«Es ist grauenhaft»: Klosters trauert um in Algerien Ermordete (57)

Publiziert

Klosters«Es ist grauenhaft»: Klosters trauert um in Algerien Ermordete (57)

Eine 57-jährige Schweizer Touristin wurde in Algerien offenbar grundlos brutal ermordet. Trauer und Betroffenheit sind in Klosters, wo sie gelebt hat, riesig.

Eva Mayer (68) trauert um eine Nachbarin.
Eine 57-jährige Schweizerin aus einem Ortsteil oberhalb von Klosters wurde in Algerien ermordet.
Im idyllischen Dörfchen geistert plötzlich der Gedanke an islamistischen Terror herum.
1 / 3

Eva Mayer (68) trauert um eine Nachbarin.

20min/Céline Trachsel

Darum gehts

  • Kurz bevor sie sich auf den Flug zurück in die Schweiz machen konnte, wurde eine 57-jährige Touristin in Algerien ermordet.

  • Die Getötete wohnte in einem idyllischen Ortsteil oberhalb von Klosters.

  • Im Ort sitzt der Schock tief.

  • «Wie konnte so etwas passieren?», fragen sich die Menschen, die um ihre Nachbarin trauern.

Eine Schweizerin wurde in Algerien brutal ermordet. Sie war auf einer Ferienreise und sass am 11. Oktober auf einer Terrasse beim Nachtessen in der Ortschaft Djanet, als ihr von einem Angreifer die Kehle durchgeschnitten wurde.

Der Angreifer soll «Allahu akbar» geschrien haben

Das Opfer stammt aus Klosters, respektive einem kleinen, idyllischen Ortsteil oberhalb von Klosters. Mit dem gewaltsamen Tod der 57-Jährigen ist der islamistische Terror in dem schönen Bergdorf plötzlich ganz nah. Dort, wo jedes Geranium am richtigen Platz steht und jeder Rasen säuberlich gepflegt ist, wo jedes Chalet das schönste im Dorf sein könnte, dort fragen sich die Menschen plötzlich: «Wie kann so was passieren?»

Gestörte Idylle: Die Menschen sind fassungslos über den Tod ihrer Nachbarin.

Gestörte Idylle: Die Menschen sind fassungslos über den Tod ihrer Nachbarin.

20min/Céline Trachsel

Eva Mayer (68) sagt stellvertretend für alle Anwohner: «Das ganze Dorf ist schockiert. Sonst sehen wir so was nur im Fernsehen, aber jetzt trifft es plötzlich die eigene Nachbarin.» Sie sei fassungslos, genauso wie alle, mit denen sie über die Verstorbene spreche. «Ich kann nicht mehr gut schlafen und denke immer an die arme Frau und ihre Tochter, die auch dabei war.»

Ehemann erzählte Nachbarn, was passiert ist

Dass die 57-Jährige Opfer eines Anschlages wurde, hatte der Ehemann offen kommuniziert. «Er hat sich die Mühe genommen, uns Nachbarn über die Ereignisse persönlich zu informieren», sagt Mayer. In Klosters wurde der Sarg zudem aufgebahrt, sodass ihre Freunde und Bekannten Abschied nehmen konnten. Denn: Die Getötete war im Turnverein, in einer Line-Dance-Gruppe und auch sonst gut vernetzt im Dorf.

«Wissen Sie, hier in unserer heilen Welt, wo wir es so schön haben, da erwartet man so was einfach nicht», sagt die Nachbarin. Die 57-Jährige sei eine aufgestellte Powerfrau gewesen, habe viel Sport getrieben sowie ein eigenes Geschäft geführt. «Man kennt sich hier noch. Sie hat wirklich niemandem was zu Leide getan, keiner versteht das. Alle fragen sich: Warum? Wie kann man so viel Leid anrichten? An einem Menschen und dessen ganzer Familie, die man ja gar nicht kennt.»

Die Frau habe sich gerade auf ein Enkelkind gefreut, das demnächst geboren werden soll. Immerhin habe die Getötete zuvor die Ferien in Algerien geniessen können. Mayer: «Sie war in der Wüste mit Guides mehrere Tage auf Kamel-Safari. Es war die letzte Station vor dem Heimflug, nur deshalb waren sie in dieser Ortschaft, hat mir ihr Mann erzählt.» Die Ferien, die die 57-Jährige mit ihrer Tochter, deren Freund und einer Reisegruppe aus Klosters verbracht habe, seien sehr schön gewesen, habe sie ihrem Ehemann zuvor noch auf Whatsapp geschrieben. «Und dann war sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.»

Tochter musste die Tat mit ansehen

Dass die Tochter die Tat mit ansehen musste, beschäftige zudem alle im Dorf. «Wie kann man so was je verarbeiten?», fragt sich Mayer. Sie bleibe einfach nur fassungslos zurück. «Und mein Mann hat gesagt, er wolle nie mehr in die Ferien gehen.»

Gemeindepräsident Hansueli Roth bestätigt, dass die Frau aus Klosters kam. Er sagt: «Es ist grauenhaft! Es ist ein Schock für alle und sehr, sehr schrecklich für jene, die ihr nahestanden. Aber anderseits, wenn man in solch ein Land reist, ist so was heutzutage leider möglich.»

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt