Fans fordern Disqualifikation«Kosovo ist das Herz Serbiens» – Djokovic gibt in Paris Politik-Statement ab
Mittlerweile ist auch Tennis-Superstar Novak Djokovic in Paris gestartet. Nach seinem Sieg in der ersten Runde spricht aber niemand mehr über den Erfolg. Die Kritik am Superstar ist gross.
Darum gehts
Novak Djokovic gewinnt am French Open gegen Aleksander Kovacevic.
Nachher schreibt er eine politische Botschaft auf die TV-Kamera.
Er wird für diese Aktion gelobt, aber auch heftig kritisiert.
Novak Djokovic hat beim French Open den ersten Schritt zum angestrebten alleinigen Grand-Slam-Titelrekord gemacht. Der 36 Jahre alte Serbe bezwang am Montag in Paris zum Auftakt den Amerikaner Aleksander Kovacevic mit 6:3, 6:2, 7:6 (7:1) und erreichte die zweite Runde.
Zwischenzeitlich feuerte das Publikum auf dem Court Philippe-Chatrier Aussenseiter Kovacevic an. Nach dem eigenen Break zum 4:3 im dritten Satz hielt sich Djokovic provokativ die Hand ans Ohr und wurde dafür ausgebuht. Nach der Partie bejubelten die Zuschauer ihn aber wieder. In der zweiten Runde trifft Djokovic nun auf den Ungarn Marton Fucsovics. Damit ist aber noch nicht die gesamte Geschichte des Djokovic-Siegs erzählt.
Die politische Botschaft von Djokovic
So entbrannte nach dem Erfolg eine heftige Diskussion um den serbischen Tennis-Superstar. Grund dafür waren ein paar geschriebene Worte von Djokovic zum Kosovo-Konflikt mit Serbien, der sich in der letzten Zeit verschlimmert hat. «Kosovo ist das Herz Serbiens, stoppt die Gewalt», schrieb er auf Serbisch auf eine TV-Kamera-Linse. Später veröffentlichte er ein Foto seiner Aktion auch als Instagram-Story.
Auf der Match-PK mit den internationalen Medien sagte er nichts zur Botschaft, gegenüber serbischen Medien sprach er jedoch ausführlich. «Ich bin kein Politiker und habe nicht die Absicht, mich in politische Debatten einzumischen. Dieses Thema ist sehr heikel. Als Serbe tut mir alles, was im Kosovo passiert, sehr weh», sagte Djokovic gemäss dem «Guardian». Die Worte seien das Mindeste, was er hätte machen können.
Dann ergänzt er: «Ich weiss nicht, was die Zukunft für das serbische Volk und den Kosovo bringt, aber es ist notwendig, in solchen Situationen Unterstützung zu zeigen und Einigkeit zu demonstrieren.» Er sei gegen Kriege, Gewalt und jede Art von Konflikt. «Ich habe Mitleid mit allen Menschen, aber die Situation im Kosovo ist ein Präzedenzfall im Völkerrecht», hielt er weiter fest.
Kosovo fordert Strafe für Novak Djokovic
Fans nahmen die Botschaft des Superstars unterschiedlich auf. Während ihn seine Fans, vor allem aus seiner Heimat, feierten, kritisierten andere Tennis-Fans den 36-Jährigen scharf und forderten die Disqualifikation des Serben. Djokovic selbst verriet, dass er von den Turnierverantwortlichen nach dem Verfassen der Nachricht nicht angesprochen worden sei. «Ich weiss nicht, was passieren wird», sagte er. Tatsache sei, dass er es wieder tun würde.
Doch ist eine Strafe überhaupt möglich? Der französische Tennisverband (FFT), der die Veranstaltung organisiert, teilte gegenüber Reuters mit, dass es keine offiziellen Grand-Slam-Regeln darüber gebe, was Spieler sagen dürfen und was nicht. «Die FFT wird zu dieser Angelegenheit keine Stellungnahme abgeben oder Stellung beziehen.» Zu wenig für den Tennis-Verband Kosovos, der noch am Montagabend eine drastische Strafe für Novak Djokovic forderte.
Situation im Norden Kosovos
Am Montag wurden bei Zusammenstössen im serbisch bewohnten Norden des Kosovos zahlreiche Soldaten der Nato-geführten Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt. Serbiens Präsident versetzte die Armee derweil in höchste Kampfbereitschaft. Zuvor kam es zu schweren Unruhen, bei denen ethnische Serben auch Polizeiautos anzündeten. Insgesamt gab es über ein Dutzend Verletzte auf beiden Seiten.
Der serbische Präsident Aleksandar Vucic erklärte, er habe wegen der Zusammenstösse das serbische Militär in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Zudem lasse er Soldaten an die Grenze zum Kosovo verlegen. Wegen «Gewalt» gegen Kosovo-Serben habe Serbien die im Kosovo stationierte Nato-Truppe aufgefordert, die Serben vor der kosovarischen Polizei zu schützen. Serbien erkennt die Unabhängigkeit seiner ehemaligen Provinz Kosovo nicht an.
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