Tornado in La Chaux-de-Fonds: Klimastreik nutzt Unwetter für Werbung

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La Chaux-des-FondsKlimastreik wirbt mit Monstersturm – SVP-Imark tobt

Nach dem 217-km/h-Sturm in La Chaux-des-Fonds wirbt der Klimastreik Schweiz damit für seine Veranstaltungen, auch Renovate springt auf. Christian Imark von der SVP findet das «deplatziert und hässlich».

So gross sind die Schäden nach dem Sturm in La Chaux-de-Fonds.

20min

Darum gehts

  • Ein Mega-Gewitter zog am Montag über La Chaux-de-Fonds, Windspitzen von 217 Kilometern pro Stunde wurden gemessen. 

  • Noch am gleichen Tag nutzte der Klimastreik Schweiz das Unwetter, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen und für seine Sache zu werben. 

  • SVP-Nationalrat Christian Imark findet das «deplatziert und hässlich».

  • Zwei Polit-Kenner ordnen ein: Im Wahlkampf werden auch die Parteien Extremereignisse für Wahlwerbung nutzen.

Am Montag raste ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 217 Kilometern pro Stunde über La Chaux-de-Fonds. Der Sturm forderte ein Todesopfer, Dächer wurden von den Häusern gerissen, Bushaltestellen und Strommasten umgerissen und Bäume entwurzelt.

Kurze Zeit, nachdem sich der Sturm gelegt hat, twittert Klimastreik Schweiz: «Tornado in La Chaux-de-Fonds, Waldbrände bei Bitsch, Trockenheit im Tessin: Die Klimakrise findet hier und jetzt statt. Darum alle raus auf die Strasse.» Max Vögtli, der Pressesprecher von Renovate Switzerland, der mit seinem Ferien-Flug nach Mexiko für Aufsehen gesorgt hatte, retweetet und schreibt: «Mein Mitgefühl gilt allen, die von der heutigen Störung im La Chaux-de-Fonds betroffen sind! Wir können verhindern, dass es noch schlimmer wird! Aber dazu müssen wir uns als Gemeinschaft engagieren und handeln!»

«Despektierlich gegenüber den Opfern»

SVP-Nationalrat Christian Imark hat dafür gar kein Verständnis: «Heute kann man keinen Wetterbericht mehr schauen, ohne politisch beeinflusst zu werden. Diese Katastrophe politisch zu instrumentalisieren, ist despektierlich gegenüber den Opfern und den Einsatzkräften in La Chaux-de-Fonds. Der Aufruf zur Demo in diesem Kontext ist deplatziert und hässlich», sagt er gegenüber 20 Minuten.

Für Sandro Lüscher, Politologe an der Uni Zürich, ist es wenig verwunderlich, dass die Klimabewegung hier aufspringt: «Wir kennen das aus allen politischen Ecken. Die SVP kapitalisiert das Thema Migration, die Klimabewegung will das beim Thema Klima machen. Die Frage ist natürlich, inwieweit es legitim ist, solche Einzelereignisse mit dem Klimawandel in Zusammenhang zu bringen.»

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«Im Wahlkampf werden noch alle Register gezückt werden»

Die Grünen sind laut Lüscher hier zurückhaltender: «In den letzten Wochen lässt sich beobachten, dass sie sich von den extremen Klimabewegungen distanzieren. Sie wissen, dass es ihnen schaden kann, wenn sie in der öffentlichen Wahrnehmung zu stark mit diesen Bewegungen in Verbindung gebracht werden.» Lüscher sagt aber auch: «Wir stehen wenige Monate vor den grossen Wahlen. Hier werden wohl noch alle Register gezückt werden.»

Auch Politanalyst Mark Balsiger sagt: «Klimastreik Schweiz macht auf die Auswirkungen und die grossen Klimademonstrationen aufmerksam. Dabei fällt auf, dass die nationale Klimademo in Bern am 30. September stattfindet, also genau drei Wochen vor dem Wahltermin. Die Terminierung ist gut, weil sie in der Schlussphase wie ein Booster wirken kann.»

Ein agiler Wahlkampf zeichnet sich dadurch aus, dass Ereignisse sofort aufgegriffen würden. «Die SVP und einzelne ihrer Mitglieder gehen mit ihren Themen schon länger so vor», sagt Balsiger. Wahlkampf sei meistens ein «zynisches Geschäft». «Wo die Grenzen zu pietätlosem Verhalten gezogen werden, ist individuell verschieden.»

Eine Anfrage beim Klimastreik blieb bisher unbeantwortet. 

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