Gen ZKissenreiten statt Sextoy: Junge entdecken Sexualität neu
Die sozialen Medien zeigen: Kissenreiten wird immer populärer – vor allem bei jungen Leuten. Wieso, erklärt Sexologin Melina Dobroka.
Darum gehts
Die Generation Z setzt bei der Selbstbefriedigung vermehrt auf einfache Hilfsmittel wie ein Kissen.
Das sogenannte Kissenreiten bietet eine unkomplizierte, intuitive Stimulation.
Sexologin Melina Dobroka erklärt, dass diese Methode für viele ein erlerntes Muster ist.
Das Kissenreiten hat Vor- und Nachteile, darunter angenehme Beckenbodenspannung, aber auch mögliche Einschränkungen bei Paarsexualität, wie die Sexologin erklärt.
Sexualität ist heute so frei und vielfältig wie nie zuvor – und die Generation Z geht ihren ganz eigenen Weg. Statt auf teure Sextoys oder aufwendige Hilfsmittel setzt diese junge Generation vermehrt auf Einfachheit und Intuition. Das sogenannte Kissenreiten oder «Pillow Humping», bei dem ein Kissen zur Selbstbefriedigung genutzt wird, erfreut sich wachsender Beliebtheit.
Das zeigt auch Untamed.love, der erste sexpositive, queer-feministische Sexshop der Schweiz: Dort wird ein Gürtel, der um verschiedenes (auch ein Kissen) gespannt werden kann und geritten wird, verkauft. Bereits seit Monaten ist er ausverkauft und nicht weiter vorrätig.
Die Technik
Was hat es mit dem Hype auf sich? Ein Kissen bietet eine direkte, lustvolle Stimulation. In einer Zeit, in der Achtsamkeit und Körperbewusstsein im Fokus stehen, stellt diese Technik für viele junge Menschen eine unkomplizierte Möglichkeit dar, ihre Sexualität zu erkunden und den eigenen Körper kennenzulernen.
Kissenreiten erfreut sich grosser Beliebtheit, da ein Kissen ein alltäglicher Gegenstand ist, der in jedem Haushalt vorhanden ist und jederzeit zur Verfügung steht. Die Methode ist flexibel: Durch die Reibung des weichen Materials kann eine intensive Stimulation erreicht werden, die individuell anpassbar ist. Häufig werden dabei Beckenbewegungen – sei es vor und zurück, oder kreisend – eingesetzt, was es jeder Person ermöglicht, ihre bevorzugte Art der Stimulation selbst herauszufinden.
Warum bevorzugt diese Generation ein Kissen gegenüber Sextoys?
Laut Melina Dobroka, Sexologin, ist dies oft eine Frage der Konditionierung: «Wie sich eine Person stimuliert, ist ein erlerntes Muster, das häufig schon in der Kindheit entwickelt wird. Wer gelernt hat, dass die Reibung eines Kissens oder anderer Gegenstände eine angenehme Stimulation bietet, greift später oft auf dieselbe Methode zurück.»

Melina Dobroka ist Sexologin und Vorstandsmitglied des FSS-Fachverband für Sexologie Schweiz.
PrivatEin Sextoy sei lediglich eine weitere Möglichkeit zur Erregung, die sowohl Vorteile als auch Grenzen mit sich bringe. Der Einsatz von Sextoys sei laut Dobroka beim Solosex generell weit verbreitet.
Es stellt sich die Frage, ob Generation Z durch den Gebrauch eines Hilfsmittels wie eines Kissens anstelle der eigenen Hände die Nähe zum eigenen Körper verloren hat. Dobroka sieht das differenziert: «Viele Menschen der Generation Z setzen sich bewusst mit ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit auseinander, was auch die sexuelle Gesundheit einschliesst. Die Art und Weise, wie Menschen ihre Solosexualität ausleben, ist sehr unterschiedlich.»
Vor- und Nachteile des Kissenreitens
Die Methode habe sowohl Vor- als auch Nachteile. Zu den Vorteilen zähle die Möglichkeit, sexuelle Erregung zu steigern, was oft in einem angenehmen Entspannungsgefühl nach dem Orgasmus resultiert. Dobroka merkt an: «Viele Menschen empfinden das Anspannen des Beckenbodens beim Kissenreiten als angenehm und finden dies auch in der Partnerschaft bereichernd.»
Hast du Kissenreiten schon probiert?
Auf der anderen Seite gibt es Nachteile. Ein eingeschränkter Zugang zur eigenen sexuellen Lust und eventuell entstehendes körperliches Unwohlsein durch die hohe Muskelspannung können ebenso auftreten wie Atemblockaden. «Auch könnte sich ein Kissen in der Paarsexualität fremd oder störend anfühlen. Es schränkt die sexuelle Stimulation auf eine bestimmte Art und Weise ein und kann dazu führen, dass andere Berührungen unangenehm erlebt werden», erläutert Dobroka.
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