Kronenhalle-Doku: Geschäftsführer nimmt Stellung

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KronenhalleGast wird «Broccoli» genannt: «Das ist ein Ausdruck von Respekt»

Kronenhalle-Geschäftsführer Dominique Godat nimmt Stellung zu den kritischen Reaktionen auf die SRF-Doku. Küchenchef Peter Schärer arbeite mit sehr viel Leidenschaft und Professionalität.

Geschäftsführer Dominique Godat nimmt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» Stellung zu den negativen Rückmeldungen.
Anders als bei einem kleinen Beizli: Beim Mittagessen empfange das Restaurant 150 Gäste, am Abend nochmals 200.
Küchenchef Peter Schärer arbeite mit sehr viel Leidenschaft und Professionalität und habe jahrelange Erfahrung.
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Geschäftsführer Dominique Godat nimmt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» Stellung zu den negativen Rückmeldungen.

Tamedia AG

Darum gehts

  • Nach der Ausstrahlung der SRF-Doku zur Kronenhalle wurden viele negative Kommentare und Bewertungen abgegeben, im Fokus davon der Umgang des Küchenchefs mit seinen Angestellten.

  • Geschäftsführer Dominique Godat nimmt Stellung. Küchenchef Peter Schärer mache seine Arbeit mit sehr viel Leidenschaft und Professionalität.

  • Dass ein Gast in der Dokumentation konsequent «Broccoli »genannt wird, sei nicht abschätzig gemeint, sondern ein Ausdruck von Respekt.

Die Ausstrahlung der SRF-Doku-Serie zum Zürcher Traditionslokal Kronenhalle, deren letzter Teil diesen Freitag gezeigt wird, hat bei einigen Zuschauern für Empörung gesorgt. Im Zentrum der Kritik stand Küchenchef Peter Schärer und sein Umgang mit Angestellten. Nun äussert sich Geschäftsführer Dominique Godat im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

«Sehr viel Leidenschaft und Professionalität»

«Herr Schärer macht seine Arbeit mit sehr viel Leidenschaft und Professionalität. Er hat auch langjährige Erfahrung», erklärt Godat gegenüber der Zeitung. Beim Mittagessen kämen 150 Gäste, am Abend weitere 200. Entsprechend seien die Herausforderungen und die Erwartungen anders als in einem kleinen Beizli.

Es könne vorkommen, dass es in der Küche mal laut werde und Kraftworte fallen, wenn etwa die Mise en Place nicht richtig gemacht ist. «Es ist korrekt, wenn Herr Schärer sehr viel Wert darauf legt. Wenn man mitten im Service noch Zwiebeln hacken muss, weil die Vorbereitung mangelhaft war, dann ist das überhaupt nicht gut.» In der Serie werde sehr deutlich, dass alle Mitarbeitenden Peter Schärers Kritik dazu verstehen.

Übername «Broccoli» als Ausdruck von Respekt

In der Dokumentation wird ein Gast konsequent «Broccoli» genannt, weil er dieses Gemüse sehr gerne isst. «Das ist nicht abschätzig gemeint, sondern ein Ausdruck von Respekt», erklärt der Geschäftsführer. Der Gast esse vier- bis fünfmal die Woche in der Kronenhalle. «Bei den Stammgästen wissen wir, welches Mineralwasser sie wünschen, ob sie es mit oder ohne Kohlensäure trinken, es kalt oder auf Raumtemperatur lieber haben.» Dann komme automatisch das an den Tisch. Gäste würden das sehr schätzen, weil sie sich dann wie zu Hause fühlen.

Godet vermutet, der besagte Gast wisse nichts von seinem Übernamen. «Aber so wie ich ihn kenne, würde er das lustig finden. Und ich kenne den Herrn sehr gut.»

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Gleichheitsgebot und Diversity-Kriterien

In der Dokumentation fällt auf, dass die schwarzen Küchenangestellten nie sprechen und beim Essen in der Kantine an einem separaten Tisch sitzen. In der Küche sei die Arbeitssprache Deutsch, in den Pausen wollen sich aber viele Mitarbeitende in ihrer Muttersprache, beispielsweise Französisch, unterhalten, erklärt Godet. «Und auch ich spreche in diesem Fall mit ihnen Französisch, Englisch oder Italienisch. Diese Rücksichtnahme ist mir wichtig.»

Auf das Gleichheitsgebot werde grossen Wert gelegt. Die Kronenhalle sei ein modernes Unternehmen, das Diversity-Kriterien anwende. Dem SRF-Team sei offengelassen worden, welche Mitarbeitenden einbezogen werden.

Kritiker zum Besuch eingeladen

Die Frage, ob er bereue, dem SRF die Tür geöffnet zu haben, beantwortet Godat mit Nein. Obwohl es auch kritische Bemerkungen gebe, seien 80 Prozent der Rückmeldungen positiv. «Insofern war es richtig, dass wir alle Türen geöffnet und alle Abläufe gezeigt haben.»

Zu den Leuten, die negative Kommentare und Bewertungen hinterlassen haben, sagt der Geschäftsführer: «Ich lade sie gerne ein, an einem Morgen mal zu uns in die Kronenhalle-Küche zu kommen.» Wenn man im Restaurant sitzt, sei es schwierig, nachzuvollziehen, was in der Küche alles geleistet wird.

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