Lengnau: Campax will Adrian Spahr als Gemeindepräsident verhindern

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Lengnau BELinker Verein startet Frontalangriff auf Berner SVP-Gemeinderat

Im Sommer sorgte die Organisation Campax mit einem Nazi-Vergleich für Wirbel. Nun fährt sie schweres Geschütz gegen JSVP-Chef Adrian Spahr auf – und will diesen im Kampf um Lengnaus Gemeindepräsidium ausbremsen. 

Campax-Kampagnenleiterin Virginia Köpfli teilt im Video kräftig gegen Adrian Spahr (SVP) aus. 
«Ein verurteilter Rassist als höchster Lengnauer? Könnt ihr euch das vorstellen? Deine Stimme kann das verhindern!», appelliert Köpfli eindringlich an die Lengnauer Bevölkerung.
«Ich frage mich schon, was eine Zürcher Organisation in einem kommunalen Berner Wahlkampf verloren hat», sagt der frisch gewählte SVP-Gemeinderat Adrian Spahr. 
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Campax-Kampagnenleiterin Virginia Köpfli teilt im Video kräftig gegen Adrian Spahr (SVP) aus. 

Facebook/Campax (Screenshot)

Darum gehts 

  • Am kommenden Wochenende findet in Lengnau die Wahl um das Gemeindepräsidium statt: Adrian Spahr (SVP) fordert die amtierende Gemeindepräsidentin Sandra Huber (SP) heraus.

  • Die Sozialdemokratin erhält nun Unterstützung durch die linke Kampagnenorganisation Campax. 

  • In einem Video rät Campax den Einwohnerinnen und Einwohnern dringend davon ab, einen «verurteilten Rassisten» zum höchsten Lengnauer zu wählen.  

Wie bei den eidgenössischen Wahlen ging die SVP auch bei den Gemeindewahlen in Lengnau als klare Siegerin hervor: Sie gewann auf Kosten der FDP einen Sitz hinzu und ist nun dreifach in der Exekutive vertreten. Am meisten Stimmen erzielte dabei der neu gewählte Adrian Spahr, Co-Präsident der Jungen SVP Bern. Beflügelt von seinem Wahlerfolg will der 29-Jährige nachdoppeln und das Gemeindepräsidium erobern. Am 19. November tritt er zur Kampfwahl gegen die amtierende Gemeindepräsidentin Sandra Huber (SP) an. 

Das Lengnauer Duell weckt Interesse über die Gemeindegrenzen hinaus. So mischt sich die linksgrüne Kampagnenorganisation Campax, beheimatet in Zürich, in den kommunalen Wahlkampf ein. In einem Video auf Social Media macht sich der Verein für die Sozialdemokratin stark – und rät dringend von der Wahl Spahrs ab. Denn der «Ädu» sei eben kein Unbekannter, mahnt Campax-Kampagnenleiterin Virginia Köpfli im Wahlspot. Sie erinnert daran, dass Spahr 2019 wegen Rassendiskriminierung verurteilt wurde. Grund war ein Wahlplakat der JSVP, welches Stimmung gegen ausländische Fahrende machte. 

«Ein verurteilter Rassist als höchster Lengnauer? Könnt ihr euch das vorstellen? Deine Stimme kann das verhindern!», appelliert Köpfli eindringlich an die Lengnauer Bevölkerung. Campax ist bekannt dafür, dass sie auch gern mal unter der Gürtellinie austeilt: Im vergangenen Sommer hatte sie mit einem Briefkastenkleber für Aufsehen gesorgt, auf dem SVP und FDP als Nazis verunglimpft wurden. 

«Ich habe daraus gelernt»

Adrian Spahr zeigt sich irritiert über den Werbespot. «Ich frage mich schon, was eine Zürcher Organisation in einem kommunalen Berner Wahlkampf verloren hat», sagt der frisch gewählte SVP-Gemeinderat. Er könne sich jedoch vorstellen, dass seine politischen Gegner aus Lengnau Campax beauftragt oder den Verein zumindest um einen Beitrag zugunsten der SP-Kandidatin gebeten hätten. 

Weniger überrascht Spahr der Inhalt des 50-sekündigen Videos. Zum einen wegen der «ideologischen Ausrichtung» der Organisation, wie er sagt. Zum anderen habe er sich an die darin erhobenen Vorwürfe mittlerweile gewohnt, auch im Wahlkampf um den Lengnauer Gemeinderat sei er mit der Karikatur von 2018 und der darauffolgenden Verurteilung konfrontiert worden. «Es ist offenbar das einzige Argument, das gegen meine Kandidatur spricht – ein anderes höre ich nie.» Der JSVP-Chef hält klar fest, dass er ein Wahlplakat in dieser Form heute nicht mehr veröffentlichen würde: «Man wird älter und reifer. Ich habe aus der Sache gelernt und sie hat mich weitergebracht.» 

Könnte der Werbespot von Campax die Wahl um das Gemeindepräsidium zu seinen Ungunsten beeinflussen? Spahr glaubt nicht daran – und verweist auf sein Glanzresultat bei den Gemeinderatswahlen: «Den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern geht es darum, wer ihre Anliegen am besten vertreten kann, und nicht darum, wer vor sechs Jahren irgendeine Zeichnung gemacht hat.» 

«Spahr hat nicht das Format»

Campax verstehe sich als nationale Organisation und habe zum Beispiel auch im National- und Ständeratswahlkampf im Kanton Bern mitgemischt, schreibt Kampagnenleiterin Virginia Köpfli auf Anfrage. Doch warum mit einer bald sechs Jahre alten Geschichte gegen einen unliebsamen Kandidaten werben? Bis heute sei Adrian Spahr Co-Präsident der JSVP Bern und in dieser Funktion «bei einigen provokativen Aktionen» dabei gewesen, argumentiert Köpfli. «Hetze ist bei der JSVP Parteistrategie. Die Verurteilung ist einfach die Spitze des Eisberges und steht repräsentativ für die Art und Weise, wie Herr Spahr Politik betreibt. Darin hat sich auch in den letzten sechs Jahren nichts geändert.» Für Köpfli ist deshalb klar: «Spahr hat nicht das Format eines Gemeindepräsidenten.» 

Geliked wurde das Campax-Video unter anderem von der amtierenden Gemeindepräsidentin Sandra Huber. Hält auch sie ihren Herausforderer demnach für einen Rassisten? Die SP-Politikerin will auf diese Frage nicht eingehen. Sie sagt lediglich: «Adrian Spahr muss selbst mit seinen Taten im Reinen sein. Was mich betrifft, geht es mir um den weiteren Fortschritt für Lengnau. Die letzten vier Jahre wurden gute Entscheidungen getroffen und vieles konnte umgesetzt werden.» Im Übrigen sei das Video nicht von der SP Lengnau in Auftrag gegeben worden: «Die Unterstützung kam für mich aus heiterem Himmel.» 

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