Universität Zürich: Studierendenverband will mehr Gleichstellung

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Universität ZürichStudierende fordern genderneutrale Wickeltische und Stillzimmer

Der Studierendenverband der Uni Zürich will mehr Gleichstellung an der Hochschule. In einem Positionspapier fordert er etwa geschlechtsneutrale Wickeltische und kostenlose Menstruationsprodukte.

Der Verband der Studierenden der Uni Zürich stellt in einem Positionspapier verschiedene Forderungen, die für mehr Gleichstellung an der Hochschule sorgen sollen. Das Papier umfasst fünf zentrale Punkte.
Erstens fordert der Verband die Förderung benachteiligter Studenten, eine bessere Unterstützung geflüchteter Studenten, die einfachere Vereinbarkeit von Elternschaft und Studium sowie bessere Optionen fürs Teilzeitstudium. 
Zweitens fordert der VSUZH von der Lehre und Forschung ein Bewusstsein für Diversität. Die Diversität existiere im Vorlesungssaal, in der akademischen Laufbahn und dem Studienangebot.
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Der Verband der Studierenden der Uni Zürich stellt in einem Positionspapier verschiedene Forderungen, die für mehr Gleichstellung an der Hochschule sorgen sollen. Das Papier umfasst fünf zentrale Punkte.

Universität Zürich/Frank Brüderli

Darum gehts

  • Der Studierendenverband an der Uni Zürich hat eine Reihe von Forderungen für mehr Gleichstellung an der Hochschule gestellt.

  • Darunter sind etwa mehr geschlechtsneutrale Toiletten sowie die Kennzeichnung von Speisen als halal und koscher in den Mensen.

  • Die Forderungen scheinen an der Uni auf wenig Widerstand zu stossen.

Ein Drittel geschlechtsneutrale Toiletten, geschlechtsneutrale Wickeltische und Stillzimmer, Gratis-Menstruationsprodukte und die Kennzeichnung von koscherem und Halal-Essen in den Mensen: Der Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) will mehr Gleichstellung an der grössten Schweizer Uni. In einem Positionspapier hat die Gleichstellungskommission des Verbands seine Forderungen festgehalten und druckte diese auf Plakate. Hier die Forderungen im Überblick.

1. Zugänglichkeit der Bildung

Der Verband möchte, dass «sozioökonomisch benachteiligte Menschen» Stipendien erhalten. Zudem sollen alle Studierenden Teilzeit studieren können. Für Studierende mit Kindern fordert der Verband, dass diese ihr Studium und ihre Elternschaft vereinbaren können. Zudem sollen geflüchtete Studierende unterstützt und allen Barrierefreiheit gewährleistet werden.

2. Bewusstsein für Diversität

Ein Bewusstsein für Diversität fordert der VSUZH von der Lehre und Forschung. Die Diversität existiere im Vorlesungssaal, in der akademischen Laufbahn und dem Studienangebot und müsse bei der Planung der UZH sowohl strukturell als auch finanziell miteinbezogen werden. Auch bei Lehrveranstaltungsevaluationen soll die Uni die Diversität mitberücksichtigen.

3. Raumpolitik

Unter diesen Punkt fällt etwa die Forderung nach mehr «Räumen der Stille». Diese sollen Betenden und Meditierenden, jedoch auch Studierenden mit ADHS oder einer Autismus-Spektrum-Störung als Rückzugsorte dienen. Damit soll der «Neurodiversität» Rechnung getragen werden. Weiter fordert der VSUZH die Deklaration von Essen als halal oder koscher. Auch soll die Uni geschlechtsunabhängige Wickeltische sowie gratis Menstruationsprodukte und Orte zum Stillen zur Verfügung stellen. Darüber hinaus fordert der Verband, dass ein Drittel der sanitären Anlagen geschlechtsneutral gestaltet wird.

4. Diverse Repräsentation

Hier fordert der Studierendenverband, dass die UZH bei Wahlen und in der Berufspraxis eine ausgewogene Zusammensetzung bezüglich «Geschlechter, Fachhintergründen und Lebensrealitäten» aktiv fördert. Dafür sei eine «inklusive Gesprächskultur» als Basis unerlässlich.

5. Information und Anlaufstellen

Der Verband sorgt sich um Betroffene von Trans-, Queer- und Homofeindlichkeit sowie von Rassismus und behinderungsbedingter Diskriminierung. Darum fordert er flächendeckendes Informieren und den Ausbau von Anlaufstellen.

«Selbstverständlich wie WC-Papier und Seife»

«Für uns war wichtig, das Thema Gleichstellung und Inklusion auf möglichst vielen Ebenen im Positionspapier zu betrachten», so Leonie Barnsteiner (24) vom VSUZH gegenüber den Zeitungen der Tamedia. So sollen etwa kostenlose Menstruationsprodukte zukünftig zur Grundausstattung von UZH-Toiletten gehören, «so selbstverständlich wie WC-Papier und Seife».

Findest du die Forderungen des VSUZH gerechtfertigt?

Laut Unisprecher Beat Müller würde man eine Kennzeichnung der Speisen als koscher und halal in den Mensen der UZH begrüssen. Zudem verfügten die Uni-Standorte bereits über ein Dutzend fixe Wickeltische, die allerdings nicht genderneutral seien. Es gebe jedoch die Möglichkeit, «mobile Wickeltische» anzufordern und aufzustellen.

Uni Bern hat bereits «Menstruationsartikelspender»

Für das Ziel von Gratis-Hygieneartikel während der Periode sei im Herbst 2022 eine entsprechende Arbeitsgruppe gegründet worden, so Müller. «Darin sind die Abteilungen Gleichstellung und Diversität, Sicherheit und Umwelt sowie der Betriebsdienst Zentrum vertreten.» An den Unis Lausanne und Genf sowie an der ETH Zürich gibt es ein entsprechendes Angebot bereits. Die Uni Bern stellt seit letztem Semester rund 40 «Menstruationsartikelspender» zur Verfügung, deren Kostenpunkt bei 2500 Franken pro Semester liegt.

Forderungen wie jene des VSUZH wurden in der Vergangenheit oft als Versuch übertriebener «Wokeness» verschrien, doch blieben dieses Mal die gehässigen Reaktionen grösstenteils aus. Die Plakate des Verbands, die auch mehr «Räume der Stille» für Betende und Meditierende, jedoch auch für Studentinnen und Studenten mit ADHS oder Autismus-Spektrum-Störung fordern, scheinen an der Uni auf wenig Widerstand zu stossen. 

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