KrankheitJan (31) hat Lungenkrebs im Endstadium – und gibt nicht auf
Jan (31) hat Lungenkrebs im Endstadium. Wie lange er noch lebt, weiss er nicht. Über ein Leben mit Enddatum.
Darum gehts
Jan (31) hat Lungenkrebs im Endstadium.
Seit der Diagnose habe sich sein Leben verändert: «Alles verliert an Relevanz. Ausser Familie und Freunde, sie werden wichtiger.»
Für sein Ableben hat Jan bereits alles geplant.
Für insgesamt 14 Monate reiste Jan* um die Welt. Durch Südostasien und Lateinamerika. Einige Wochen vor seiner Rückkehr begann er zu husten. «In Hostels sind immer wieder Leute krank. Ich dachte mir nicht viel dabei», sagt der 31-Jährige. Doch der Husten blieb hartnäckig. «Irgendwann begann es zu rasseln beim Ein- und Ausatmen.»
«Ich möchte gehen können, wenn es mir nicht mehr gut geht und ich die Entscheidung noch selber treffen kann.»
Zurück in der Schweiz ging Jan mit der Vermutung, dass er eine Lungenentzündung hatte, zu seiner Ärztin. Diagnose: Lungenkrebs. Geraucht hat er nie. Der Zugang zum rechten Lungenflügel sei völlig verengt gewesen. «Ich atmete fast nur noch mit dem linken Lungenflügel.» Auf den Bildern habe man ebenso sofort erkannt, dass der Krebs bereits in Knochenmark, Leber und Hirn gestreut hatte. «Ich hatte keine Ahnung, was das nun bedeutet: Habe ich noch drei Monate oder drei Jahre?» – «Etwa so», antwortete die Ärztin. Sein Krebs sei nicht heilbar. «Zuerst habe ich es gar nicht realisiert. Es war ein Schock – und surreal.»
Mit einer Whatsapp-Nachricht informierte er sein Umfeld
Kurz nach der Diagnose habe er sich bei einer Sterbehilfeorganisation angemeldet. Das sei ihm wichtig gewesen: «Ich möchte gehen können, wenn es mir nicht mehr gut geht und ich die Entscheidung noch selber treffen kann.» Seinem engsten Umfeld habe er eine Nachricht geschrieben und sie über den Krebs informiert. Am Schluss stand: «Ruf mich nicht an und gib mir bitte keine Tipps.» Das sei das Einzige gewesen, was ihn zu dieser Zeit erzürnt habe. «Viele kennen jemanden, der schon einmal Krebs hatte – und bei denen dieser behandelt werden konnte. Aber bei mir ist das halt nicht der Fall.» Die Antwort eines Freundes habe ihn besonders berührt: «Ich bin für dich da.»

Jan nimmt Medikamente gegen die Schmerzen – könne aber noch alles machen, was er will.
20minJan begann schnell mit der Chemo und Immuntherapie – eine palliative Behandlungsart. Jan ist froh, da er momentan grundsätzlich fit sei. Er nimmt manchmal Medikamente gegen die Schmerzen und den Husten – könne aber noch fast alles machen, was er will. «Solange ich körperlich keine grossen Einschränkungen habe, geht es mir auch psychisch gut.» Drei Monate bis drei Jahre. «Inzwischen ist es okay für mich, dass ich sterbe. Meine Wut hat sich gelegt.» Schwieriger sei es aber für diejenigen, die ihn lieben.
Jan schmiss eine Party mit Band und rund 80 Gästen
Im März bekam Jan die Diagnose. Im April schmiss er eine grosse Party – inklusive Band – und rund 80 Gästen. Ich bat die Gäste mit einem ausgehängten Flyer, nicht über den Krebs zu sprechen. «Ich wollte einfach mit meinen Liebsten feiern», sagt Jan.
«Beim Klettern vergesse ich alles. Sogar, dass ich Krebs habe.»
Viele wollten ihm etwas schenken oder etwas zur Party beisteuern – «meine Schwester hat dann ein Konto gemacht.» Insgesamt hätten seine Freunde 10'000 Franken gespendet. Mit dem Geld soll er alles machen, was er will. Und das tue er auch. «Beim Klettern vergesse ich alles. Sogar, dass ich Krebs habe.» Gerade erst sei er mit einer Freundin für zehn Tage in Tansania gewesen. «Ich habe mein Leben intensiv gelebt: 73 Länder bereist, einen Fallschirm- und einen Bungeesprung gemacht, das Mount Everest Basecamp besucht. Und noch so viel mehr.» Auf seinen Reisen habe er rund 300 Kontakte gespeichert. «Das sind alles Menschen, mit denen ich in Kontakt bleiben möchte.»
«Es ist einfacher, ein netter Mensch zu sein, als ein ignorantes A***loch.»
Schon immer habe er gerne Menschen zusammengebracht – verschiedene Freundeskreise einander vorgestellt. Und schon früh habe er versucht, das Gute in anderen zu sehen und Vorurteile abzulegen. «Es ist einfacher, ein netter Mensch zu sein, als ein ignorantes A***loch.»
Nach der Diagnose: «Alles verliert an Relevanz»
Seit der Diagnose habe sich sein Leben verändert: «Alles verliert an Relevanz. Ausser Familie und Freunde, sie werden wichtiger.» In den vergangenen Wochen habe er viele Freunde und Bekannte getroffen: «Oftmals habe ich sie zum Weinen gebracht, in den Arm genommen und trösten müssen», erzählt Jan. Das Trösten sei hart gewesen. «Ich konnte ihnen schliesslich nicht sagen, dass alles gut kommen würde.» Seine Familie – Mutter, Vater und Schwester – sei stark: «Sie sagen, wenn ich weg bin, werden sie traurig sein. Aber sie werden weiterleben.»
Jan hat für die Beerdigung ein Video aufgenommen
Für sein Ableben habe er bereits alles geplant: «Wenn ich sterbe, postet meine Schwester ein letztes Bild mit der Einladung zur Beerdigung, dann löscht sie das Profil.» Für diese habe er ein Video von sich aufgenommen. Es dauert acht Minuten. Das Video sei ein Aufruf, das Leben zu leben – und es wertzuschätzen – ohne Ausreden.
*Name geändert
Hast du oder hat jemand, den du kennst, die Diagnose Krebs erhalten?
Hier findest du Hilfe:
KrebsInfo der Krebsliga, Tel. 0800 11 88 11
Regionale Beratungsstellen der Krebsliga
Peerplattform der Krebsliga
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