertreterin Natasja Sommer an einem Medienanlass. «Es ist paradox, dass wir dann neue Produkte mit einem niedrigen Zuckergehalt oder solche ohne Zucker nicht mehr bewerben dürften», sagt Sommer.
In Deutschland wird dies bereits intensiv diskutiert, ein entsprechender Entwurf von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, ist dort in Vernehmlassung. So soll es etwa von Montag bis Freitag zur Primetime von 17 bis 22 Uhr keine Werbung für Produkte mit zu viel Zucker, Fett und Salz geben. Auch ein Plakatverbot für solche Produkte rund um Kitas und Schulen ist geplant.
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«Freiwilliger Werbeverzicht funktioniert nicht»
Cola plädiert auf eine Selbstregulierung und hofft auf einen Dialog mit der zuständigen Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, doch bisher sei es nicht dazu gekommen.
Beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) heisst es auf Anfrage, dass der freiwillige Werbeverzicht nicht funktioniere. «Das BLV richtet sich bei der Reduktion des Kindermarketings nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Wir sind seit über zehn Jahren mit der Lebensmittelindustrie in Verhandlungen, doch sie will die WHO- Kriterien nicht anwenden», sagt BLV-Sprecherin Sarah Camenisch zu 20 Minuten.
Kinder seien sehr empfänglich für Werbung und ungesunde Ernährung ein grosses Problem. «Knapp 15 Prozent der Kinder in der Schweiz sind übergewichtig oder fettleibig, das führt im Erwachsenenalter zu einem erhöhten Risiko für schwere Erkrankungen wie Diabetes. Deshalb schlagen wir einen rechtlichen Rahmen für Kinderwerbung vor.» Das Gesetz nehme nun den normalen politischen Weg. Am Ende entscheide das Parlament darüber.
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