Spannungen im Kosovo spitzen sich zu – die Hintergründe

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KrisenherdSpannungen im Kosovo spitzen sich zu – die Hintergründe

Auch wenn Serbien einen Teil seiner Truppen von der kosovarischen Grenze abgezogen hat, bleibt die Situation angespannt. 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen.

Der Konflikt im Kosovo schwelt seit Jahren. Serbien erkennt den Kosovo nicht als eigenständigen Staat an. 
Gerade im mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten Nordkosovo kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen. 
Für Balkanexperte Konrad Clewing ist klar: Nach der jüngsten Eskalation muss der Westen mit Serbien härter ins Gericht gehen.
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Der Konflikt im Kosovo schwelt seit Jahren. Serbien erkennt den Kosovo nicht als eigenständigen Staat an. 

AFP

Darum gehts

  • Der Konflikt im Kosovo droht zu eskalieren. 

  • Der Kosovo wirft Serbien vor, aus drei Richtungen mit der Armee Richtung Grenze vorzustossen.

  • Der serbische Präsident Aleksander Vucic spricht von einer Lügenkampagne und will Beweise liefern. 

  • Das sind die Hintergründe. 

Die Menschen im Balkan fürchten sich vor einem Krieg. Was ist passiert? Wieso kommt der Kosovo nicht zur Ruhe? Die wichtigsten Antworten.

Wieso kommt der Kosovo nicht zur Ruhe?

Serbien akzeptiert den Kosovo nicht als eigenständigen Staat, ebenso wenig wie Russland, China, Spanien, Griechenland, die Slowakei oder Rumänien. Dem gegenüber stehen 111 Länder der Vereinten Nationen, die die Unabhängigkeit des Kosovo anerkennen. Der Norden des Kosovo wird überwiegend von Serben bewohnt, die sich gegen die Unabhängigkeit des Kosovo wehren.

Wieso spitzte sich die Lage jüngst zu?

Im Frühling fanden in den vier Grosskommunen im Nordkosovo Wahlen statt, welche die Serben in Koordination mit Belgrad boykottierten. Dadurch wurden Kosovo-Albaner mit wenigen Stimmen zu Bürgermeistern gewählt, was zu Unmut unter den dort lebenden Serben führte. Die kosovarische Polizei intervenierte Ende Mai ohne Absprache mit den von der Nato gestellten Schutztruppen KFOR zur Absicherung der Amtseinführung der Gewählten. Die Lage eskalierte, es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen. Laut der KFOR erlitten 30 Soldaten Verletzungen, auch auf serbischer Seite gab es Dutzende Verletzte.

Wie reagierte der Westen?

Die EU und die USA reagierten empört über den Kosovo. Laut dem Balkanexperten Konrad Clewing machte der Westen hier einen Fehler: Anstatt die Gewalt durch die Serben klar zu verurteilen, massregelte man den Kosovo, weil die Aktion zum Schutz der neuen Amtsträger nicht mit der KFOR abgesprochen war. «Das hat die serbische Seite ermutigt.»

Wie kam es zur drohenden Eskalation?

Am Sonntag, 24. September, ist es im Norden des Kosovo zu gewaltsamen Angriffen auf Polizisten gekommen. In der Folge besetzten rund 30 gut ausgerüstete Personen, mutmasslich serbische Paramilitärs, ein Kloster. Die kosovarische Polizei übernahm später die Kontrolle über das Kloster, mehrere Angreifer wurden getötet. Der kosovarische Ministerpräsident warf Serbien «terroristische Attacken» vor, Serbiens Präsident Vucic wies das umgehend zurück.

Warst du schon einmal im Kosovo?

Wie ist die Situation derzeit an der Grenze?

Nach Drohungen der USA hat Serbien einen Teil seiner Truppen von der Grenze abgezogen. Vucic erklärte, dass Serbien «keinen Krieg wolle».

Was will Serbien?

Serbiens Präsident kündigte am Sonntag an, innerhalb von 24 Stunden Beweise zu liefern, dass die Berichte über den Hergang der Ereignisse vom 24. September eine grosse Lügenkampagne seien. Serbien verteidige nur seinen territorialen Anspruch. «Vucic strebt aber wohl an, zumindest das mehrheitlich von Serben bewohnte Gebiet des Kosovo zurückzuerobern», sagt Clewing.

Was will der Kosovo?

Die neue Regierung des Kosovo ist laut Clewing weniger kooperativ mit dem Westen. «Sie gibt sich nach innen als Hüterin der kosovo-albanischen Interessen und der territorialen Integrität aus.» Nach aussen wolle die neue Regierung zeigen, dass der Kosovo kein Staat zweiter Klasse sei und nicht nur dann etwas mache, wenn sie die Bewilligung des Westens habe.

Wie Clewing die Möglichkeit einer weiteren Eskalation des Konflikts einschätzt, welche Auswirkungen das auf Europa hätte und welche Rolle Russland dabei spielt, erfährst du im Interview.

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