Nach Konzertabbruch: «Komplett absurd» – Brasserie Lorraine wirft Armeeangehörige in Uniform raus

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Nach Konzertabbruch«Komplett absurd» – Brasserie Lorraine wirft Armeeangehörige in Uniform raus

Nach dem Konzertabbruch wegen Rastas bei Weissen hat die Brasserie Lorraine Angehörige der Armee aus dem Lokal geworfen. Uniformen seien nicht erwünscht, heisst es.

Uniformen sind in der Brasserie Lorraine in Bern nicht erwünscht.
Das bekam eine Gruppe Armeeangehöriger kürzlich zu spüren.
Die «Brass» hat bereits zuvor für Schlagzeilen gesorgt, nachdem sie ein Konzert der Reggaeband Lauwarm abgebrochen hatte.
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Uniformen sind in der Brasserie Lorraine in Bern nicht erwünscht.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

Im Juli sorgte die Brasserie Lorraine für Schlagzeilen weit über die Landesgrenzen hinaus, weil sie ein Konzert der Band Lauwarm abgebrochen hatte. Dies wegen der Rastas eines weissen Bandmitgliedes. Es ist nicht der einzige Fall, bei dem die «Brass» in letzter Zeit ihre Gesinnung durchsetzte. 

C.F.* war vor einigen Wochen für eine dienstliche Weiterbildung bei der Armee in Bern. Als er im Ausgang mit mehreren Kameraden im Breitenrain-Quartier unterwegs war, entschied sich die Gruppe für ein Bier in der Brasserie Lorraine. Auch aus Neugier, weil die Lokalität in den Wochen zuvor in den Medien gewesen war. «Der Garten war gut gefüllt», sagt C.F. zu 20 Minuten. «Wir setzten uns in eine Ecke und wollten bestellen.» Die fünf Männer verhielten sich laut C.F. völlig normal und nicht auffällig.

Ersatzkleider statt Uniform

«Nach einigen Minuten kam dann ein Mitarbeiter der Brasserie», sagt C.F. «Er sagte uns, dass er uns in Uniform nicht bedienen werde. Wenn wir unsere Uniformen auszögen, würde man uns aber Ersatzkleider zur Verfügung stellen. Dann wäre alles in Ordnung und man würde uns bedienen.»

«Ich sagte ihm, dass wir den Tarnanzug nicht freiwillig tragen», so C.F. «Aber der Mitarbeiter liess nicht mit sich diskutieren. Er bot uns als Ersatz T-Shirts der GSoA an. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass wir dann ja auch wieder alle gleich gekleidet wären und auch eine Art Uniform hätten. Davon wollte er aber nichts wissen.»

Verstehst du, weshalb Personen in Uniform nicht bedient werden sollen?

«Das ist komplett absurd»

Nach etwa zehn Minuten gaben die fünf Angehörigen der Armee auf und verliessen das Lokal. «Ich fand das komplett absurd», sagt C.F. «Ein bisschen hässig bin ich schon. Wir haben da niemanden gestört, es hat uns auch niemand beachtet und niemand hat sich beschwert. Sie geben sich da sozial und integrativ, aber es ist doch auch nicht sozial, uns für unsere Uniformen hinauszuwerfen, für die wir nichts können.»

Auf der Webseite der «Brass» steht Folgendes: «Die Brass bietet Platz für alle, die respektvoll miteinander umgehen. Bei uns besteht kein Konsumationszwang.» Und: «Rassismus, Sexismus und Uniformen sind unerwünscht.» Das stösst C.F. sauer auf: «Es kann doch nicht sein, dass Uniformen mit Rassismus und Sexismus gleichgesetzt werden.»

«Handhaben das seit 40 Jahren so»

Die Brasserie Lorraine möchte den konkreten Fall auf Anfrage von 20 Minuten nicht kommentieren. «Im Allgemeinen, wenn Leute mit Militäruniformen kommen, bitten wir die Personen, etwas darüberzuziehen oder zu gehen», schreibt das Kollektiv in einer  Stellungnahme. «Ein T-Shirt reicht auch schon. Diese stellen wir auch zur Verfügung, falls sie nichts dabeihaben.» Das werde bereits seit 40 Jahren so gehandhabt.

Doch weshalb behandelt die «Brass» das Tragen von Uniformen gleich wie Rassismus und Sexismus? «Aus einer antimilitaristischen und pazifistischen Tradition heraus», heisst es weiter. «So war seit den 80er-Jahren für lange Jahre die Beratungsstelle für Militärdienstverweigerung in unserem Haus eingemietet.»

Unter anderem aus dieser Bewegung und den dazugehörenden politischen Kämpfen gebe es heutzutage die Möglichkeit, zwischen Militärdienst und Zivildienst zu wählen. Und nur Militäruniformen erachtet die Brasserie als problematisch.

* Name der Redaktion bekannt.

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