Lange Arbeitszeiten«Wahnsinn» – Ministerin sagt spanischer Esskultur den Kampf an
In Spanien wird traditionell erst zu später Stunde zu Abend gegessen. Das will die Wirtschaftsministerin Yolanda Diaz nun ändern – und führt psychologische Gründe an.
Darum gehts
In Spanien wird traditionell erst zu später Stunde zu Abend gegessen.
Das will die Wirtschaftsministerin nun ändern, um Arbeitnehmende zu schützen.
Von der Opposition und den konservativen Parteien gibt es Kritik.
Während Herr und Frau Schweizer traditionellerweise um 18 Uhr zu Abend essen, sieht es in vielen Ländern ganz anders aus: In Spanien etwa wird meist erst ab 20 Uhr, häufig auch später, diniert. Wenn es nach der Wirtschafts- und Arbeitsministerin Yolanda Diaz geht, soll sich das aber bald ändern.
Sie beschreibt die Gewohnheit, Restaurants bis spät in die Nacht offenzulassen, als «Wahnsinn». «Ein Land, das seine Restaurants um ein Uhr nachts noch geöffnet hat, ist nicht vernünftig», argumentiert die linke Politikerin.
Die Kritik an der Aussage liess nicht lange auf sich warten: Isabel Diaz Ayuso, die Regionalpräsidentin von Madrid und scharfe Kritikerin der Landesregierung, warf der Arbeitsministerin etwa vor, darauf abzuzielen, dass «die Bevölkerung gelangweilt zu Hause hockt».
«Lehnen Vorschläge ab, die Lebensstil infrage stellen»
«Spanien hat das beste Nachtleben der Welt mit Strassen voller Leben und Freiheit – das bietet auch Arbeitsplätze», so Ayuso. Spain by Night, eine Dachorganisation von Freizeit- und Unterhaltungsunternehmen, argumentiert, dass die geöffneten Restaurants zu später Stunde auch viele Touristen anziehen. «Wir lehnen jeden Vorschlag ab, der den spanischen Lebensstil infrage stellt», heisst es seitens der Vereinigung.
Um welche Zeit isst du zu Abend?
Im Kern geht es in dem Streit um den spanischen Arbeitstag, der laut dem «Guardian» über elf Stunden dauern kann. 2016 versprach die Partido Popular, den Arbeitstag zu verkürzen und die Work-Life-Balance zu verbessern. Beim Streit um die Restaurant-Öffnungszeiten sind die Vertreter der Oppositionspartei nun aber als die schärfsten Kritiker aufgetreten.
Ihre Argumentation für eine frühere Schliessung von Restaurants verweist sie auf Studien, laut denen späte Arbeitszeiten oder Nachtschichten zu einem höheren Risiko einer schlechten mentalen Gesundheit führen. «Unsere Partei ist sehr wohl für Freizeitaktivitäten», so Diaz, «so sehr, dass wir den Arbeitstag verkürzen wollen. Wir wollen, dass die Menschen das Leben geniessen können».
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