KanadaKraftsportler gibt sich als Frau aus – aus Protest gegen trans Sportlerinnen
Ein cis Mann, der sich erst vor dem Wettkampf als Frau identifiziert hat, nimmt an einer Frauenmeisterschaft im Bankdrücken teil und bricht alle Rekorde.
Hier sieht man, wie Avi Silverberg problemlos den Rekord bricht.
Twitter/Icons_womenDarum gehts
Die trans Frau Anne Andres ist schon länger erfolgreich bei den Gewichthebe-Meisterschaften in Kanada.
Nun hat cis Mann Avi Silverberg ihren Rekord gebrochen.
Damit wolle er ein Zeichen setzen – gegen die Teilnahme von trans Personen.
Viele Sportverbände setzen auf Testosteronwerte oder schliessen trans Frauen ganz aus.
Die Frage, ob Personen, die bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden und als Frau leben, an Frauenwettkämpfen teilnehmen dürfen, wird immer heftiger diskutiert. Bereits der Fall der trans Frau Lia Thomas hat in den USA für Aufsehen gesorgt – sie hat mehrere Schwimmrekorde gebrochen.
Nun erhitzt ein neuer Fall die Gemüter: In der Canadian Powerlifting Union (CPU) können sich trans Frauen für Frauenwettkämpfe anmelden – unabhängig davon, ob sie Hormone nehmen oder bereits eine Geschlechtsangleichung hinter sich haben. Eine von ihnen ist die trans Frau Anne Andres. Sie hat in den letzten vier Jahren acht von neun Wettbewerben in der Frauenkategorie gewonnen. Laut eigenen Angaben hat sie ihre Transition bereits vor 20 Jahren hinter sich gebracht.
Doch jetzt wurden ihre Rekorde geschlagen. Und zwar von Avi Silverberg, einem bärtigen cis Mann. Er nutzte die Regelung der CPU aus und identifizierte sich für die Zeit des Wettkampfes als Frau. Er übertraf die Resultate der trans Frau um einige Kilos. Silverberg äusserte sich nicht zu seiner Aktion. Lokalen Berichten zufolge will der Profisportler aber damit die Regelung kritisieren. Die CPU sagt, eine Person solle in der Lage sein, mit ihrem «wahren Geschlecht» teilzunehmen.
Was bedeuten cis und trans?
«Cis» beschreibt einen Menschen, der im selben Geschlecht lebt, wie nach der Geburt verkündet wurde. «Trans» ist man dann, wenn man sich nicht mit dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht identifizieren kann.
Trans Sportlerin erklärt sich bereit zurückzutreten
Trans Sportlerin Anne Andres thematisiert die Situation auf ihrem Instagram-Kanal. In mehreren Videos sagt sie, dass manche es womöglich unfair fänden, dass sie an den Turnieren teilnehme. Aber Silverberg sei «ein Feigling und ein Fanatiker». Wenn es nötig wäre, sie aus den Frauenwettkämpfen zu verbannen, um die Situation zu klären, würde sie dem zustimmen. «Gebt meinen Rekord zurück an Emily (Anm. d. Red.: Zweitplatzierte), sie wird bestimmt sauer sein, weil sie mich unterstützt!», ergänzt sie. Weiter: «Ich unterstütze Frauen im Sport. Weil ich eine bin.»
Eine neue Kategorie für trans Menschen
Fitness-Youtuber Greg Doucette thematisierte den Vorfall in einem seiner Videos. Er finde es nicht fair, wenn Personen, denen bei Geburt das männliche Geschlecht zugeschrieben wurde, an Frauenwettkämpfen teilnähmen. Die Lösung für ihn: «Wir fügen eine separate Kategorie hinzu, eine neue Kategorie – die trans Kategorie.»
Findest du, trans Frauen sollten bei Frauenwettkämpfen ausgeschlossen werden?
Sportverbände haben Regeln eingeführt
Doch so einfach ist es nicht. Männer und Frauen unterscheiden sich voneinander. Frauen, die die weibliche Pubertät durchgemacht haben, sind in der Regel kleiner und schmächtiger als Männer. Sie besitzen mehr Fett- und weniger Muskelmasse. Auch unterscheiden sie sich im Hormonhaushalt: Männer haben viel mehr Testosteron als Frauen. Dieses Hormon beeinflusst die Leistungsfähigkeit.
Bei trans Sportlern und Sportlerinnen kommt es darauf an, mit welchem Alter die Hormontherapie begonnen wurde, wann die Geschlechtsangleichung stattfand und wie lange das schon her ist. Einige Sportverbände richten sich deshalb nach einer Testosteron-Grenze. Im Schwimmverband Fina müssen Athletinnen beweisen, dass sie den Maximalwert an Testosteron (2,5 Nanomol/Liter) seit der Pubertät nie überschritten haben. Auch der internationale Leichtathletikverband IAAF hat kürzlich entschieden, dass trans Frauen, die sich erst nach der Pubertät einer Geschlechtsangleichung unterzogen haben, nicht mehr bei den Frauenwettkämpfen teilnehmen dürfen.
Bereits im Jahr 2017 gab es Diskussionen rund um intergeschlechtliche Personen in Frauendisziplinen. Damals ging es um den 800-Meter-Lauf. Selina Büchel, Ostschweizer Läuferin, äusserte sich damals gegenüber 20 Minuten mit folgenden Worten: «Sie sind so auf die Welt gekommen. Sie fühlen sich als Frauen. Sollen Frauen mit männlichen Testosteron-Werten, die es in der Gesellschaft ohnehin schon schwer genug haben, auch vom Leistungssport ausgegrenzt werden?»
Quellen:
Deutsche Presse-Agentur GmbH
LGBTIQ: Hast du Fragen oder Probleme?
Hier findest du Hilfe:
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Du-bist-du.ch, Beratung und Information
InterAction, Beratung und Information für intergeschlechtliche Menschen, Tel. 079 104 81 69
Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen
Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen
Elternberatung, Tel. 058 261 61 61
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
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