Schweizer GrossbankLeichen im Keller? Darum schlägt niemand beim CS-Tiefpreis zu
Die Credit-Suisse-Aktie verliert massiv an Wert – und ist eigentlich unterbewertet. Die Bank ist aber immer noch Milliarden wert und deshalb eine Übernahmekandidatin.
Darum gehts
Die CS-Aktie kann nicht unter 2.52 Franken fallen, sagte die CS-Spitze kürzlich.
Jetzt ist der Kurs massiv tiefer.
Die Aktie der Credit Suisse (CS) verlor am Mittwoch zwischenzeitlich über 30 Prozent an Wert und fiel auf knapp 1.60 Franken – obwohl CS-Präsident Axel Lehmann noch im Dezember sagte, dass der Wert unmöglich unter 2.52 Franken fallen könnte.
Nach einer solchen Aussage sei es beunruhigend, wenn der Kurs so stark fällt, sagt Marc Chesney, Finanzprofessor an der Uni Zürich, zu 20 Minuten. «Lehmann wollte die Anlegerinnen und Anleger beruhigen, das ist ihm nicht gelungen. Die Lage ist schlimm», so Chesney.
Teufelskreis für die CS
Die Entwicklung für die Credit Suisse ist sowohl beim Aktienkurs, als auch bei Kreditausfallversicherungen für CS-Aktien alarmierend. Bei Letzteren ist der Wert heute höher als vor der UBS-Rettung. Zudem machten CS-Anleihen rekordhohe Tagesverluste. Cash.ch schreibt von einem Teufelskreis und fragt, wie lange das noch gut gehen kann. Die steigenden Renditen bei den Anleihen der CS machten eine Refinanzierung der Bank immer teurer.
Mit dieser Aussage habe sich Lehmann blamiert, sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger zu 20 Minuten. «Er hat die Situation völlig falsch eingeschätzt», so Geiger. Durch die Krise von drei US-Banken sei die ganze Bankenwelt ins Schleudern gekommen. «Jetzt geht man auf die Schwachen wie die CS los», sagt Geiger.
Der Börsenwert der Grossbank belief sich zwischenzeitlich nur noch auf 6,5 Milliarden Franken. Dabei dürften allein die Immobilien in Besitz der Grossbank etwa 2,5 Milliarden Franken wert sein. Die CS-Aktie ist stark unterbewertet, sagt Geiger. «Das war sie schon, als sie noch fünf Franken wert war, jetzt gibt es sie fast gratis», so Geiger. Allein das Schweizer Geschäft der CS schätzt er auf einen Wert von zehn bis 15 Milliarden Franken.
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Warum es bei dieser Unterbewertung trotzdem noch nicht zur Übernahme kam, hat mehrere Gründe. Potenzielle neue Investoren vermuten wahrscheinlich, dass es Leichen im Keller bei der CS gibt, von denen man nicht genug weiss, sagt Finanzprofessor Chesney.
Ein weiterer Grund: «Viele vermuten wohl, dass es noch billiger wird», sagt Hans Geiger. Aber der wichtigste Grund sei wohl, dass niemand Verantwortung übernehmen wolle. «Niemand will in dem Laden aufräumen», so Geiger. Zudem wären ausländische Banken nicht frei, die systemrelevante Bank zu übernehmen.
Die Finanzmarktaufsicht (Finma) müsste die Übernahme eines hohen Aktienanteils prüfen. Ob eine in- oder ausländische Bank eine solche Anfrage gestellt hat, ist unklar. Auf Anfrage sagt ein Sprecher der Finma, man äussere sich nicht zu Einzelfällen.
Bei einer allfälligen Bankenpleite schützt die Schweizer Einlagensicherung die Gelder von Kundinnen und Kunden bis zu einem Betrag von 100’000 Franken. «Über diesen Betrag hinaus sollten die Anleger ihre Bestände bei anderen Banken, in Geldmarktfonds und in kurzlaufenden Staatsanleihen verteilen», sagt Alan Mudie, Anlagechef der Zuger Woodman Asset Management, zu 20 Minuten.
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